Infineon hebt Prognose an – Siltronic bleibt deutsch
Preissteigerungen und wirtschaftliche Entwicklung hängen seit einigen Monaten unter anderem mit einem Phänomen zusammen: der weltweiten Chipkrise.
Chipkrise belastet deutsche Autobauer
Zwar mangelt es auch an anderen Materialien, Bauteilen und Rohstoffen, doch Computerchips sind stärker gefragt denn je. Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht hinterher, der Aufbau neuer Kapazitäten dauert mehrere Jahre, zugleich warten Firmen sehnsüchtig auf die Lieferung, um die eigenen Produkte fertigstellen zu können.
In Deutschland haben das im vergangenen Jahr vor allem Autobauer und ihre Kunden zu spüren bekommen: Zahlreiche Fahrzeuge konnten nicht fertiggestellt werden, weil Halbleiter fehlten – und davon brauchen moderne Pkw immer mehr, der Bedarf dürfte mit Blick auf Elektrifizierung und autonomes Fahren in den kommenden Jahren noch deutlich ansteigen.
Taiwanesischer Konkurrent darf Siltronic nicht übernehmen
Computerchips werden also zunehmend zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor. Dass die meisten Unternehmen dabei abhängig sind von Zulieferern aus Fernost, wird schon seit längerem bemängelt. Der taiwanesische Chip-Zulieferer Globalwafers wollte nun den deutschen Konkurrenten Siltronic übernehmen – für 4,35 Milliarden Euro. Doch daraus wird erst einmal nichts.
Für die Transaktion hätte es die Zustimmung zahlreicher Akteure gebraucht, darunter auch der deutschen Bundesregierung. Doch das Bundeswirtschaftsministerium ließ eine Genehmigungsfrist in dieser Woche verstreichen, damit ist der Deal geplatzt. Aus dem Ministerium heißt es, die Zeit habe schlicht nicht ausgereicht für die Prüfung, nachdem chinesische Wettbewerbshüter erst wenige Tage zuvor grünes Licht erteilt hatten.
Nicht wenige Beobachter vermuten dahinter jedoch auch ein politisches Signal: Seit der Pandemie und ihren Auswirkungen auf die globalen Lieferketten ist man in Europa bestrebt, wieder stärker unabhängig zu werden von Billigzulieferern aus Fernost. Das gilt nicht nur, aber eben auch für die Halbleiterbranche.
Infineon hebt Jahresprognose an
Wie stark sich das Geschäft in diesem Bereich nach wie vor entwickelt, zeigte sich in dieser Woche auch beim deutschen Chiphersteller Infineon. Das im Dax gelistete Unternehmen hat seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr, das am 30. September endet, um 300 Millionen Euro angehoben auf nun 12,5 bis 13,5 Milliarden Euro.
Doch auch Infineon ist stark von China abhängig: Das Unternehmen unterhält eigene Produktionsstätten im Reich der Mitte und arbeitet außerdem mit dortigen Zulieferern zusammen. Weil aber die chinesische Zentralregierung eine strikte No-Covid-Politik verfolgt und auch bei einzelnen Infektionsfällen mitunter ganze Metropolregionen abriegelt, sind auch die Fabriken von Infineon potenziell betroffen.
Infineon Aktie trotz starker Bilanz im Minus
Zudem konnten am Markt zuletzt hohe Preise für die heißbegehrten Chips verlangt werden. Doch mit einer Entspannung des Ungleichgewichts von Angebot und Nachfrage dürften auch die aufgerufenen Preise wieder sinken, davon gehen zumindest Beobachter derzeit aus. Das wiederum würde sich auf die Zahlen von Infineon niederschlagen.
So ist es zu erklären, dass Aktien des Dax-Konzerns trotz starker Quartalszahlen letztlich in die Verlustzone rutschten. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um 5 Prozent auf 3,16 Milliarden Euro. Besonders gut lief es mit der Kundschaft aus der Autobranche: Hier verzeichnete Infineon ein Plus von 16 Prozent auf 717 Millionen Euro.