Karstadt Kaufhof schließt zahlreiche Filialen
Gekriselt hat es schon vor Corona, doch die aktuelle Situation besiegelt den Kahlschlag: 62 der insgesamt derzeit 172 Filialen, die Galeria Karstadt Kaufhof deutschlandweit unterhält, sollen geschlossen werden. Betroffen sind auch Filialen von Karstadt Sports: 20 der bundesweit 30 Standorte sollen dichtgemacht werden.
Auf Arbeitnehmerseite regt sich Widerstand. Mehr als 5.300 Arbeitsplätze sind durch die geplanten Schließungen gefährdet. Auch in den Kommunen wächst die Sorge: Nachdem der traditionelle Einzelhandel in den vergangenen Jahren vor allem durch den Boom des Onlineshoppings aus den Innenstädten verdrängt wurde, bilden die großen Kaufhäuser einen zentralen Anlaufpunkt, um konsumfreudige Verbraucher in die Einkaufsgassen zu locken, in denen sich neben Modeketten kaum noch Qualitäts- oder Traditionsgeschäfte finden lassen.
Relikt aus vergangenen Zeiten
Dennoch sind auch Kaufhof und Karstadt ein Relikt aus alten Zeiten. Einst galten sie mit ihrem umfassenden Sortiment von Schuhen und Textil über Elektro und Haushalt bis hin zu Accessoires und Schreibwarenbedarf als große Innovation, doch auch sie haben mit der digitalen Konkurrenz von Amazon und Co. zu kämpfen, werden verdrängt durch große Shoppingmalls mit kleinen Ladenlokalen und büßen seit Jahren Kundschaft und Umsatz ein.
Erschwerend kommt die Filialdichte hinzu: Nicht selten befinden sich die Kaufhäuser der einstigen Konkurrenten Karstadt und Kaufhof in direkter Nachbarschaft zueinander und greifen sich auf diese Weise gegenseitig die Kunden ab. Dass hier der Filialbestand über kurz oder lang reduziert werden würde, hatte sich seit der Übernahme vor wenigen Jahren bereits abgezeichnet.
Harter Schlag für die Belegschaft
Für die Beschäftigten, deren Jobs nun auf der Kippe stehen, geht es nicht selten um die Existenz. Eine komplett sozialverträgliche Lösung zu finden, etwa über nicht neu besetzte Stellen oder Vorruhestandsregelungen, scheint angesichts der Dimension der Schließungen kaum realistisch.
Damit trifft die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der betroffenen Standorte nun dieselbe Angst, mit der auch zahlreiche Solo-Selbständige sowie Beschäftigte aus der Veranstaltungs- und Gastronomiebranche seit Wochen zu kämpfen haben: Sie stehen potenziell vor dem finanziellen Ruin.
Ob es auf der anderen Seite Galeria Karstadt Kaufhof tatsächlich gelingen wird, sich mit Hilfe des Kahlschlags gesundzuschrumpfen, wird sich erst noch zeigen. Denn bereits die vergangenen Jahre haben tendenziell verdeutlicht, dass viele Kunden sich die Ware vor Ort zwar ansehen oder sich dazu beraten lassen, den eigentlichen Kauf dann aber für ein paar Euro weniger online tätigen.
Ist die Ära zu Ende?
Die Ära der Kaufhaustempel könnte sich also nach erfolgreichen Jahrzehnten allmählich ihrem Ende entgegenneigen. Noch allerdings ist es nicht soweit, wie auch der heftige Protest von Seiten der Kommunen deutlich macht: Sie beharren auf der Relevanz der Kaufhäuser für die Attraktivität der Innenstädte.
Vieles wird nun davon abhängen, ob sich das Unternehmen mit den Vermietern der Filialen wird verständigen können. Diese hatten eine Verringerung der Mietzahlungen stets verweigert und könnten nun bald mit gigantischen leerstehenden Ladenflächen konfrontiert sein.