Lufthansa Aktie: Neuausrichtung nimmt Fahrt auf
Die Lufthansa setzt den Rotstift an: Nachdem die Traditionsairline mit einem staatlichen Überbrückungskredit in Höhe von rund 9 Milliarden Euro vor der Pleite gerettet wurde, werden nun nach und nach erste Maßnahmen bekannt, die die Lufthansa mittelfristig wieder in die Erfolgsspur zurückbringen sollen.
Weniger Personal, weniger Flugzeuge
Auf Ebene der Führungskräfte sollen etwa 20 Prozent der Stellen wegfallen, auch die Vorstände werden um je eine Person verkleinert, zusätzlich werden 1.000 Stellen in der Verwaltung gestrichen. Mit den Gewerkschaften verhandelt die Konzernführung über finanzielle Deckelungen in den Tarifverträgen. Mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo hat man sich bereits auf Einschnitte verständigen können, mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit laufen die Verhandlungen noch. Zudem sind, solange die staatlichen Kredite nicht zurückgezahlt sind, Managerboni und Dividendenauszahlungen gestrichen.
Gespart wird also an allen Ecken und Enden, vom Vorstand über den Aktionär bis hin zum Flugbegleiter. Auch die Investitionen in neue Flugzeuge werden halbiert: Bis 2023 plant die Lufthansa die Neuanschaffung von nur noch 80 Maschinen. Insgesamt soll die Flotte von derzeit 760 Jets um 100 verkleinert werden. Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr rechnet auch über die Coronakrise hinaus mit einer dauerhaft kleineren Flotte und hat in diesem Kontext die Zahl von Überhangstellen auf mehr als 20.000 beziffert. Um niemanden betriebsbedingt entlassen zu müssen, werden sozialverträgliche Lösungen mit den Arbeitnehmervertretern angestrebt.
Touristen als stärkere Zielgruppe
Perspektivisch will sich die Lufthansa auch in Sachen Streckenangebot und Passagierzielgruppen neu orientieren. Bislang wurde die Kranichairline besonders gern von Businessreisenden genutzt, die einen gewissen Komfortstandard zu schätzen wissen und die Kosten hierfür nicht selbst tragen müssen. Im Zuge der Coronapandemie haben aber nun zahlreiche Unternehmen auf Videokonferenzen anstelle von Präsenzterminen umgestellt – viele von ihnen könnten dieses Modell auch über die Krise hinaus beibehalten, da es Zeit und Kosten spart und sich vielfach bewährt hat.
Die lukrative Klientel der Geschäftsreisenden könnte sich also nachhaltig verringern. Dementsprechend plant die Lufthansa, künftig verstärkt auf touristisch angelegte Reiseangebote zu setzen – denn die Sehnsucht vieler Menschen nach einem Erholungsurlaub hat keineswegs nachgelassen, ganz im Gegenteil.
Lufthansa plant Tourismus-Tochtergesellschaft
Um touristische Ziele künftig besser bedienen zu können, plant die Lufthansa eine hierauf ausgerichtete eigene Tochtergesellschaft, die im Gegensatz zur bisherigen Tourismustochter Eurowings auch verstärkt von den Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt und München aus agieren soll.
Unklar ist bislang, ob mit der neuen Gesellschaft auch ein neuer Markenname eingeführt werden soll. Dies würde zusätzliche Kosten verursachen und könnte damit auf den Prüfstand gestellt werden. Insgesamt aber schreitet die Lufthansa zügig voran mit ihrer kostensparenden, langfristig orientierten Neuausrichtung.
Das dürfte nicht nur dem Bundesfinanzminister gut gefallen, es kommt auch bei den Anlegern gut an: Die Lufthansa Aktie zeigt seit dem Einstieg der öffentlichen Hand wiederholt Erholungstendenzen, wenngleich sie ihren Wert in den vergangenen sechs Monaten nahezu halbiert hat.