Leoni-Aktie: Warum Sie sich hier leicht die Finger verbrennen können!
Der Autozulieferer Leoni erlebte in den letzten Jahren so viele Hochs und Tiefs wie wohl nie zuvor in der Firmengeschichte. Erst setzte die Corona-Pandemie das Geschäft des Kabelherstellers auf Eis. Dann kam die Erholung der Autobranche, nur um wenig später durch die Lieferkettenproblematik und die Verknappung der Halbleiter wieder gen Boden gerissen zu werden.
Sie sehen also: Die Leoni-Aktie ist extrem abhängig von äußeren Umständen. Kein Wunder, ist das Unternehmen als Autozulieferer doch sehr stark an die allgemeine Konjunktur gekoppelt. Nun bekommen die Anleger diese Abhängigkeit erneut zu spüren.
Leoni baut in Ukraine Bordnetz-Systeme
Sie werden es schon ahnen: Es geht natürlich um Putins Angriffskrieg in der Ukraine. 2002 hatte Leoni am Standort Stryj sein erstes ukrainisches Werk eröffnet. Dort produziert der deutsche Konzern mit mehr als 6.700 Mitarbeitern Bordnetz-Systeme. 2017 dann eröffnete das Unternehmen in der Stadt Kolomyja sein zweites Werk in der Ukraine. Auch dort stellen Tausende Mitarbeiter auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern Bordnetz-Systeme her.
Dabei handelt es sich im Prinzip um Stromkreise bzw. um Kabelstränge für Fahrzeuge. Eigentlich ein aussichtsreiches Geschäft, schließlich werden in modernen Fahrzeuge immer mehr Elektronikteile verbaut, was die grundlegende Nachfrage nach den Leoni-Komponenten unterstützt.
Produktion wegen des Krieges eingestellt
Nun ist diese Produktion aber zum Erliegen gekommen. Wegen des Einmarschs russischer Truppen hatte Leoni kürzlich beide Werke in Stryj und Kolomyja geschlossen – auf unbestimmte Zeit.
Nicht nur für den Konzern selbst ist das ein Desaster, sondern auch für dessen Kunden. Die in der Ukraine gebauten Kabelbäume werden normalerweise auch an deutsche Autobauer wie VW und BMW geliefert. Diese werden nun ebenfalls wegen der fehlenden Teile mit Produktionspausen konfrontiert.
Die ohnehin massiven Lieferengpässe infolge der Halbleiter-Verknappung intensivieren sich also durch Putins Krieg. Das betrifft längst nicht nur Leoni. Auch viele andere westliche Autozulieferer unterhalten in der Ukraine Produktionsstandorte.
Leoni will Ausfälle abfangen
Leoni jedenfalls kündigte vor Kurzem an, dass man die Ausfälle in der Ukraine ausgleichen wolle. Das heißt: Der Konzern will in anderen Werken mehr produzieren, um die Nachfrage der Autobranche zu stillen.
Das aber ist keine Sache von wenigen Tagen. Neue Produktionslinien aufzubauen und neue Mitarbeiter anzuheuern und anzulernen, dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen.
Prognose für 2022 schon vor dem Krieg eingetrübt
Und so dürfte die militärische Aggression Putins in Osteuropa die Bilanz von Leoni in Mitleidenschaft ziehen. Ohnehin hatte das Unternehmen schon vor dem Krieg nicht gerade mit Optimismus geglänzt.
Bei der Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen für das Jahr 2021 enttäuschte Leoni mit seiner Prognose für das laufende Jahr. So erwartet man, dass das operative Ergebnis (EBIT) 2022 gegenüber dem Vorjahr teils massiv von höheren Kosten belastet werde. Dabei geht es zum Beispiel um die hohen Rohstoffpreise, Energiekosten sowie Aufwendungen für Logistik und Personal.
Die Zeichen stehen also nicht gut, schließlich haben sich die Rohstoff- und Energiepreise durch den Ukraine-Krieg noch einmal intensiviert. Ein Umstand, den man bei der Mitte Februar veröffentlichten Prognose noch nicht in dieser Intensität auf dem Schirm gehabt haben dürfte – ganz zu schweigen von den Werksschließungen in der Ukraine.
Achtung Risiko
Die Leoni-Aktionäre müssen sich also auf unruhige Zeiten einstellen. Die Aktie dürfte deshalb ähnlich wie die Papiere der Wettbewerber erst einmal hoch volatil bleiben. Als Anleger könnten Sie durch die günstigen Einstiegspunkte natürlich Rendite erzielen. Wegen der Unvorhersehbarkeit der aktuellen geopolitischen Entwicklungen könnten Sie sich aber auch sehr leicht die Finger verbrennen.