So profitiert Lufthansa von der Katar-Krise

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Freud und Leid können nah beieinander liegen – das weiß man in diesen Tagen vor allem bei der Lufthansa.

Gerade noch hatte die Traditionsairline den Kompromiss gefeiert, den sie nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften und etlichen Streikphasen im Tarifkonflikt erzielen konnte, schon regt sich neuer Unmut.

Wird Tarifpaket noch mal aufgeschnürt?

Die Piloten sind unzufrieden und werfen ihrer Gewerkschaft vor, sie habe sich bei den Tarifverhandlungen vom Konzern über den Tisch ziehen lassen. Es brodelt, die Stimmung in der Belegschaft droht zu kippen – und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn viele Details sind noch nicht fertig verhandelt.

Ein Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) rechnet erst im Herbst mit entsprechenden Ergebnissen, die dann den Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt werden sollen. Je nachdem, wie das Papier am Ende aussieht, droht womöglich neues Ungemach von Seiten der Cockpit-Crews.

Schwierigkeiten der Konkurrenz

Vom Tisch ist dagegen wohl eine zwischenzeitlich diskutierte Übernahme des schwächelnden Konkurrenten Air Berlin durch die Lufthansa – zumindest vorerst. Vor allem der immense Schuldenberg, die Kostenstruktur bei Air Berlin sowie kartellrechtliche Einschränkungen sprechen aus Sicht von Lufthansa-Chef Carsten Spohr derzeit gegen einen Zusammenschluss. Gleichwohl unterstützt die Lufthansa den kleineren Wettbewerber, indem etliche Flugzeuge aus der Air Berlin-Flotte geleast und auf Lufthansa-Strecken eingesetzt werden.

Unter den Schwierigkeiten bei Air Berlin leidet zudem auch eine andere Lufthansa-Konkurrentin: Etihad. Die aufstrebende Luxus-Airline aus Abu Dhabi ist bei mehreren kriselnden Fluggesellschaften eingestiegen, doch die Strategie zahlt sich nicht aus. Mit Etihad geriet die erste Konkurrentin aus der Golfregion in die Bredouille.

Schwächen der Golf-Airlines

Auch Emirates steht vor Problemen: Die Airline hat vor allem auf große Flugzeuge wie den A380 gesetzt und sieht sich nun mit Auslastungsschwierigkeiten konfrontiert, da zunehmend Billigfluglinien in den Langstreckensektor streben und den dort etablierten Airlines die Passagiere abwerben.

Seit dem Ausbruch der jüngsten Krise um Katar – der Wüstenstaat wird seit kurzem von mehreren anderen Staaten der Region isoliert – ist es auch um Qatar Airways schlechter bestellt. Die Airline ist von den Einschränkungen direkt betroffen, viele Flüge werden umgeleitet, die Qatar-Maschinen bleiben zum Großteil am Boden – das kostet.

Lufthansa Aktie am Scheideweg

Wer jedoch von den aktuellen Schwächen der Golf-Airlines profitieren kann, ist die Lufthansa. Die Nachfrage der Passagiere hat sich zuletzt positiv entwickelt, gerade in den USA und China, wo die ehemalige Staatsairline in den vergangenen Jahren besonders unter dem Druck der arabischen Konkurrenz zu leiden hatte.

Anleger halten derzeit jedoch inne, die Lufthansa Aktie bewegt sich seit Mitte des Monats seitwärts, nachdem sie zuvor eine atemberaubende Rally hingelegt hat und sich auf Jahressicht um mehr als 50 Prozent verteuern konnte.

Das Papier war zuletzt für 18,60 Euro zu haben, die Analystenmeinungen über die weitere Entwicklung gehen jedoch auseinander. Von Kaufempfehlungen mit Kursziel 20 Euro bis hin zu Verkaufswarnungen mit Kursziel 12,50 Euro ist derzeit alles dabei.