Infineon Aktie: Trump sorgt für Talfahrt
Infineon schlägt Alarm: Bedingt durch den schwachen Dollarkurs hat der Dax-Konzern aus dem bayerischen Neubiberg bei München seine Prognose für 2018 nach unten korrigiert.
Zwar fielen die Zahlen für das erste Quartal des seit Oktober laufenden neuen Geschäftsjahres erfreulich aus und konnten zum Teil auch die Prognosen übertreffen, doch die weitere Abwertung des US-Dollar betreffe mehr als die Hälfte des Umsatzes und könne anderweitig nicht hinreichend kompensiert werden, erklärte Infineon-Chef Reinhard Ploss vor wenigen Tagen.
Infineon Aktie auf Talfahrt
Nach den neuen Schätzungen soll der Umsatz im laufenden Jahr nicht mehr wie bisher erwartet um 9 Prozent zulegen, sondern lediglich um 5 Prozent. Auch die prognostizierte operative Marge wird demnach mit 16,5 Prozent (vorher: 17 Prozent) etwas geringer ausfallen als zuvor erhofft.
Anleger reagierten auf die Neuigkeiten erwartungsgemäß wenig erfreut und schickten die Infineon Aktie auf Talfahrt. Auf Wochensicht gab der Kurs um mehr als 6 Prozentpunkte nach, am Freitag gingen die Papiere bei 22,48 Euro aus dem Handel.
Trotz der verständlichen Enttäuschung über die abgesenkte Jahresprognose sollte jedoch nicht übersehen werden, dass Infineon operativ weiterhin voll auf Erfolgskurs steuert und mit seinen Halbleiterlösungen insbesondere für die Automobilindustrie gut aufgestellt ist – und zwar sowohl im Bereich der konventionellen Verbrennungsmotoren als auch mit Blick auf Hybridfahrzeuge und alternative Antriebstechnologien, allen voran Elektromobilität.
Operativ gut aufgestellt
Analysten warnen dementsprechend vor überzogenen Panikverkäufen und sehen im neuerlichen Kursrückgang eher eine günstige Gelegenheit zum Einstieg. Mit großer Mehrheit raten sie derzeit zum Kauf der Infineon Aktie, die Kursziele bewegen sich dabei überwiegend im Bereich zwischen 25 Euro (Credit Suisse) und 30 Euro (Berenberg Bank).
Die operative Marge hatte mit 15,9 Prozent im ersten Geschäftsquartal von Oktober bis Ende Dezember die Erwartungen übertroffen, die bei 15 Prozent gelegen hatten. Der Umsatzrückgang um 2 Prozent auf 1,78 Milliarden Euro war bereits angekündigt worden und sorgte dementsprechend nicht mehr für negative Überraschungen. Für das laufende zweite Geschäftsquartal rechnet Infineon mit einem Umsatzplus von 4 Prozent und einer Rendite von 16 Prozent.
Trump sorgt für lange Gesichter
Mit dem Dilemma immerhin steht Infineon nicht allein da: Auch etliche andere Nicht-US-Firmen ächzen derzeit unter der protektionistisch motivierten Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump, der in den USA ansässige Firmen sowie dortige Produktionsstandorte begünstigt, ausländische Firmen jedoch benachteiligt durch Steuern, Zölle – und einen bewusst schwach gehaltenen Dollarkurs.
Dieser wirkt sich insbesondere negativ aus auf Unternehmen, die ihre Ergebnisse in andere Währungen umrechnen, weil sie beispielsweise ihre Bilanzen in Euro ausweisen. Entsprechende Währungseffekte hatten zuletzt auch die Quartalsberichte diverser anderer Firmen belastet – ein Effekt, an den man sich wohl erst einmal gewöhnen wird müssen.