GFT: Wie es nach der Sophos-Übernahme weitergeht
Der IT-Dienstleister GFT Technologies bleibt auf Wachstumskurs. Mittlerweile ist das Unternehmen deutlich breiter aufgestellt als noch vor ein paar Jahren. Dabei spielen auch gezielte Zukäufe eine wichtige Rolle in der Expansionsstrategie: Ende Januar hat GFT mit Sophos Solutions S.A.S. einen kolumbianischen Spezialisten für Kernbankenlösungen übernommen. Damit wird die Position in Lateinamerika deutlich ausgebaut.
IT-Lösungen für die Banken-Branche
GFT ist ein IT-Services-Unternehmen mit dem Fokus auf die Entwicklung und Wartung kundenspezifischer Core Banking Software-Lösungen. Core Banking-Lösungen umfassen: die Aktiv-/Passiv-Steuerung, das Risiko-Management, Compliance-Software, Internet- und Mobile Banking, das Kunden-Management sowie Lösungen für das sogenannte Multi-Channel-Marketing. Hauptsitz des Unternehmens ist Stuttgart.
Hohe Kundenbindung gepaart mit hohen wiederkehrenden Umsätzen
Aufgrund des langjährigen Track Records gilt GFT als verlässlicher IT-Partner im Finanzdienstleistungs-Sektor. Durch den Fokus auf Core Banking-Applikationen erreicht GFT eine hohe Kundenbindung. Quasi-wiederkehrende Umsätze tragen ca. 2/3 zu den Gesamt-Umsätzen bei. Zugleich stellt die Kenntnis der Software-Schnittstellen des Kunden eine hohe Markteintritts-Barriere für mögliche Wettbewerber dar.
Abhängigkeit von Großkunden reduziert – Erschließung neuer Geschäftsfelder
In den letzten Jahren versuchte GFT die Abhängigkeit von seinen beiden Großkunden (Deutsche Bank und Barclays) zu reduzieren – mit Erfolg. Lag der Umsatzanteil der beiden wichtigsten Kunden in 2015 noch bei 57%, waren es in den ersten neun Monaten in 2023 nur noch 16%.
Zuletzt wurden 73% der Umsätze mit Banken erzielt, weitere 16% der Kunden stammten aus dem Versicherungsbereich und die restlichen 11% waren Industrie- oder sonstige Kunden.
Umsatz klettert um 10%
Unter dem Strich erhöhten sich die Umsätze in den ersten neun Monaten um 10% auf 594,61 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich im gleichen Zeitraum um 4% auf 65,49 Millionen Euro. Entsprechend lag die EBITDA-Marge bei 8,8%. Am Ende erhöhte das Nettoergebnis um 3% auf 34,84 Millionen Euro.
Für das Gesamtjahr 2023 hat GFT einen Umsatz zwischen 800 bis 810 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Sophos-Übernahme verbessert die Gewinnmarge….
Nun hat GFT einen Zukauf in Südamerika bekanntgegeben: Der IT-Dienstleister schluckt Sophos Solutions aus Kolumbien für umgerechnet 87 Millionen Euro. Finanziert werden soll der Kauf durch die Ausweitung bestehender Kreditlinien sowie eigene Mittel. Mit der Übernahme stärkt GFT seine Marktposition spürbar. Sophos ein Spezialist für die Modernisierung von Kernbankensystemen und Cloud Computing. In 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Jahresumsatz von 60 Millionen Euro und ein Vorsteuerergebnis von 9 Millionen Euro. Damit wirtschaftet Sophos mit einer Vorsteuermarge von 15% profitabler als GFT (Q1-Q3 2023: 8,8% bereinigte EBIT-Marge).
….und steigt zum drittgrößten Anbieter auf
Zudem wird die Marktposition erheblich verbessert. Mit Sophos avanciert GFT zu einem der Top-3-Anbieter von IT-Dienstleistungen für Banken in Lateinamerika und erhöht zudem seine globale Lieferfähigkeit. Das Unternehmen baut mit der Transaktion seine Präsenz auf 20 Länder aus, von denen sechs in Lateinamerika liegen: Neben Brasilien, Mexiko und Costa Rica sind nun auch Kolumbien, Chile und Panama in Lateinamerika vertreten. Die Mitarbeiterzahl der GFT Gruppe erhöhte sich durch die Übernahme um knapp 20%.
Dem GFT-Aktienkurs hat die Übernahme vorübergehend etwas Auftrieb verliehen, bevor im Anschluss Gewinnmitnahmen einsetzten. Der Börsenwert liegt derweil bei rund 840 Millionen Euro (Schlusskurs 02.02.2024: 31,92 Euro). Laut der GFT-Homepage schwanken die aktuellen Kursziele der Analysten zwischen 36 Euro (Berenberg) und 57 Euro (Quirin Bank).