Lanxess streicht Gewinnprognose zusammen
Die deutsche Chemiebranche steckt aktuell in einer Krise. Insbesondere die weltweit sinkende Nachfrage nach chemischen Produkten und die stark gestiegenen Energiepreise machen dem drittgrößten deutschen Industriezweig zu schaffen. Mehrere börsennotierte Chemiekonzerne haben daher bereits deutliche Sparprogramme angekündigt.
Betroffen von diesem Konjunktureinbruch ist auch der Kölner Spezialchemie-Anbieter Lanxess. Dort zeichnet sich im 4. Quartal eine schwächere Nachfrage ab, als im Vorfeld erwartet wurde.
Dies hat mit dazu geführt, dass Lanxess in dieser Woche die Erwartungen für das Gesamtjahr 2023 deutlich zusammengestrichen hat. Darüber hinaus plant der Lanxess-Vorstand, die Dividende drastisch zu kürzen. Doch bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich Ihnen das Chemieunternehmen näher vorstellen.
Lanxess im Kurzporträt
Die in Köln ansässige Lanxess AG ist laut eigener Aussage ein führender Spezialchemiekonzern. Das Unternehmen entstand 2004 durch eine Ausgliederung der Chemie- und von Teilen der Polymersparte der im benachbarten Leverkusen ansässigen Bayer AG.
Das Kerngeschäft der Lanxess AG bilden Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von chemischen Zwischenprodukten, Additiven (Zusatzstoffen) und verbrauchernahen Schutzprodukten. Das Unternehmen beschäftigte zuletzt rund 13.100 Mitarbeiter.
Deutliche Senkung der Gewinnprognose und Dividendenkürzung
In seiner jüngsten Nachricht teilte Lanxess nicht nur mit, dass die Nachfrage nach Spezialchemieprodukten im 4. Quartal 2023 schwächer als erwartet ausfallen werde. Zusätzliche Belastungsfaktoren sind der beginnende Lagerabbau bei Kunden der Agrarindustrie sowie eine lieferantenbedingte Produktionseinschränkung im Geschäftsbereich Flavors & Fragrances am Standort Botlek (Niederlande).
Aufgrund dieser Belastungsfaktoren geht das Lanxess-Management nun von einem um Sondereinflüsse bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) für das Gesamtjahr 2023 zwischen 500 und 550 Mio. Euro aus. Anfang des Jahres hatte Lanxess noch mit einem EBITDA vor Sondereinflüssen zwischen 850 und 950 Mio. Euro gerechnet. Diese Prognose wurde bereits im Juni auf 600 bis 650 Mio. Euro zusammengestrichen.
Aufgrund des schwachen Geschäftsverlaufs plant der Vorstand auch, auf der kommenden Hauptversammlung eine Kürzung der Dividende für das Geschäftsjahr 2023 auf 0,10 Euro je Aktie vorzuschlagen. Für 2022 hatte Lanxess noch eine Dividende von 1,05 Euro je Aktie ausgeschüttet.
Die Dividendenkürzung würde zur weiteren Reduktion der Nettoverschuldung führen, so Lanxess. Hierzu könnten auch die erwarteten Erlöse aus dem geplanten Verkauf des Geschäftsbereichs Urethane Systems am niederländischen Standort Botlek beitragen.
Zur Erläuterung: In dem Geschäftsbereich geht es um die Herstellung von Polyurethan (PU). Polyurethane sind vielseitige Kunststoffe oder Kunstharze, die eine gewisse Härte haben und Gummi oder sogar Metall ersetzen können.
Auch nach dem jüngsten Kursrückgang ist die Lanxess-Aktie für mich kein Kauf-Kandidat. Ich bevorzuge in der aktuellen Konjunkturlage weniger zyklische Geschäftsmodelle. In einem besseren konjunkturellen Umfeld kann die Lanxess-Aktie jedoch eine gute Investmentidee sein.