DSW-Watchlist: Große Namen unter den Kapitalvernichtern
- Langfristige Kursentwicklung und Dividenden werden berücksichtigt
- 4 Dax-Konzerne auf Negativliste – Deutsche Bank nicht mehr dabei
- Auch Thyssenkrupp und Lufthansa auf der Liste
- Vor-Pandemie-Probleme als zusätzliches Warnsignal
- Bayer Aktie seit Jahresbeginn kräftig im Plus
- Fresenius und Henkel unter Druck
- Geteilte Meinungen über Conti
- Sorgenkind Thyssenkrupp: Talsohle durchschritten – Kurspotenzial voraus?
Alle Jahre wieder legt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) den Finger in die Wunde: Sie veröffentlicht eine Liste der größten Kapitalvernichter.
Langfristige Kursentwicklung und Dividenden werden berücksichtigt
Das ist nicht gerade eine Kaufempfehlung für die jeweiligen Papiere und könnte manch investierten Anleger zusätzlich aufschrecken. Zumindest aber dürfte es bei manchem Kleinanleger für ziemlich schlechte Laune sorgen, noch einmal schwarz auf weiß nachzulesen, was man im eigenen Depot ohnehin schon seit geraumer Zeit gespürt hat: dass sich eine Investition als verlustbringend erweist.
Dabei legt die DSW besonderen Wert auf die langfristige Entwicklung. Die Aktionärsschützer betrachten daher die Kursentwicklung im Zeitraum von einem, drei und fünf Jahren, wobei der Fünfjahreszeitraum die höchste Gewichtung erhält. Auch die Auszahlung von Dividenden wird mitberücksichtigt und fließt in die Gesamtwertung mit ein.
4 Dax-Konzerne auf Negativliste – Deutsche Bank nicht mehr dabei
Ende März stellte die DSW ihre Watchlist für das Jahr 2021 vor und gab die 50 größten Kapitalvernichter des Jahres bekannt. Dabei gab es zunächst einmal eine Überraschung: Die Deutsche Bank steht nicht mehr auf der unrühmlichen Liste. Seit der Finanzkrise hatte das Geldhaus einen festen Platz in dem Ranking, nun hat man sich wieder gefangen – genügend jedenfalls, um nicht mehr in den Top 50 der Kapitalvernichter zu landen.
Dennoch finden sich auch vier Dax-Konzerne 2021 in dem Ranking wieder. Der Klinikbetreiber und Medizintechnikkonzern Fresenius landet auf Platz 29 und verzeichnet damit die schwächste Langzeitentwicklung der Dax-40. Weiterhin finden sich der Konsumgüterhersteller Henkel, der Chemiekonzern Bayer sowie Autozulieferer Continental auf der Watchlist wieder, sie belegen die Plätze 32, 36 und 38.
Auch Thyssenkrupp und Lufthansa auf der Liste
Zwei bekannte Namen, die vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls noch zur ersten Börsenliga gehörten und sich nun auf der Negativliste befinden, sind der Stahlkonzern Thyssenkrupp, der auf Rang 19 landete, sowie die von der Pandemie arg gebeutelte Lufthansa auf Platz 24. An der Spitze der Kapitalvernichter landet – wie schon im Vorjahr – das Biotechnologieunternehmen Epigenomics, gefolgt vom Onlinehändler Windeln.de und dem Wettanbieter Bet-At-Home.
Gerade für Dax-Konzerne ist es ein Kratzer im Lack, auf einer Watchlist der DSW aufzutauchen. Unzufriedene Anleger könnten dadurch zusätzlich verstimmt werden, auf neue Investoren wirkt der Stempel möglicherweise abschreckend.
Vor-Pandemie-Probleme als zusätzliches Warnsignal
Das Beispiel Deutsche Bank zeigt jedoch, dass auch eine Trendwende möglich ist – und gerade für Unternehmen, die vor der Pandemie stark aufgestellt waren, stehen die Chancen nicht schlecht, sich wieder von der Liste der Kapitalvernichter herunterzukämpfen. So sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Lufthansa ganz maßgeblich auf die Reisebeschränkungen in der Pandemie zurückzuführen und dürften sich in Zukunft entschärfen – auch wenn die Branche damit rechnet, dass es noch Jahre dauern könnte, bis das weltweite Fluggastaufkommen aus Vorpandemiezeiten erreicht oder gar übertroffen werden wird.
Bayer hingegen hat sich mit der umstrittenen Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto die Probleme überwiegend selbst ins Haus geholt und sich damit bei Anlegern ins Aus katapultiert: Lukrative Geschäftsteile mussten verkauft werden für die milliardenschwere Übernahme, die immensen Kosten für juristische Verfahren in den USA, die auch schon vor der Übernahme bekannt waren, lasten nun auf den Leverkusenern. Anleger waren und sind wenig begeistert von dem Zukauf, was sich in der Entwicklung des Aktienkurses widerspiegelt – und letztlich direkt auf die DSW-Watchlist geführt hat.
