Lufthansa Aktie: Hauptversammlung stimmt Staatsbeteiligung zu

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Aufatmen bei der Lufthansa: Auf der außerordentlichen Hauptversammlung segneten die Anteilseigner das staatliche Hilfspaket in dieser Woche nun doch noch ab.

Vorausgegangen war ein mehrwöchiger Nervenkrieg, ausgehend vor allem von einem 79jährigen Milliardär, der seit März als größter Einzelaktionär bei der Lufthansa investiert ist, rund 15 Prozent der Anteile an der Airline hält und mit dem staatlichen Einstieg so gar nicht einverstanden war.

Großinvestor Thiele lenkt ein

Er drohte damit, den Deal platzen zu lassen, sodass sich Verantwortliche von politischer wie auch von Unternehmensseite gezwungen sahen, sich persönlich Zeit zu nehmen und in einem mehrstündigen Gespräch auf den Großinvestor einzuwirken.

Immerhin: Das hat offenbar geklappt. Denn letztendlich verweigerte Heinz Hermann Thiele seine Zustimmung dann doch nicht. Anscheinend erschien ihm die Alternative – Schutzschirmverfahren, mögliche Insolvenz – noch unattraktiver als ein Einstieg der Regierung.

Etliche Beobachter werfen Thiele jedoch vor, in der ganzen Situation in erster Linie auf seinen eigenen finanziellen Vorteil geblickt zu haben. So hatte er sich weder um einen Zusammenschluss mit anderen Aktionären bemüht, noch schien er an jenen sozialverträglichen Rahmenbedingungen sonderlich interessiert zu sein, wie sie die Bundesregierung einfordert.

Harte Jahre – auf allen Ebenen

Klar ist schon jetzt: Es werden harte Jahre für die traditionsreiche Kranich-Airline, und zwar auf allen Ebenen. Managergehälter werden gedeckelt, Dividenden für die Dauer der staatlichen Beteiligung gestrichen und auch mit den Gewerkschaften ist die Konzernführung im Gespräch. Mit den Flugbegleitern konnte vor wenigen Tagen bereits eine Einigung erzielt werden, die unter anderem eine Reduzierung der Flugstunden sowie einen Verzicht auf Gehaltssteigerungen in den kommenden Jahren vorsieht.

In der Krise sind die Beschäftigten durchaus bereit, auch persönliche Opfer zu bringen, um das Unternehmen beim Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze zu unterstützen. Dennoch steht wohl auch bei der Lufthansa ein Kahlschlag bevor.

Tausende Vollzeitstellen zu viel unterhalte man bislang, auch die Flugzeugflotte umfasst viel mehr Maschinen als wirtschaftlich sinnvoll und notwendig wären. Hier wird in den nächsten Jahren wohl deutlich ausgedünnt.

Anleger zuversichtlich

Dennoch teilen Konzernführung, Staatsvertretung und Anleger die Hoffnung, dass das Unternehmen gute Chancen hat, in einigen Jahren wieder erfolgreich auf eigenen Beinen zu stehen. Immerhin ist die aktuelle Krisensituation unverschuldet und bedingt durch die Corona-Pandemie ausgelöst worden, zuvor hatte die Lufthansa stets gute Zahlen vorlegen können.

Im Hinblick auf wachsendes Klimabewusstsein und einen möglichen Verzicht von Touristen und Geschäftsleuten auf unnötige Flugreisen warnen Branchenbeobachter dennoch davor, dass ein Boom wie in den vergangenen beiden Jahrzehnten wohl vorerst nicht ansteht in der Luftfahrtbranche.

Dennoch erscheint es für eine exportorientierte Volkswirtschaft wie Deutschland immens wichtig, eine eigene, international starke Airline zu haben. Um das auch für die Zukunft zu gewährleisten, ist der staatliche Einstieg genau richtig.