Lufthansa Aktie hebt ab: Ist der Tiefpunkt überwunden?

Inhaltsverzeichnis

Für die Lufthansa erweist sich das Jahr 2024 als reichlich turbulent. Im Frühjahr streikten die eigenen Mitarbeiter, was den Konzern eigenen Angaben zufolge rund 250 Millionen Euro kostete. Bereits damals musste die Airline ihre Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr zusammenstreichen.

Halbjahresverlust statt Millionengewinn

In den Sommermonaten kamen immer wieder temporäre Blockaden an verschiedenen Flughäfen hinzu, weil sich Aktivisten der „Letzten Generation“ Zutritt zum Rollfeld verschaffen und zum Teil sogar auf Rollbahnen festkleben konnten. Dadurch musste der Flugbetrieb stundenlang unterbrochen werden, zahlreiche Flüge fielen aus, auch die Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München waren davon unter anderem betroffen.

Im ersten Halbjahr türmt sich der Betriebsverlust bei der Lufthansa bereits auf 442 Millionen Euro auf. Im Vorjahreszeitraum hatte Deutschlands größte Airline noch einen Gewinn von 118 Millionen Euro erwirtschaftet.

Boeings Jets lassen auf sich warten

Es sind nicht nur hausinterne Probleme wie die hohen Tarifabschlüsse bei der Kernmarke Lufthansa, die die Fluggesellschaft ins Straucheln bringen. Sehr zum Ärger von Vorstandschef Carsten Spohr kommen auch die Flugzeughersteller ihren Zusagen nicht hinterher. Spritsparende Jets lassen auf sich warten. Auf der Langstrecke muss die Lufthansa inzwischen wieder ihre 8 Airbus A380 einsetzen – Riesenjets mit hohem Kerosinverbrauch, die man eigentlich schon ausgemustert hatte. Sie dürften nun weiterhin regulär fliegen, da die Boeing 777X weiter auf sich warten lässt.

Eigentlich hätte die Lufthansa Ende 2025 Flugzeuge des US-Herstellers bekommen sollen, doch angesichts der Dauerkrise bei Boeing hält Spohr selbst das inzwischen für unrealistisch. Er plant bereits bis Ende 2026 ohne die neuen Boeing-Jets, auch wenn offiziell noch keine entsprechende Verschiebung von Seiten des Herstellers verkündet wurde.

Geschäftskunden setzen auf Videocall statt Business Class

Hinzu kommen gestiegene Kosten, nicht nur für Kerosin, sondern auch für Steuern und Gebühren. Letztere hätten sich laut Branchenverband BDL innerhalb kurzer Zeit verdoppelt und belasten europäische Airlines im globalen Wettbewerb. Fluggesellschaften aus Nicht-EU-Staaten sind nicht im gleichen Maße durch die Abgaben belastet.

Zudem bricht der Lufthansa in Post-Pandemie-Zeiten eine wichtige Kundengruppe weg: Geschäftsreisende. Sie waren seit jeher ein wichtiges Standbein, zumal sie oftmals Business Class auf Firmenkosten reisen durften und somit gerade auf der Langstrecke zusätzliche Einnahmen versprachen. Inzwischen aber haben sich Videokonferenzen als günstigere Alternative durchgesetzt – nicht mehr jedes Geschäftsmeeting muss persönlich bei einem gemeinsamen Abendessen stattfinden, vieles lässt sich auch in virtuellen Schalten besprechen.

Streicht die Lufthansa Peking aus dem Streckenplan?

Das kommt die Firmen günstiger, die sich gerade in Zeiten steigender Lohnkosten, höherer Energiepreise und wirtschaftlicher Rezession zum Sparen gezwungen sehen. Für die Lufthansa ist es ein Desaster – denn die Airline versteht sich eigentlich nicht als Ferienflieger. Touristische Destinationen werden größtenteils an die Töchter Discover und Eurowings ausgelagert, Lufthansa steht für Business-Kundschaft und Langstrecke.

Doch auch die Langstrecke steht zur Disposition, zumindest die nach Fernost: Denn seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 und den darauffolgenden wechselseitigen Sanktionen zwischen Russland und westlichen Staaten ist es der Lufthansa wie auch anderen westlichen Fluggesellschaften nicht mehr gestattet, den russischen Luftraum zu überfliegen. Man muss also Umwege in Kauf nehmen – was länger dauert und mehr kostet, sehr zum Leidwesen der Passagiere.

Weniger Ziele, teurere Tickets – und starke Konkurrenz aus Fernost

Die aber haben eine Alternative – denn chinesische Airlines dürfen sehr wohl die direkte Route über russisches Territorium fliegen. Die Verbindung zwischen Frankfurt und Peking etwa, die die Lufthansa seit 30 Jahren täglich bedient, könnte dem Rotstift zum Opfer fallen. Auch andere Destinationen in Asien stehen auf der Kippe.

Zahlreiche Fluggesellschaften haben in den vergangenen Monaten bereits ihre Streckennetze zusammengekürzt, gleichzeitig aber die Ticketpreise erhöht. Die Lufthansa bildet da keine Ausnahme. Dass es offenbar dennoch nicht gelingt, Gewinne einzufliegen, sorgt auch bei Anlegern für Stirnrunzeln.

Lufthansa Aktie: Aufwind im September

Seit Beginn des Jahres hat die Lufthansa Aktie einen Sinkflug hingelegt. In den ersten 9 Monaten hat das Papier rund 15 Prozent an Wert verloren. Allerdings ging es in den vergangenen Wochen spürbar aufwärts: Allein im September legte die Lufthansa Aktie zweistellig zu und kostete zum Wochenauftakt 6,65 Euro.

In der vergangenen Woche gab es zwei frische Analystenkommentare, die unterschiedlicher kaum ausfallen könnten. So hat auf der einen Seite die US-Großbank JP Morgan ihre Verkaufsempfehlung bestätigt und hält einen Kurssturz auf 4,60 Euro für realistisch. Demgegenüber erhöhte die kanadische Bank RBC das Kursziel sogar von 6,50 auf 7 Euro und behielt die neutrale Einstufung bei. Zur Begründung verwiesen die Experten hier auf zuletzt gesunkene Kerosinpreise.

Detaillierte Zahlen zum Zeitraum von Juli bis Ende September wird die Lufthansa voraussichtlich am 29. Oktober vorlegen.