Lufthansa Aktie: Airlines kämpfen mit Gegenwind
Zum Jahresauftakt werden die Aktienmärkte kräftig durchgewirbelt von den zunehmenden Spannungen in der Golfregion. Besonders scharfer Gegenwind trifft dabei vor allem die Fluggesellschaften.
Eskalation am Golf: Airline-Aktien im Minus
So gerieten die Aktien von Lufthansa, AirFrance-KLM oder Delta Airlines massiv unter Druck, nachdem der Ölpreis wegen der jüngsten Militärschläge im Irak in die Höhe geschossen war. Da sich der Ölpreis direkt auf den Kerosinpreis auswirkt und die Ausgaben für Treibstoff einen sehr großen Kostenfaktor in den Bilanzen der Fluggesellschaften ausmachen, reagieren ihre Kurse unmittelbar.
Nachdem die Papiere der Luftfahrtbranche in der Phase des Ölpreisabsturzes zu Höhenflügen ansetzten, ist nun die gegenläufige Tendenz erkennbar. Vom unverhofften Konjunkturprogramm durch den Ölpreisverfall wird in diesem Jahr wohl kaum die Rede sein können.
Doch höhere Spritpreise sind nicht das einzige Problem, mit dem sich die Airlines konfrontiert sehen. Darüber hinaus gibt es für die Luftfahrtbranche derzeit etliche weitere Herausforderungen.
Lufthansa Aktie schmiert ab – Tarifkonflikt schwelt weiter
Bei der Lufthansa zeichnet sich im Tarifkonflikt mit dem Kabinenpersonal bislang keine Einigung ab. Stattdessen sind die Fronten zunehmend verhärtet, nachdem Gewerkschaftsvertreter in den vergangenen Wochen mehrfach zu Streiks aufgerufen hatten. Unter anderem wurden rund um Silvester gleich mehrere Tochtergesellschaften der Lufthansa weitgehend lahmgelegt.
Ein Ende des Tarifstreits ist nicht in Sicht. Immer wieder sind die Lufthansa und ihre Passagiere von Arbeitsniederlegungen verschiedener Personalbereiche betroffen, die regelmäßig für millionenschwere Ausfälle in den Bilanzen sorgen. Ausfallende Flüge, Umbuchungen, Rückerstattungen – die harte Verhandlungstaktik der Kranich-Airline geht immer wieder ins Geld und belastet damit auch den Aktienkurs.
Auf Wochensicht bewegt sich die Lufthansa Aktie am Morgen knapp 7 Prozent im Minus, innerhalb eines Monats hat sie zweistellige Verluste eingefahren. Damit notiert das Papier aktuell rund 25 Prozent tiefer als noch vor einem Jahr: 2019 zählte die Traditions-Airline zu den wenigen Dax-Titeln, die tief ins Minus gerutscht waren.
FAA sperrt Luftraum in Golfregion
US-Airlines sehen sich seit heute mit einer anderen Herausforderung konfrontiert: Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat amerikanischen Fluggesellschaften untersagt, den Luftraum über der umkämpften Golfregion zu nutzen. Zu hoch erscheint angesichts der erhöhten militärischen Aktivitäten die Gefahr, dass ein Flugzeug falsch identifiziert und beschossen werden könnte – entsprechende Fälle hatte es in der Vergangenheit bereits mehrfach gegeben.
Um die Sicherheit von Crews und Passagieren zu gewährleisten, wird die Region nun also weiträumig umflogen – was zu längeren Strecken und damit verbunden höheren Kerosinkosten führt. Da Linienflüge durch den Umweg auch länger in der Luft sein dürften als üblich, werden zudem mitunter Umplanungen im Flugplan erforderlich.
Boeing: Ungewisse Zukunft wegen 737-Max
Diesbezüglich haben etliche Fluggesellschaften rund um den Globus im vergangenen Jahr bereits leidvolle Erfahrungen sammeln dürfen: Sämtliche Maschinen des Typs Boeing 737-Max müssen nach zwei technisch verursachten Abstürzen seit März 2019 am Boden bleiben. Das Vertrauen in den Flugzeugtyp und den Hersteller schwindet, mehrere Airlines haben bereits angekündigt, lieber bei Airbus zu kaufen anstatt auf die Freigabe der Pannen-Boeing zu warten.
Die Ankündigungen von Boeing, wonach eine baldige Wiederfreigabe der 737-Max erfolgen solle, haben sich bislang als haltlos erwiesen. Die zuständigen Aufsichtsbehörden lassen sich Zeit, diesmal soll penibel geprüft werden, schließlich war auch der FAA im Zuge der Affäre vorgeworfen worden, Sicherheitskontrollen in der Vergangenheit allzu lasch durchgeführt und im Interesse der Hersteller Maschinen mehr oder weniger durchgewunken zu haben.
Für Boeing ist der Schaden immens – nicht nur bezogen aufs Image, sondern auch im Hinblick auf harte Zahlen. Es dürften hohe Schadenersatzforderungen auf den Flugzeughersteller zukommen. Manch ein Beobachter wittert hier gar existenzbedrohende Dimensionen.