Lufthansa Aktie hebt ab: Airline meldet Rückkehr in Gewinnzone
Auch das noch: Nach dem Warnstreik des Bodenpersonals haben sich inzwischen auch die Piloten der Lufthansa mit großer Mehrheit für Streiks ausgesprochen. Die Unsicherheit für Passagiere in der Hauptreisezeit bleibt damit weiterhin groß.
Massive Probleme im Tagesgeschäft
Erst in der vergangenen Woche hatte ein Warnstreik des Bodenpersonals den Lufthansa-Betrieb in Frankfurt und München weitgehend zum Erliegen gebracht. Rund 1.000 Flüge wurden gestrichen. Bereits seit Pfingsten kämpft die Branche mit Problemen: Weil während der Pandemie zu viel Personal abgebaut und zu wenig neu eingestellt wurde, fehlt es nun an allen Ecken und Enden.
Es kommt zu Verspätungen, massenhaften Flugausfällen, tausenden gestrandeten Koffern und frustrierten Passagieren. Die Warteschlangen an den Flughäfen, vor allem an den Sicherheitschecks waren zur Sommersaison immens. Allein die Lufthansa sah sich deswegen gezwungen, rund 7.000 Flüge aus dem Sommerplan zu streichen. Betroffen waren vor allem Inlandsflüge und innereuropäische Kurzstrecken.
Es drohen weitere Streiks
Die Tarifverhandlungen zwischen dem Konzern und dem Bodenpersonal sind inzwischen in die dritte Runde gegangen, seit gestern sitzen die Parteien wieder am Verhandlungstisch in Frankfurt. Die Gewerkschaft ver.di fordert eine Lohnsteigerung um 9,5 Prozent oder mindestens 350 Euro monatlich, das Angebot der Lufthansa lag zuletzt deutlich darunter. Dementsprechend ist fraglich, ob man sich schon jetzt auf einen Kompromiss wird verständigen können – oder ob sich Reisende auf weitere Warnstreiks einstellen müssen.
Einen Streik der Piloten versucht die Lufthansa abzuwenden, doch das bedeutet nicht, dass es nicht auch hier noch zu Arbeitsniederlegungen kommen kann. Wer in nächster Zeit Lufthansa fliegen will, ist gut beraten, sich regelmäßig auf dem Laufenden zu halten.
Auslastungsprognose gekürzt: Normalisierung verlangsamt sich
Eigentlich hatte die Lufthansa vor, in diesem Sommer wieder durchzustarten. Bereits Anfang des Jahres verkündete Vorstandschef Carsten Spohr eine deutlich höhere Ticketnachfrage. Nach rund zwei Jahren Pandemie und Staatsrettung vor der Pleite sollte der Reisesommer 2022 die Lufthansa zurück in die Erfolgsspur bringen. Angestrebt hatte man eine Auslastung von 85 Prozent der Vor-Corona-Kapazitäten.
Doch daraus wird wohl nichts. Vor allem der eingangs skizzierte Personalmangel bei Airlines und Flughafendienstleistern macht der Lufthansa hier einen Strich durch die Rechnung. Für das laufende Quartal rechnet die Lufthansa nunmehr mit einer Kapazitätsauslastung von 80 Prozent gegenüber dem Sommerquartal 2019.
Starke Q2-Bilanz: Lufthansa schafft Rückkehr in Gewinnzone
Aus Anlegersicht gab es zuletzt jedoch auch positive Nachrichten. So hat die Lufthansa im Zeitraum von April bis Ende Juni die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft und einen operativen Gewinn in Höhe von 393 Millionen Euro erwirtschaftet.
Für das Gesamtjahr rechnet die Airline mit einem Gewinn von mehr als einer halben Milliarde Euro nach einem herben Verlust im Vorjahr. Der Umsatz lag im 2. Quartal bei knapp 8,5 Milliarden Euro. Unterm Strich lag der Quartalsgewinn bei 259 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte hier noch ein Verlust von 756 Millionen Euro in den Büchern gestanden.
Lufthansa Aktie: So reagierten die ersten Analysten
Damit konnte die Fluggesellschaft die Erwartungen der Analysten sowohl beim Gewinn wie auch bei der Umsatzentwicklung übertreffen. Die Aktie legte daraufhin um gut 5 Prozent zu. Erste Analysten aktualisierten zudem ihre Empfehlungen. So bestätigten die Deutsche Bank wie auch die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre jeweils neutralen Einstufungen der Lufthansa Aktie. Die Kursziele bezifferten die Experten dabei mit 7,50 Euro (Deutsche Bank) beziehungsweise 8 Euro (Goldman Sachs). Am frühen Donnerstagnachmittag kostete die Aktie der Kranichairline rund 6,40 Euro.
Im Frühjahr 2020 war der internationale Flugverkehr abrupt zum Erliegen gekommen. Wegen des Ausbruchs der Coronapandemie hatten damals zahlreiche Staaten ihre Grenzen geschlossen, Passagierflüge fanden kaum statt. Die Lufthansa geriet daraufhin binnen kürzester Zeit ins Straucheln: Die zuvor starke Traditionsairline musste vom Bund gerettet werden und erhielt milliardenschwere Hilfen, die Aktie stieg aus der ersten Börsenliga ab und ist seither im MDax gelistet.