Dürr-AG –Auftragsrekord trifft Gewinnmanko
Trotz eines guten ersten Quartals (Q1) hat der Anlagen- und Maschinenbauer Dürr seine Jahresprognose gesenkt – aus den gleichen Gründen wie viele andere Unternehmen: der Kosteninflation, so das Management nennt, und den zunehmenden Lieferkettenproblemen.
Hervorragende Zahlen im ersten Quartal
Im Vergleich zum schwachen ersten Vierteljahr 2021 sind die Zahlen im abgelaufenen Quartal überwiegend hervorragend ausgefallen. Der Umsatz kletterte um 14,7 % auf 906 Millionen Euro und der Auftragseingang sogar um 35,7 % auf 1,4 Milliarden Euro. Dadurch hat der MDAX-Wert einen Rekord-Auftragsbestand von 3,9 Milliarden Euro aufgebaut.
Auch die Gewinnentwicklung sieht auf den ersten Blick vielversprechend aus: Das operative Ergebnis (EBIT) vor Sondereffekten kletterte um über 52 % auf knapp 45 Millionen Euro. Und das Ergebnis je Aktie, auf das Anleger nun einmal besonders achten, schnellte gar um über 190 % auf 38 Cents nach oben.
Dürr will mindestens 8 % Marge
Allerdings trugen Firmenübernahmen und ein Sondereffekt zum Zuwachs bei – und der Gewinn lag unter den Planungen des neuen Firmenchefs Jochen Weyrauch. Als operative Marge blieben vom erhöhten Umsatz nur 4,9 % hängen. Deshalb und weil Dürr vorerst kein Ende des Lieferkettenproblems erwartet, hatte das Unternehmen bereits Anfang Mai das Margenziel für das Gesamtjahr reduziert – von 6,5% bis 7,5 % auf 5,0 % bis 6,5 %. Mittelfristig behält Weyrauch, auch wegen des hohen Auftragsbestands, jedoch das bisherige Margenziel von mindestens 8 % bei.
Besonders gut gelaufen ist es in Q1 in den beiden größten Sparten. Die Lackieranlagen, insbesondere für die Autoindustrie, verbuchten ein operatives Gewinnplus vor Sondereffekten von fast 59 % und die Holzbearbeitung (die Tochter Homag) sogar um über 98 %. Dagegen schrumpfte der Gewinn des Bereichs Umwelttechnik um über 90 %.
Prognosen der Analysten weit über dem aktuellen Kurs
Nach der Prognosesenkung des Managements und den Quartalszahlen haben mehrere Banken Analysen der Dürr-Aktie veröffentlicht. Die Deutsche Bank senkte das Kursziel von 60 Euro auf 55 Euro und Berenberg von 47 Euro auf 42 Euro. Die anderen Institute bestätigten ihre Kursprognosen. Hauck Aufhäuser Lampe mit 47 Euro, Warburg mit 45 Euro, UBS mit 41 Euro und Goldman Sachs mit 34 Euro.
Alle diese Analysen weisen also Kursziele aus, die deutlich bis sehr deutlich über dem aktuellen Kurs von knapp 25 Euro liegen. Das Allzeithoch hatte Dürr Ende 2017 mit rund 60 Euro erreicht.