Arbeitnehmer fordern 15 Prozent: Deutsche Post vor harten Tarifverhandlungen

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Der Start ins neue Jahr ist für die Dax-Familie äußerst erfreulich verlaufen. Um fast 5 Prozent legte der Deutsche Leitindex im Verlauf der ersten Handelswoche zu.

Wenige Verlierer in der ersten Handelswoche

Zahlreiche Dax-Titel konnten zum Jahresauftakt gleich zweistellig zulegen, Spitzenreiter der Woche war Covestro mit einem Plus von fast 15 Prozent, gefolgt von BASF und Continental, die sich um jeweils mehr als 13 Prozent verteuerten. Auch der Wohnungskonzern Vonovia, der Sportartikelhersteller Adidas und der VW-Konzern schafften ein Wochenplus von jeweils mehr als 10 Prozent.

Die Liste der Verlierer ist vergleichsweise kurz: Lediglich 5 der 40 Dax-Titel rutschten auf Wochensicht in die Verlustzone: Qiagen fiel mit minus 0,2 Prozent recht weich. Härter traf es Sartorius (minus 1,8 Prozent), die Deutsche Börse (minus 2,6 Prozent) und Linde (minus 2,8 Prozent). Die rote Laterne ging an den Energiekonzern RWE, dessen Aktien sich im noch jungen Jahr um 5,9 Prozent verbilligten.

Deutsche Post Aktie verteidigt Wochenplus

Einen Wochengewinn von gut 5 Prozent konnte die Aktie der Deutschen Post am Freitag noch verteidigen, nachdem sie im frühen Handelsverlauf stark unter Druck geraten war. Hintergrund sind die startenden Tarifverhandlungen mit den Beschäftigten, angeführt durch die Dienstleistungsgewerkschaft verdi.

Die Arbeitnehmerseite fackelt nicht lang: Satte 15 Prozent Lohnaufschlag stehen auf der Liste der Forderungen. Da Postboten und Paketzusteller bislang weit weniger Lohn erhalten als der deutsche Durchschnitt, hält die Gewerkschaft einen deutlichen Lohnsprung für gerechtfertigt – gerade angesichts der immensen Preissteigerungen der vergangenen Monate.

Inflation führt zu starken Lohnsteigerungen

Bereits zuvor hatten Gewerkschaften in Tarifverhandlungen verschiedener Branchen kräftige Lohnaufschläge durchsetzen können, um die Inflationsdynamik zumindest einigermaßen abzufedern. Insbesondere die IG Metall konnte für ihre Branche viel herausholen: So steigen die Löhne in der Eisen- und Stahlindustrie um 6,5 Prozent, in der Metall- und Elektroindustrie erfolgt das Lohnplus in zwei Schritten um 5,2 und 3,3 Prozent in 2023 und 2024. Die Forderungen zu Beginn der Verhandlungen hatten jeweils bei rund 8 Prozent gelegen.

Bei der Deutschen Post hingegen sind die Gehälter in den vergangenen Jahren deutlich geringer gestiegen als in der Gesamtwirtschaft. Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes liegt das Lohnplus in der Post- und Paketbranche seit 2011 bei gerade einmal 6 Prozent – gesamtwirtschaftlich betrachtet stiegen die Gehälter im gleichen Zeitraum viermal so stark, nämlich um knapp 24 Prozent.

Aktie unter Druck – Streiks nicht ausgeschlossen

Nun also liegen 15 Prozent bei der Post auf dem Tisch. Der Bonner Konzern wies Forderungen in dieser Höhe erwartungsgemäß zu Beginn der Tarifrunde am vergangenen Freitag zurück und bezeichnete 15 Prozent als „realitätsfern“. Die Gewerkschaftsseite kontert mit der Inflation – und verweist zudem auf den beachtlichen geschäftlichen Erfolg des Unternehmens. Mit einem geschätzten operativen Ergebnis von 8,4 Milliarden Euro könnte 2022 ein Rekordjahr in der Unternehmensgeschichte werden. Daran sollen die Beschäftigten auch finanziell einen Anteil haben, so verdi.

Die Höhe der Forderung ist nicht neu, bereits im November hatte die Arbeitnehmerseite die 15 Prozent beschlossen. Den bisherigen Tarifvertrag mit der Post hat verdi zum Jahreswechsel gekündigt, damit besteht nun keine Friedenspflicht mehr. Ab der zweiten Verhandlungsrunde, die in zwei Wochen starten soll, dürfte es ans Eingemachte gehen. Auch Streiks sind dann laut verdi nicht ausgeschlossen.

Anleger reagierten am Freitag zum Auftakt der Tarifrunde zunächst mit Verkäufen. Im Tagesverlauf konnte die Aktie der Deutschen Post die anfänglichen Verluste jedoch ausgleichen und ging mit einem Mini-Plus von 0,2 Prozent aus dem Handel. Damit blieb das Papier deutlich hinter dem Dax zurück, der am Freitag um 1,2 Prozent zulegen konnte.