Wie sich Henkel jetzt an diese Hype-Märkte drankleben will!
Schauen Sie sich einmal diese Zahlen an: Allein in Deutschland werden jedes Jahr mehr als 1,5 Millionen Tonnen an Klebstoffen verwendet. Und: Die durch den Einsatz von Klebtechnik generierte Wertschöpfung beträgt deutlich mehr als 400 Milliarden Euro, so die Angaben des zuständigen Industrieverbands. Das heißt: Knapp 50 Prozent der in Deutschland produzierten Waren und Baudienstleistungen stehen mit Klebstoffen in Verbindung.
Dabei dürfte die Bedeutung dieser oft unterschätzen Produktionsmittel in den nächsten Jahren immer weiter zunehmen. Klebstoffe sind nämlich unter anderem für Elektronikgeräte und die elektrifizierte Mobilität das Zünglein an der Waage.
Henkel eröffnet neues Klebstoff-Kompetenzzentrum
Experten schreiben dem Markt rund um die Klebtechnik deshalb ein beachtliches Wachstumspotenzial zu. Ein Potenzial, das auch der deutsche Konzern Henkel abgreifen will. Dieser gilt als größter Klebstoffhersteller in Deutschland. Allein im letzten Jahr erzielte der Düsseldorfer Konzern damit einen Umsatz von 9,6 Milliarden Euro.
Vor wenigen Tagen hat Henkel nun die neue Marschrichtung dieser umsatzstarken Sparte bekannt gegeben. Demnach hat das Unternehmen am Heimatstandort Düsseldorf ein 130 Millionen Euro teures Kompetenzzentrum rund um Klebstoffe eröffnet.
Das Kompetenzzentrum, das sich auf 47.000 Quadratmeter erstreckt, bietet unter anderem Platz für 30 Labore und mehr als 650 Fachkräfte. Gleichzeitig dient die Fläche dem Konzern als Werbeplattform. So können Kunden dort das gesamte Klebstoff-Portfolio von Henkel erkunden und im besten Falle Kaufverträge in die Wege leiten.
Henkel will sich an Hype-Märkte drankleben
Im Mittelpunkt aber soll die Entwicklung von neuen Lösungen im Bereich Nachhaltigkeit stehen. So würden die Klebstoffe von Henkel dazu beitragen, Elektroautos leichter zu machen, betonte Dirk Auris, der die entsprechende Konzernsparte leitet. Zudem werde ein neues Isoliermaterial verhindern, dass überhitzte Akkus die E-Autos in Brand setzen können. Und nicht zuletzt forsche man an Klebstoffen, die das Recycling von Smartphones effizienter machen.
Geht es nach dem Manager, wird Henkel in den nächsten Jahren seine Beziehungen zu den Kunden dank der technologischen Fortschritte stark ausbauen und neue Partner gewinnen können. Bereits heute beliefert die Klebstoffsparte mehr als 100.000 Kunden in über 800 Industriebereichen. Darunter Hightech-Firmen wie Samsung und Apple.
Klebstoffsparte sorgt für Gewinne
Gleichzeitig ist die Sparte die Gewinnmaschine des Konzerns. Im ersten Halbjahr 2022 lag die EBITDA-Marge von „Adhesive Technologies“ bei 13,6 Prozent. Zum Vergleich: Die auf Schönheitspflege fokussierte Sparte „Beauty Care“ (z.B. „Schwarzkopf“) kam im gleichen Zeitraum nur auf 9,2 Prozent. Im Waschmittelgeschäft „Laundry & Home Care“ (z.B. „Persil“) belief sich die EBITDA-Marge auf 9,0 Prozent.
Mein Fazit für Sie
Henkel will also seine starke Stellung bei Klebstoffen in den nächsten Jahren mit Blick auf die Zukunftsmärkte massiv ausbauen. Berücksichtigt man das technologische Know-how des deutschen Traditionskonzerns und die enge Verknüpfung mit seinen Industriekunden, dürfte das ohne größere Probleme möglich sein.
Das gibt dem Konzern langfristiges Wachstumspotenzial, das meiner Meinung nach derzeit kaum in der Aktie eingepreist ist. Zu heftig sind aktuell die makroökonomischen Störfaktoren, die auch Henkel unter Druck setzen. So hat das Papier seit Jahresbeginn signifikant abgewertet.
Im ersten Halbjahr hat es Henkel nicht geschafft, die hohen Rohstoff- und Energiepreise an seine Kunden weiterzugeben. In der Folge ging der Betriebsgewinn zurück – übrigens auch in der Klebstoffsparte. Trotzdem blieb die Sparte wie oben erwähnt deutlich lukrativer als die anderen Konzernbereiche.
Diese Negativeffekte dürften aber zeitlich begrenzt sein. Viel wichtiger ist deshalb die Zukunftsperspektive des Konzerns. Und hier kann sich Henkel allemal sehen lassen, auch weil die Aktie nun deutlich erschwinglicher ist.