Flughäfen melden rückläufige Passagierzahlen
Zum zweiten Mal in Folge sind die Passagierzahlen an deutschen Flughäfen im vergangenen Jahr zurückgegangen.
Was Klimaschützer freut, hat laut Luftfahrtbranche jedoch nicht unbedingt mit neuer Flugscham zu tun, also dem stärkeren Umweltbewusstsein der Passagiere, die dem Planeten zuliebe auf klimafreundlichere Alternativen umsteigen.
Billigairlines streichen Flugpläne zusammen
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) verweist stattdessen auf die jüngsten Streiks bei Germanwings, wegen denen im Herbst tausende Flüge gestrichen werden mussten. Zudem steigt der Wettbewerbsdruck innerhalb der Branche, sodass zahlreiche Airlines – insbesondere die Billiganbieter wie Easyjet, Ryanair oder Eurowings – ihre Angebote zusammenstreichen. Einzelne Verbindungen werden seltener geflogen, manche Ziele gar nicht mehr angesteuert.
Eine Rolle spielen dabei unter anderem Kostenfaktoren wie steigende Ölpreise, die wiederum höhere Ausgaben der Airlines für Kerosin nach sich ziehen. Die Treibstoffkosten machen regelmäßig einen Löwenanteil in den Bilanzen der Fluggesellschaften aus.
Weniger Passagiere auf innerdeutschen Strecken
Dennoch fällt auf, dass vor allem innerdeutsche und europäische Verbindungen seltener frequentiert wurden, während auf internationalen Langstrecken weiteres Wachstum verzeichnet werden konnte. Das spricht durchaus dafür, dass zumindest einige Passagiere für gut erreichbare Ziele auf alternative Verkehrsmittel umgestiegen sind.
Die Zahl der Fluggäste auf innerdeutschen Strecken ging 2019 um 1,9 Prozent zurück auf 47,1 Millionen, nachdem die Zahl bereits im Vorjahr um 0,8 Prozent gesunken war. Seit August 2019 sinken die Passagierzahlen auf diesen Verbindungen kontinuierlich.
Gesamtzahl der Passagiere wächst – so langsam wie seit 6 Jahren nicht mehr
Die Gesamtzahl der Fluggäste auf allen verfügbaren Routen an deutschen Flughäfen stieg im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent auf 244,3 Millionen. Damit verzeichnet die Branche das geringste Wachstum der Passagierzahlen seit sechs Jahren. Gut 70 Millionen Passagiere wurden am Flughafen Frankfurt am Main abgefertigt, rund 48 Millionen in München und mehr als 25 Millionen in Düsseldorf.
Am Frankfurter Parkett steht die Lufthansa Aktie seit Monaten unter Druck. Erst waren es anhaltende Tarifkonflikte und damit verbundene Streiks von Teilen der Belegschaft, die die Papiere der Kranich-Airline ins Minus drückten. Zum Jahreswechsel folgte der kurzzeitige Ölpreisschock nach den militärischen Zwischenfällen im Nahen Osten, auf den Aktien der Luftfahrtbranche wegen der bereits erwähnten starken Abhängigkeit von den Kerosinkosten besonders empfindlich reagierten.
Zum Monatsende hin ist es nun vor allem das neuartige Coronavirus, der Anleger nervös macht. Der Ursprung der Infektion liegt im chinesischen Wuhan, doch durch die weltumspannenden Reiseaktivitäten breitet sich das Virus inzwischen auch auf anderen Kontinenten aus. Erste bestätigte Fälle gibt es inzwischen auch in Frankreich und Deutschland.
Lufthansa Aktie und Coronavirus: Angst vor Reisebeschränkungen
China reagiert mit der Absage von Massenveranstaltungen rund um das Neujahrsfest, aber auch mit Reisebeschränkungen für die besonders betroffenen Regionen. Bislang scheint eine globale Epidemie eher unwahrscheinlich, zumal die Erkrankung bei nicht vorbelasteten Patienten auch harmlose Verläufe nehmen kann. Dennoch hat auch die deutsche Bundesregierung inzwischen reagiert und die Vorsichtsmaßnahmen im internationalen Flugverkehr, insbesondere im Hinblick auf Flüge aus China, verstärkt.
Die Lufthansa Aktie hat auf Jahressicht mehr als ein Drittel an Wert verloren. Allein in den vergangenen vier Wochen rauschte der Kurs um zeitweise mehr als 15 Prozentpunkte in die Tiefe. Die Einschätzungen der Analysten liegen weit auseinander.
Während Experten von Credit Suisse, Bernstein Research oder UBS die Talsohle für erreicht halten und mit Kurszielen von etwa 18 bis 20 Euro zum Kauf raten, warnen Analysten von Barclays oder Kepler Cheuvreux vor weiteren Kursrückgängen und empfehlen den Verkauf des Papiers, das zuletzt rund 14 Euro kostete.