Hypoport-Aktie: Wie es nach den Zahlen weitergeht
Die Corona-Kursdelle war bei der Hypoport-Aktie schnell ausgebügelt. Seit dem Tief hatte sich der Kurs auf knapp über 600 Euro mehr als verdreifacht. Begleitet wurde die rasante Kursrally von starken Geschäftszahlen und einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld, dass die Nachfrage nach Immobilien regelrecht befeuert hat.
Damit ist aber seit der Zinswende Schluss: Die deutlich verteuerten Finanzierungskosten wirken wie Sand im Getriebe des Berliner Immobilienkonzerns. Das machte sich auch im Aktienkurs bemerkbar, der im vergangenen September kurzfristig bis unter 80 Euro sackte.
Mittlerweile haben sich die Hypoport-Papiere wieder deutlich erholt (akt. Rd. 140 Euro) und der Konzernchef sieht bereits wieder Licht am Ende des Tunnels.
Hypoport im Portrait
Die Hypoport-Gruppe mit ihren rund 2000 Mitarbeitern ist ein Netzwerk von Technologieunternehmen für die Kredit- & Immobilien- sowie Versicherungswirtschaft. Sie gruppiert sich in vier Segmente: Kreditplattform, Privatkunden, Immobilienplattform und Versicherungsplattform.
Das Segment Kreditplattform betreibt mit dem internetbasierten B2B-Kreditmarktplatz EUROPACE die größte deutsche Plattform für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite. Ein vollintegriertes System vernetzt ca. 700 Partner aus den Bereichen Banken, Versicherungen und Finanzvertriebe.
Das Segment Privatkunden vereint mit dem internetbasierten und ungebundenen Finanzvertrieb Dr. Klein Privatkunden AG und dem Verbraucherportal Vergleich.de alle Geschäftsmodelle, die sich mit der Beratung zu Immobilienfinanzierungen, Versicherungen oder Vorsorgeprodukten direkt an Verbraucher richten.
Das Segment Immobilienplattform bündelt alle immobilienbezogenen Aktivitäten der Hypoport-Gruppe außerhalb der privaten Finanzierung mit dem Ziel der Digitalisierung von Finanzierung, Verwaltung, Vermarktung und Bewertung von Immobilien. Das Segment Versicherungsplattform betreibt mit SMART INSUR eine internetbasierte B2B-Plattform zur Beratung, zum Tarifvergleich und zur Verwaltung von Versicherungspolicen.
Flaute am Immobilienmarkt schlägt ins Kontor
Nach einem jahrelangen Höhenflug macht sich bei dem Finanzdienstleister die schwache Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen auf seiner Plattform deutlich negativ bemerkbar. Der Cocktail aus steigenden Zinsen, hoher Inflation und wachsender makroökonomischer Risiken sorgte für sichtbare Bremsspuren: Der Umsatz sackte im ersten Quartal um 31% auf 93,7 Millionen Euro in den Keller.
Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) schmolz sogar um 95% auf 0,8 Millionen Euro zusammen. Der Grund liegt auf der Hand: Der Markt für private Immobilienfinanzierung war im Startquartal um rund 50% zusammengebrochen.
Kostensparmaßnahmen machen sich positiv bemerkbar
Auf der anderen Seite begegnete Hypoport dem schwächelnden Kerngeschäft mit rigiden Sparmaßnahmen. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Kosten um 14% respektive 8 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro verringert werden. Unter dem Strich konnte der Immobilienspezialist das Quartal mit einem hauchdünnen Gewinn von 0,2 Millionen Euro abschließen. Zum Vergleich: Im Vorjahresquartal stand noch ein Quartalsgewinn von 13 Millionen Euro in den Büchern.
Licht am Ende des Tunnels
Allerdings gibt es dem Management zufolge bereits erste Lichtblicke. So sieht der Konzern Stabilisierungstendenzen im ersten Quartal. So konnte beispielsweise im größten Geschäftsbereich Kreditplattform mit dem internetbasierten B2B-Kreditmarktplatz Europace das Transaktionsvolumen um 7% auf 16 Milliarden Euro zulegen.
Fazit: Die Boomzeiten am Immobilienmarkt sind in Deutschland vorerst vorbei. Stark gestiegene Baupreise, deutlich höhere Finanzierungskosten und makroökonomische Unsicherheiten sorgen dafür, dass sich die Situation so schnell auch nicht verbessern dürfte. Entsprechend schwankungsstark bleibt die Anlage in Immobilienaktien beziehungsweise in Papiere des Finanzunternehmens Hypoport. Der starke Fokus auf die Kosten und erste Stabilisierungstendenzen in einzelnen Geschäftsbereichen sind zwar positiv, wie nachhaltig die Entwicklung ist, wird sich aber erste in den kommenden Monaten zeigen.