Lufthansa Aktie: Aufatmen nach Regierungsdeal
Es war eine vergleichsweise schwere Geburt: Über mehrere Wochen liefen die Verhandlungen zwischen den Regierungsparteien und der Lufthansa über eine staatliche Beteiligung an der Airline. Nun hat man sich verständigt.
Mit einem Anteil von 20 Prozent soll der Bund bei der Lufthansa nun einsteigen. Die Staatshilfe ist verbunden mit Auflagen. So werden Managergehälter gedeckelt, Boni gestrichen und eine Dividende wird auch vorerst nicht ausgeschüttet.
20 Prozent für 300 Millionen Euro
Den Aktienanteil erwirbt die Bundesregierung zum Vorzugspreis von 2,56 Euro je Aktie – und damit einem Bruchteil des Kurses, zu dem das Papier zuletzt an der Börse gehandelt wurde. Hintergrund sind nicht zuletzt Lehren aus der Staatsbeteiligung an der Commerzbank im Zuge der Finanzkrise vor rund 10 Jahren: Nach wie vor hält der Bund etwa 15 Prozent an dem kriselnden Geldhaus, der Steuerzahler wird aller Voraussicht nach ein Minusgeschäft machen.
Das soll im Falle der Lufthansa-Rettung nicht noch einmal passieren. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hofft zumindest auf ein Nullsummenspiel, bestenfalls sogar mit „einem kleinen Gewinn“ für die Staatskasse. Rund 300 Millionen Euro pumpt die Regierung in die Lufthansa Aktien.
Abschirmen gegen fremde Übernahmen
Hinzu kommt eine stille Beteiligung in Höhe von 1 Milliarde Euro, die in Aktien umgewandelt werden kann. Auf diese Weise kann sich der Bund einen Unternehmensanteil von 25 Prozent plus einer Aktie sichern – und damit eine Sperrminorität. Relevant wird das vor allem im Falle ausländischer Übernahmeversuche. Die Lufthansa soll auch über die Corona-Krise hinaus ein deutsches Unternehmen bleiben, daran hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier keinen Zweifel aufkommen lassen.
Darüber hinaus erhält die Traditionsairline weitere Finanzhilfen in Form von Krediten und stillen Einlagen, die verzinst und zurückgezahlt werden müssen. Insgesamt beläuft sich das Rettungspaket auf ein Volumen von rund 9 Milliarden Euro.
Bringt Brüssel den Deal zu Fall?
Die Zustimmung von Aufsichtsrat und Hauptversammlung gilt als reine Formsache. Schwieriger wird eine andere Hürde, denn auch die EU-Kommission muss dem Deal noch zustimmen. Die aber hat bereits Bedenken angekündigt und fordert insbesondere eine Exit-Strategie von Seiten der Bundesregierung. Die Staatsbeteiligung darf nur vorübergehend und nicht auf Dauer angelegt sein.
Zudem scheint die EU-Kommission einige Auflagen vorzusehen, über die noch zu sprechen sein wird. Dabei geh es beispielsweise um Flugrechte an den deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München, von denen die Lufthansa nach EU-Vorstellungen einen Teil an Konkurrenten abtreten soll. Dem widerspricht Angela Merkel vehement, worauf man sich letztlich verständigen wird, ist noch ungewiss.
Wichtig für die Lufthansa ist, dass der Deal zustande kommt. Sie ist einer der am stärksten durch die Pandemie betroffenen Dax-Konzerne und musste ihren Betrieb zeitweise fast vollständig einstellen. Am Parkett kommt die vorläufige Einigung jedenfalls gut an: Die Lufthansa Aktie stieg zum Wochenauftakt um rund 7,5 Prozent auf 8,64 Euro.