Bayer Aktie seit Jahresbeginn kräftig im Plus
Zuletzt aber lief es gut für den Chemieriesen: Zwar beläuft sich der Kursverlust im Fünfjahreszeitraum immer noch auf minus 35 Prozent, doch seit Jahresbeginn hat die Bayer Aktie um satte 40 Prozentpunkte zugelegt auf zuletzt rund 66 Euro. Neben Anlegern sind auch Analysten inzwischen wieder optimistischer: So haben Experten der britischen Barclays Bank die Aktie Anfang April auf die Kaufliste hochgestuft und das Kursziel zugleich von 60 auf 85 Euro angehoben. Andere Analysten raten ebenfalls zum Kauf der Bayer Aktie, die Kursziele bewegen sich dabei meist im Bereich zwischen 75 Euro (Deutsche Bank, JP Morgan) und 90 Euro (UBS).
Ebenfalls aufwärts, wenn auch in geringerem Ausmaß, ging es in den vergangenen Wochen für Anteilsscheine der Lufthansa, die seit Beginn des Jahres um gut 3 Prozentpunkte zulegen konnten auf knapp 7 Euro. Damit liegt das Papier jedoch rund 40 Prozent unterhalb des Kurses, den es noch vor 5 Jahren erreicht hatte. Analysten sind hier skeptischer, was die Zukunftsaussichten angeht: Überwiegend raten sie zum Halten der Lufthansa Aktie, wenngleich Goldman Sachs zuletzt immerhin das Kursziel von 7,10 auf 8,00 Euro nach oben korrigiert hat.
Fresenius und Henkel unter Druck
Etwas schlechter läuft es derzeit für den Klinikbetreiber Fresenius, dessen Aktie seit Beginn des Jahres um rund 2 Prozent ins Minus gerutscht ist – und sich in den vergangenen fünf Jahren halbiert hat auf nur noch knapp 35 Euro. Allzu viel Luft nach oben sehen da auch die Analysten nicht und raten, die Fresenius Aktie zu halten, so etwa die Experten von JP Morgan, Deutscher Bank, der Schweizer UBS, Credit Suisse oder dem Analysehaus Jefferies, deren Kursziele allesamt nicht über 40 Euro hinausgehen. Vereinzelte Kaufempfehlungen gibt es für die Fresenius Aktie von Goldman Sachs (Kursziel: 49 Euro) oder auch der britischen Barclays Bank (Kursziel: 51 Euro).
Die anderen Dax-Mitglieder, die auf der Negativliste auftauchen, stehen deutlich schlechter da. So verbucht Henkel binnen 5 Jahren ebenfalls eine Halbierung des Aktienkurses, und auch seit Jahresbeginn ging es noch einmal kräftig abwärts um 15 Prozent. Zuletzt kostete die Henkel Aktie knapp 60 Euro.
Geteilte Meinungen über Conti
Anleger von Continental haben in den vergangenen 5 Jahren satte zwei Drittel ihres eingesetzten Kapitals verloren, allein seit Anfang 2022 ging es um mehr als 30 Prozentpunkte abwärts auf rund 64 Euro. Analysten scheinen hier im Vergleich zu Anlegern zumindest vorsichtig optimistisch: Viele bewerten die Conti Aktie neutral und sehen die faire Bewertung zwischen 90 Euro (Morgan Stanley, Deutsche Bank) und etwas über 100 Euro (JP Morgan: 103 Euro).
Kaufempfehlungen sprachen zuletzt die Schweizer UBS sowie das Analysehaus Jefferies aus, die das Kursziel bei 110 beziehungsweise 105 Euro sehen. Zugleich aber haben die Experten der Credit Suisse sowie von Goldman Sachs ihre Verkaufsempfehlungen bestätigt und die Kursziele jeweils drastisch nach unten korrigiert von 85 auf 65 beziehungsweise von 70 auf 66 Euro.
Sorgenkind Thyssenkrupp: Talsohle durchschritten – Kurspotenzial voraus?
Die Aktie des traditionsreichen Stahlkonzerns Thyssenkrupp gehört schon seit langem zu den Sorgenkindern am Parkett, der Abstieg aus dem Dax war nur ein vorläufiger Tiefpunkt. In den vergangenen 5 Jahren haben Anleger auch hier gut zwei Drittel ihres eingesetzten Kapitals verbrannt, seit Jahresbeginn beläuft sich der Kursverlust auf rund 30 Prozent.
Analysten sehen die Talsohle jedoch durchschritten – und vermuten, dass Thyssenkrupp von den Effekten des Ukraine-Krieges profitieren könnte, etwa durch steigende Preise bei Stahl und Rohstoffen. So erntete Thyssenkrupp zuletzt gleich mehrere Kaufempfehlungen mit Kurszielen zwischen 16 Euro (Baader Bank) und 17,70 Euro (Credit Suisse). Gemessen am aktuellen Kurs von nicht einmal 7 Euro könnte sich der Kapitaleinsatz für Anleger hier künftig besser entwickeln als in den vergangenen Jahren.