Fresenius: Turnaround-Wette nach Zahlen noch intakt??
Anleger von Fresenius sowie der Konzerntochter Fresenius Medical Care (FMC) haben zu Beginn dieser Woche erleichtert auf die Zahlen zum dritten Quartal reagiert. Dass beide letztlich erneut die Geschäftsziele heruntergeschraubt haben, überraschte dann kaum noch.
Wechselkurseffekte retten Fresenius
Im dritten Quartal wuchs der Fresenius-Umsatz um 12% auf 10,46 Mrd. Euro. Ohne positive Wechselkurseffekte, hätte das Plus bei 5% gelegen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank um 9% auf 949 Mio. Euro, währungsbereinigt sind es hier minus 17%. Beim Konzernergebnis vor Sondereinflüssen stand ein Minus um 15% (währungsbereinigt -22%) auf 371 Mio. Euro.
Ähnlich erging es FMC…
Trotz 15% Umsatzwachstum auf 5,1 Mrd. Euro im dritten Jahresviertel sank das Konzernergebnis der Tochter Fresenius Medical Care im Vergleich zum vorherigen Jahr um 16% auf 230 Mio. Euro. Vor Sondereffekten war das Ergebnis um 17% rückläufig auf 231 Mio. Euro.
Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn sank bei FMC um 8% auf 470 Mio. Euro. Das Unternehmen profitierte diesbezüglich deutlich vom zum US-Dollar schwachen Euro. Ähnlich wie bei der Konzernmutter. Ohne diese Auswirkungen wäre das Umsatzplus bedeutend kleiner gewesen und der Gewinnrückgang deutlich.
Analysten nicht sonderlich überrascht
Vor dem Hintergrund erwartet der neue Fresenius-Chef Sen für 2022 jetzt einen Rückgang des währungsbereinigten Ergebnisses um die 10%, nach einem bisherigen avisierten Minus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.
Analysten hatten mit dem meisten bereits gerechnet. Die Warnungen seien kein “völliger Schock” gewesen laut Experte Robert Davies von Morgan Stanley. Graham Doyle, Analyst bei der UBS schrieb: “Zwar dürften Investoren kaum erfreut sein angesichts des aktualisierten Jahresausblicks, doch der aktuelle Kurs der Aktien des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers Fresenius reflektiert bereits geringe Erwartungen.”
Doch auch die Tochter FMC habe besser abgeschnitten als gedacht, ließ Analyst Hassan Al-Wakeel von der Investmentbank Barclays verlauten. Im dritten Quartal profitierte FMC noch deutlich von dem zum US-Dollar schwachen Euro, ohne dessen Auswirkungen es lediglich ein kleines Umsatzplus und einen noch deutlicheren Gewinnrückgang gegeben hätte.
Wette auf den Turnaround intakt?
Insgesamt sollte sowohl bei Fresenius als auch bei FMC inzwischen der Löwenanteil an schlechten Nachrichten und Erwartungen eingepreist sein, woraus sich eine sehr gute Turnaround-Chance für mutige, weitsichtige Anleger ergibt.
Positiv zu werten ist außerdem, dass der neue Fresenius-Chef Michael Sen nun durchgreifen will. Alle Aktivitäten kämen auf den Prüfstand, hieß es. Es bleibt also spannend. Ein Verkauf macht auf dem aktuellen Niveau jedenfalls wesentlich weniger Sinn als die Wette auf die weitere Trendwende.