Ausgemusterter Riesenjet: Lufthansa holt A380 zurück

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Es geht wieder aufwärts für Lufthansa und Co.: Nach gut zwei Jahren Pandemie profitiert die Luftfahrtbranche in diesem Jahr von den Nachholeffekten und dem Fernweh der Reisenden, kann aber auch höhere Ticketpreise durchsetzen.

Vor allem letzteres hilft es den Airlines die insgesamt gesunkenen Passagierzahlen abzufedern. Denn trotz spürbarer Erholung im Jahresverlauf 2022: Die Buchungszahlen liegen noch immer klar hinter dem Niveau von 2019 zurück. Etwa ein Fünftel unter dem Vor-Corona-Niveau lag die Auslastung in den vergangenen Monaten, wie mehrere große europäische Airlines im Zuge ihrer Quartalsbilanzpräsentationen bekanntgaben.

Milliardengewinne trotz Personalmangel und Flugausfällen

Obwohl Personalmangel an den Flughäfen und Streiks beim eigenen Personal ausgerechnet in der Hauptreisesaison im Hochsommer für tausende Annullierungen sorgten, schrieben die Fluggesellschaften bereits wieder Milliardengewinne.

So kam Air France-KLM im Zeitraum von Juli bis Ende September auf einen Quartalsgewinn von gut 1 Milliarde Euro und lag damit klar über den Erwartungen der Analysten. IAG, der Mutterkonzern von British Airways, konnte beim Umsatz das Vergleichsquartals aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 sogar um 1 Prozent übertreffen und erzielte Erlöse von etwas über 7,3 Milliarden Euro.

Schon Anfang 2023: Airlines streben 90 Prozent der Vor-Corona-Auslastung an

Der Gewinn der IAG lag im 3. Quartal bei 853 Millionen Euro und damit etwas höher als bei der Lufthansa, die einen Überschuss von 809 Millionen Euro ausweisen konnte. Beide Airlines hatten im Vorjahreszeitraum noch erhebliche Verluste verzeichnet. Den operativen Gewinn steigerte die Lufthansa auf 1,1 Milliarden Euro, den Umsatz verdoppelte der ehemalige Dax-Konzern auf gut 10 Milliarden Euro.

Bereits in der ersten Jahreshälfte 2023 streben die Airlines ein Angebot von mindestens 90 Prozent im Vergleich zu 2019 an. Schon zu Beginn des Jahres hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf hohe Buchungszahlen verwiesen, im Oktober sprach er nun davon, die Lufthansa habe den Krisenmodus überwunden.

Lufthansa holt ersten A380 zurück

Den Worten folgen nun auch Taten: Bereits vor der Pandemie hatte die Lufthansa ihre A380-Flotte eingemottet. Das größte Passagierflugzeug der Welt, von denen die Lufthansa 14 Stück zu ihrer Flotte zählt, hatte sich als wenig wirtschaftlich erwiesen. Die Jets wurden daher bereits vor mehreren Jahren ausgemustert und auf speziellen Plätzen in Spanien und Frankreich geparkt.

Sechs der Großraumflugzeuge hat die Lufthansa mittlerweile verkauft. Von den verbliebenen Jets sollen nun vier oder fünf Stück reaktiviert und wieder in den Linienbetrieb aufgenommen werden, der erste A380 ist inzwischen in Deutschland eingetroffen und wird zunächst umfassenden Wartungsarbeiten unterzogen.

Zahlreiche Airlines reaktivieren eingemottete Riesenflieger

Eigentlich hatte Spohr die Rückkehr der Riesenflieger noch im Frühjahr ausgeschlossen. Nun aber trifft eine hohe Ticketnachfrage auf verzögerte Auslieferungen neu bestellter Flugzeuge, sodass der Jumbo zumindest vorläufig wieder in Betrieb genommen wird. Abheben wird der A380 mit dem Lufthansa-Logo aber wohl erst im Sommer 2023, da neben umfassenden Wartungsarbeiten auch Pilotenschulungen zunächst erforderlich sind. Nur wenige Crews verfügen über entsprechende Lizenzen.

Mit der Reaktivierung ihrer A380-Flotte ist die Lufthansa in guter Gesellschaft: Auch andere Airlines haben angekündigt, ihre Riesenjets wieder in Betrieb zu nehmen oder damit bereits begonnen. Unter anderem British Airways, die australische Qantas und die japanische ANA nehmen den A380 wieder in den Regelbetrieb auf. Singapur Airlines und Emirates hatten jeweils auch während der Pandemie bekräftigt, am A380 festhalten zu wollen.

A380: Vom Hoffnungsträger zum Ladenhüter

In der von der Lufthansa betriebenen Variante des doppelgeschossigen Jumbos finden insgesamt 509 Passagiere Platz. Je nach Ausführung ist sogar eine Fluggastkapazität von bis zu 800 Plätzen möglich. Während seiner Entwicklungsphase galt der A380 als großer Hoffnungsträger für Airbus.

Letztendlich aber schreckten die hohen Betriebskosten und speziellen Herausforderungen im Alltagseinsatz des A380 potenzielle Kunden ab. Airlines orderten deutlich weniger A380 als der europäische Flugzeughersteller einst erhofft hatte. Maschinen mit nur zwei Triebwerken lassen sich deutlich wirtschaftlicher betreiben, gerade angesichts wieder steigender Öl- und Kerosinpreise.

Analysten optimistisch mit Blick auf Aktien von Airbus und Lufthansa

Analysten sind mit Blick auf die inzwischen im Dax gelistete Airbus Aktie voller Optimismus: Gleich mehrere Experten hatten zuletzt ihre Kursziele angehoben. Die US-Investmentbank Merrill Lynch sieht das Kursziel nach 185 Euro bei nunmehr 200 Euro, Goldman Sachs hob das Ziel von 146 auf 152 Euro an. Auch JP Morgan sieht das Kursziel nach 155 nun bei 185 Euro. Alle genannten Studien empfehlen die Airbus Aktie zum Kauf, so auch die britische Barclays Bank und die Deutsche Bank, die ihre Kursziele von 155 beziehungsweise 133 Euro jeweils bekräftigten. Zuletzt war das Papier nach turbulentem Jahresverlauf für gut 110 Euro zu haben und notiert damit nur geringfügig tiefer als zu Beginn des Jahres.

Die Lufthansa Aktie konnte sich im Jahresverlauf sogar um 15 Prozentpunkte steigern, vor allem dank einer Rally in den vergangenen Wochen notierte das Papier Anfang Dezember bei rund 7,70 Euro. Allein innerhalb eines Monats legte der Kurs der Lufthansa Aktie zweistellig zu. Rückenwind gab es unter anderem durch die US-Großbank JP Morgan, die die Lufthansa wieder in ihre Bewertung aufgenommen hat – mit einer Kaufempfehlung und einem Kursziel von 9,80 Euro.