Henkel – Persil-Konzern leidet unter hohen Kosten
Beim Konsumgüter- und Klebstoffkonzern Henkel ist der Gewinn im ersten Halbjahr eingebrochen – aber nicht ganz so stark wie erwartet. Die DAX-Aktie fällt nach anfänglichen Kursgewinnen leicht zurück.
Materialaufwand steigt stärker als die Produktpreise
Der Hersteller bekannter Marken wie Persil, Schwarzkopf und Pattex ist besonders stark von steigenden Material-, Logistik- und Energiekosten betroffen. Deshalb waren die Erwartungen der Analysten vor den Zahlen recht pessimistisch. Das gilt zumindest für die Gewinne. Bei den Umsätzen wurden, auch inflationsbedingt, dagegen hohe Zuwächse veranschlagt.
In der Tat hat der Düsseldorfer Konzern in den ersten sechs Monaten die Verkäufe um 9,9 % auf 10,9 Milliarden Euro steigern können. Ein Großteil davon geht jedoch auf das Konto deutlicher Preiserhöhungen, die aber nicht hoch genug waren, um die Kostensteigerungen insbesondere bei Materialien vollständig aufzufangen.
Betriebsergebnis spürbar gesunken
Das bereinigte Betriebsergebnis (EBIT) ging um 18,5 % auf 1,166 Milliarden Euro zurück. Erwartet worden war ein Minus von bis zu einem Drittel. In dieser Kennziffer sind die einmaligen Aufwendungen und Erträge sowie Restrukturierungsaufwendungen herausgerechnet.
Inklusive dieser Posten sieht es wesentlich düsterer aus: Das unbereinigte EBIT sackte um 47 % auf 684 Millionen Euro ab. Beim Ergebnis je Vorzugsaktie ist der Unterschied noch größer: Unbereinigt stürzte es um 52,3 % auf 1,04 Euro ab, bereinigt „nur“ um 18,8 % auf 1,95 Euro. Einbußen erlitt Henkel unter anderem durch die im April beschlossene Beendigung der Aktivitäten in Russland und Belarus sowie durch den „Verkauf oder die Einstellung von Geschäften, die nicht den Erwartungen hinsichtlich Wachstum und Profitabilität entsprechen“.
Diese Umstrukturierungen sind mit einem Stellenabbau verbunden. In Russland, wo die Geschäfte bis Jahresende ganz beendet sein sollen, waren die Düsseldorfer mit einem Anteil am Konzernumsatz von rund 5 % relativ stark vertreten.
Klebstoffbereich schneidet am besten ab
Henkel gilt zwar allgemein als Konsumgüterkonzern – aber rund die Hälfte des Umsatzes stammt vom Klebstoffbereich mit dem Schwerpunkt Industriegeschäft. Dort ist das Unternehmen Weltmarktführer. Die EBIT-Marge dieses Segments war im ersten Halbjahr mit Abstand am höchsten und erreichte bereinigt 13,6 %.
Konzernweit ging die Marge von 14,4 auf 10,7 % zurück, weil das Markengeschäft mit Konsumgütern deutlich schwächelte. Gemessen am bereinigten EBIT trugen Klebstoffe fast zwei Drittel zum Halbjahresgewinn bei.
Das Management um Firmenchef Carsten Knobel hat nach den Zahlen die Jahresprognose aktualisiert. Das Umsatzziel wurde um einen Prozentpunkt auf 4,5 bis 5,5 % angehoben, die bereinigte EBIT-Rendite soll die bereits im April nach unten revidierten 9 bis 11 % betragen und das Ergebnis je Aktie um 15 bis 35 % zurückgehen.
Aktienkurs wenig verändert
Im vorbörslichen Handel konnte die Aktie um gut 3 % zulegen, fiel aber dann zeitweise ins Minus, als die Anleger die Zahlen, insbesondere die schwachen unbereinigten Ergebnisse, näher unter die Lupe nahmen.
Im Vormittagshandel pendelte der DAX-Wert dann mit 64 bis 65 Euro um den Vortagskurs. Im April 2021 hatte sich die Aktie mit 99 Euro noch der 100-Euro-Marke angenähert. Vor der Bekanntgabe der Zahlen hatte die Mehrzahl der Analysten die Aktie auf Halten mit einem durchschnittlichen Kursziel von rund 70 Euro.