Deutsche Post Aktie: Ist das Kapitel Streetscooter endlich zu Ende?
Sicherlich stimmen Sie mir hier zu: Jahrzehntelang gehörte die Deutsche Post nicht gerade zur Avantgarde neuer Ideen. Doch der einst so träge und konservative Konzern hatte zuletzt auch die ein oder andere mutige Entscheidung getroffen – mit teils bitteren Nachwirkungen. Beispiel: Streetscooter.
Deutsche Post: Der frühe Vogel fängt den Wurm …
2014 hatte die Deutsche Post die Mobilitätsfirma gekauft. Streetscooter war aus der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule hervorgegangen und produziert vor allem vollelektrische Kleintransporter. Die Post setzte also wesentlich früher auf die Elektromobilität als etwa die großen deutschen Autobauer, die das Thema erst seit Kurzem überhaupt öffentlichkeitswirksam auf die Agenda setzen.
Durch die Übernahme von Streetscooter wurde die Post plötzlich selbst zu einem Autobauer. Zwar setzte man die E-Transporter hauptsächlich im eigenen Lieferverkehr ein, das ein oder andere Exemplar ging aber auch an externe Kunden wie zum Beispiel Handwerker.
… nicht
So weit so innovativ. Doch der Ausflug in die Autobranche fruchtete nicht. Für die Bonner war Streetscooter ein Verlustgeschäft – die Investition ein Reinfall. Allein im Jahr 2020 soll Streetscooter einen Verlust von 318 Millionen Euro eingefahren haben.
Das lag natürlich auch an der Corona-Krise. Allerdings hatte man auch 2019 einen saftigen Fehlbetrag von 115 Millionen Euro in den Büchern stehen. Für eine Firma, die gerade einmal 300 Mitarbeiter beschäftigt, ist das durchaus ein beachtlicher Negativwert.
Keiner wollte Streetscooter haben
Wahrscheinlich hatten Sie es auch in den Medien gelesen. Es kam nämlich so, wie es kommen musste. Schon vor Jahren kündigte die Post an, die unliebsame Elektro-Tochter ins Schaufenster zu stellen. Man wolle schließlich kein Autobauer sein, hieß es plötzlich aus Bonn zur Begründung.
Wirklich interessiert war die Autobranche an Streetscooter aber nicht. Auch nachdem man im letzten Jahr erneut einen Verkauf öffentlich ins Gespräch gebracht hatte, passierte nichts – wohl auch weil die Post-Tochter wegen Brandgefahr eine Rückrufaktion einiger Lieferautos starten musste.
Nun aber endlich die Erlösung
Nach Berichten diverser Online-Portale hat die Deutsche Post vor wenigen Tagen endlich einen Käufer für Streetscooter gefunden. Demnach soll das luxemburgische Unternehmen Odin Automotive 100 Prozent der Firmenanteile übernehmen.
Wahrscheinlich ist Ihnen Odin Automotive kein Begriff, wurde die Firma doch erst kürzlich gegründet. An deren Spitze aber steht ein durchaus prominenter Wirtschaftsfunktionär. Nämlich der deutsche Manager Stefan Krause, der zuvor Vertriebs- und Marketingvorstand bei BMW war und auch eine Zeit lang bei der Deutschen Bank auf der Führungsbank saß.
Wie viel Geld legt Odin Automotive auf den Tisch?
Wirklich viel ist über die Übernahme bislang noch nicht bekannt (Stand: Montag). Im September hatte das „Manager Magazin“ berichtet, dass Krause für die Post-Tochter 100 Millionen Euro bezahlen könnte.
Für die Post wäre das natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin eine kleine Genugtuung. Experten schätzen, dass der Bonner Konzern wegen Streetscooter 400 Millionen Euro abschreiben musste.
Hauptsache weg
Bei der Post dürfte man unterdessen hauptsächlich froh sein, dass das Kapitel Streetscooter nun doch noch zu Ende geht. Für den Konzern und dessen Anleger ist das unterm Strich also eine gute Nachricht.
Aber: Stand Montag ist der Streetscooter-Verkauf noch eine sehr wage Geschichte. Hier könnte es noch zu der ein oder anderen Überraschung kommen, die mitunter Einfluss auf den Aktienkurs der Bonner haben wird.
Behalten Sie die Nachrichtenlage zu Streetscooter also auf jeden Fall im Blick.