Gerresheimer mit Rekordjahr?
Das Wachstumstempo des Düsseldorfer MDAX-Konzerns Gerresheimer hat sich im zweiten Geschäftsquartal 2022 (bis Ende Mai) zwar etwas verlangsamt, aber der Verpackungsspezialist hat die Analystenerwartungen dennoch übertroffen. Der Aktienkurs zieht leicht an.
Gewinn hält mit dem Umsatzwachstum nicht Schritt
Mit Verpackungen für die Pharma-, Medizin- und Kosmetikindustrie stellt Gerresheimer Produkte her, die in der Corona-Pandemie besonders gefragt waren und auch weiterhin sind. Dazu zählen Spritzen, Injektionsfläschchen, Inhalatoren und Verpackungen für Impfstoffe. Der Umsatz legte im zweiten Vierteljahr organisch um 13 % auf knapp 445 Millionen Euro zu. Aufgrund des schwachen Euro betrug das ausgewiesene Plus sogar 17,9 %. Gerresheimer gelang es zudem, „nachhaltige Preiserhöhungen“ durchzusetzen, die zum Teil auf vertraglich verankerten Preisanpassungen beruhten.
Gewinn hielt nicht Schritt
Der Gewinn konnte dennoch nicht mit dem Umsatzwachstum Schritt halten. Die bereinigte operative Marge (EBITDA, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) fiel von 21,7 % im Vorjahr auf 20,3 % im zweiten Quartal 2022. Der bereinigte operative Gewinn kletterte deshalb „nur“ um 5,3 % auf knapp 87 Millionen Euro. Das bereinigte Ergebnis je Aktie verbesserte sich um 4,7 % auf 1,34 Euro. Sowohl der Umsatz als auch das Ergebnis übertrafen jedoch die Erwartungen leicht. An der Börse kam deswegen der Quartalsbericht gut an, die Aktie verbesserte sich im Vormittagshandel um knapp 2 % und pendelte um Kurse von 59 Euro.
Strategische Beteiligungen
Um die Auswirkungen der Inflation zu begrenzen hat Gerresheimer diverse Maßnahmen ergriffen – etwa Absicherungen gegen Energiepreissteigerungen und langfristige Lieferverträge. Die Nachfrage der Kunden bezeichnet das Management als stark, und zwar über alle Bereiche hinweg. Dazu beigetragen haben auch neue strategische Beteiligungen zur Entwicklung eines nadelfreien Autoinjektors und zur Behandlung von Parkinson.
Für das gesamte Geschäftsjahr 2022 (das bis Ende November geht) hat Gerresheimer die Prognosen des Vorquartals bestätigt. Demnach soll das organische Umsatzwachstum mindestens 10 % betragen, und der operative Gewinn (EBITDA) soll im hohen einstelligen Prozentbereich zunehmen. Auch die mittelfristigen wachstumsziele bleiben bestehen – mit einem organischen Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und einem Plus von mindestens 10 % pro Jahr beim operativen Ergebnis je Aktie.
Bankhaus Metzler: Gerresheimer auf Favoritenliste
In den Wochen vor Bekanntgabe der Quartalszahlen hat die Deutsche Bank ihr Kursziele von 115 auf 105 Euro gesenkt, DZ Bank und Credit Suisse haben es bei 95 bzw. 94 Euro belassen. Alle sehen also deutliches Kurspotenzial. Und das Bankhaus Metzler hat Gerresheimer sogar in seine Favoritenliste deutscher Aktien für das zweite Halbjahr aufgenommen.