Megafusion gescheitert: Startet Vonovia einen dritten Versuch?

Inhaltsverzeichnis

Der Deal schien so gut wie sicher, die Zeichen standen auf Übernahme – doch seit Anfang der Woche ist klar: Auch im zweiten Anlauf gelingt es der Vonovia nicht, den Konkurrenten Deutsche Wohnen zu schlucken und gemeinsam zum größten Wohnkonzern des Kontinents zu fusionieren.

Behörden und Vorstände gaben grünes Licht

An den Behörden scheiterte es nicht: Das Bundeskartellamt hatte bereits grünes Licht gegeben für den Zusammenschluss der Nummer 1 und Nummer 2 am deutschen Wohnungsmarkt, die gemeinsam mehr als eine halbe Million Wohnimmobilien verwalten.

Auch von Seiten der Führungsetage gab es diesmal keine Bedenken. Bei einem ersten Übernahmeversuch im Jahr 2016 hatte der Vorstand der Deutsche Wohnen die Offerte der Vonovia noch als feindlich eingestuft und sich dagegen zur Wehr gesetzt, diesmal sprachen sich beide Unternehmensführungen für den Zusammenschluss aus.

Vonovia scheitert an 50-Prozent-Hürde

Bereits jetzt hält Vonovia als größter Einzelaktionär mehr als 18 Prozent der Anteile an der Deutsche Wohnen, beide Unternehmen sind mit ihren Aktien im Dax gelistet. Für eine erfolgreiche Übernahme hätte die Vonovia zum Stichtag mindestens 50 Prozent der Anteile erhalten müssen. Angedient wurden innerhalb der Frist jedoch nur 47,62 Prozent der Aktien – zu wenig für eine Übernahme.

Gescheitert ist das Vorhaben, das bei Gelingen ein Volumen von 18 Milliarden Euro umfasst hätte, nicht zuletzt an professionell agierenden Hedgefonds. Diese hatten auf eine Übernahme spekuliert und sich mit Aktien der Deutsche Wohnen eingedeckt, um von späteren Abfindungszahlungen profitieren zu können.

Union Investment: Offerte „absolut inakzeptabel“

Einigen Investoren allerdings war auch schlichtweg das Angebot nicht lukrativ genug: 52 Euro je Aktie hatte Vonovia in Aussicht gestellt – deutlich zu wenig, wie unter anderem Michael Mulders von Union Investment in einem Interview mit der Wirtschaftswoche bekräftigte. Er halte das bisherige Angebot für „absolut inakzeptabel“ und sehe die Deutsche Wohnen auch ohne Fusion gut aufgestellt. Ein Großteil der von dem Konzern verwalteten Wohnungen liegt in Berlin. Die Hauptstadt verzeichnet nach wie vor einen regen Zuzug, zudem wurde der umstrittene Mietendeckel kürzlich von juristischer Seite gekippt.

Dennoch sei der Zeitpunkt für eine Übernahme derzeit günstig, meint Mulders. Nach der Bundestagswahl im September könnten die politischen Vorzeichen schon wieder ganz anders aussehen. Ein möglicherweise neues, dann wohl höheres Angebot müsste seiner Einschätzung nach dementsprechend zügig vorgelegt werden.

Anleger reagieren: Deutsche Wohnen Aktie rauf, Vonovia runter

Tatsächlich hat die Vonovia bereits angedeutet, auch einen dritten Übernahmeversuch starten zu wollen. Wie hoch das Angebot dann ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Analysten der Berenberg Bank erhöhten das Kursziel für die Deutsche Wohnen Aktie nach der geplatzten Übernahme von 52 auf 55 Euro.

Anleger reagierten erwartungsgemäß, indem sie die Aktie der Deutsche Wohnen steigen ließen: Sie bewegt sich seit Beginn der Woche knapp unterhalb jener 52-Euro-Marke, die Vonovia geboten hatte.

Die Vonovia Aktie gab demgegenüber kräftig nach und rauschte zeitweise um gut 3 Prozent in den Keller. Zuletzt notierte das Papier bei rund 56 Euro. Die Berenberg Bank hat trotz der gescheiterten Offerte ihre Kaufempfehlung auch für die Vonovia Aktie bekräftigt und das Kursziel bei 66 Euro belassen. Die NordLB rät weiterhin, das Papier zu halten – hob das Kursziel nach dem fehlgeschlagenen Übernahmeversuch jedoch an von 53 auf 55 Euro.