Kuka und China: Eine verpasste Chance für Deutschland!
Die Debatte um die Verflechtungen Deutschlands mit der chinesischen Wirtschaft läuft auf Hochtouren. Dabei geht es auch um chinesische Investitionen in deutsche Assets. Zuletzt hatte etwa der forcierte Einstieg eines chinesischen Konzerns bei einem Hamburger Container-Terminal für Furore gesorgt.
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Tatsächlich haben chinesische Akteure in anderen zukunftsfähigen Sektoren längst das Zepter übernommen. Beispiel: Kuka. Sollten Sie das Unternehmen noch nicht kennen, hier ein paar Hintergrundinfos für Sie.
Kuka: Deutschlands Industrieroboter-Primus …
Kuka mit Sitz in Augsburg engagiert sich im Bereich Industrie 4.0. Das heißt: Der Konzern bietet maßgeschneiderte Automatisierungslösungen für große Abnehmer etwa aus der Elektronikbranche, der Medizinindustrie, dem Konsumgütersektor oder der Autobranche. Das Steckenpferd der Augsburger ist die Robotik.
Der Traditionskonzern entwickelt und fertigt Industrieroboter im großen Stile. Diese Automaten übernehmen Aufgaben wie das Aufheben, Positionieren und Ablegen von Produkten im industriellen Prozess, aber auch das Schweißen, Schmieden, die Montage oder das Palettieren.
Im Prinzip können Industrieroboter derzeit überall dort eingesetzt werden, wo monotone Arbeiten gefragt sind. In diesen Bereichen bewirken die Roboter erhebliche Effizienzvorteile gegenüber menschlichen Arbeitern, da sie in der Regel deutlich schneller sind, nahezu keine Fehler machen, geringere laufende Kosten verursachen und schlicht nie müde werden.
… ist inzwischen chinesisch
Kuka jedenfalls hat etliche solcher Robotersysteme in seinem Portfolio und zählt hier zu den Weltmarktführern – neben dem Schweizer Unternehmen ABB und den japanischen Konzernen Fanuc sowie Yaskawa.
Vielleicht werden Sie sich jetzt wundern, warum im Titel dieses Beitrags der Zusatz „Aktie“ fehlt. Nun, der Grund ist einfach und hängt direkt mit China zusammen.
2015 war der chinesische Klimaanlagen- und Haushaltsgeräte-Spezialist Midea bei Kuka eingestiegen. 2016 erhöhten die Chinesen ihren Anteil an dem Augsburger Traditionskonzern massiv, betonten aber, die Firma nicht komplett übernehmen zu wollen. Doch das hat sich als offenbar als Finte erwiesen. 2022 schluckte Midea den deutschen Robotik-Primus komplett, drängte die restlichen Aktionäre hinaus und nahm den Konzern von der Börse.
Hätte Siemens eingreifen müssen?
Die Komplettübernahme sorgte vor allem in der Politik für erhebliche Kritik. Der Ausverkauf deutscher Vorzeigeunternehmen nach China inklusive des entsprechenden technologischen Know-hows belaste die Zukunftsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft, so die Kritiker. Zwar bleibt die Firmenzentrale bis auf weiteres in Augsburg, die alleinigen Eigentümer sitzen aber nun in der Provinz Guangdong im Reich der Mitte.
Besonders bitter: Der deutsche Technologiekonzern Siemens war ebenfalls als Kaufkandidat im Gespräch, entschied sich wegen des möglichen Kaufpreises in Höhe von rund vier Milliarden Euro aber offenbar dagegen. Doch mittlerweile wird mehr und mehr klar, dass es sich hierbei um eine gravierende Fehleinschätzung gehandelt hat.
Neue Zahlen: Kuka auf Rekordkurs
Denn: Kuka floriert aktuell massiv. Wie das inzwischen chinesische Unternehmen kürzlich mitteilte, belief sich der Auftragseingang im letzten Jahr mit knapp 4,5 Milliarden Euro auf einen Rekordwert in der 125-jährigen Geschichte des Maschinenbauers. Der Auftragseingang lag somit rund ein Viertel über dem Wert des Vorjahres.
Der Umsatz von Kuka stieg in 2022 um knapp 19 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro – das Nachsteuerergebnis verdoppelte sich gar auf etwa 101 Millionen Euro. Vorstandschef Peter Mohnen hob vor allem die starke Nachfrage in China hervor, wo das Unternehmen inzwischen etwa ein Viertel seines Umsatzes generiert. Aber auch in den USA sei der Bedarf an Automatisierungslösungen enorm, gerade mit Blick auf die hochlaufende Produktion von Elektroautos.
Automatisierung sei aus Industrie und Wirtschaft nicht mehr wegzudenken und ziehe sich durch alle Branchen – erst recht wegen der Corona-Krise und des allgegenwärtigen Personalmangels, betonte Mohnen. Zwar musste auch Kuka selbst zuletzt höhere Produktionskosten hinnehmen. Der Bedarf an Industrierobotern, die anderen Unternehmen wiederum bei der langfristigen Senkung der Kosten helfen, ist so stark, dass Kuka seine Preise signifikant erhöhen konnte, was gar in einer besseren Profitabilität resultierte.
Und auch im ersten Quartal 2023 habe man die Ergebnisse des Vorjahreszeitraums übertroffen, so das Management. Details zu Q1 2023 gab Kuka jedoch zunächst nicht preis.
Mein Fazit für Sie
Das Beispiel Kuka zeigt, wie chinesische Akteure alle Hebel in Bewegung setzen, um sich deutsche Schlüsseltechnologien einzuverleiben. Auch wenn das Unternehmen seinen Sitz noch in Deutschland hat, fließen die Umsätze und Gewinne längst in die Volksrepublik.
Als Anleger können Sie nun nicht mehr von dieser Erfolgsgeschichte profitieren. Mit dem Schweizer Konkurrenten ABB haben Sie jedoch nach wie vor die Möglichkeit, auf ein großes europäisches Unternehmen im Bereich Industrieroboter zu setzen. ABB hatte übrigens erst vor wenigen Tagen starke Q1-Zahlen veröffentlicht sowie die Umsatz- und Profitprognose nach oben geschraubt.