Delivery Hero-Aktie wird wachgeküsst
Kräftig nach oben ging es zuletzt mit der Aktie des Online-Essenslieferdienstes Delivery Hero. Seit Anfang Februar verdoppelt sich die Papiere auf zuletzt 32 Euro. Für den letzten Kurssprung war der Einstieg des aktivistischen Investors Sachen Head Capital verantwortlich. Der bekannte Investor dürfte nun Druck auf das Management ausüben. Das gefällt den Anlegern, die auf höhere Kurse hoffen. Denn vom Allzeithoch, dass die Aktie zu Hoch der Corona-Pandemie bei 144 Euro erreichte, sind die Papiere weiterhin meilenweit entfernt.
Delivery Hero im Portrait
Delivery Hero zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Online-Bestelldiensten für Essen und betreibt eigene Lieferservices. Das Unternehmen ist mit seinen Diensten in rund 70 Ländern in Asien, Europa, dem Nahen Osten, Nordafrika und Lateinamerika vertreten. Neben den online Bestellplattformen betreibt das Unternehmen seine eigenen Lieferservices in Großstädten rund um den Globus. Auf den Internetplattformen hat der Kunde die Möglichkeit aus einer Vielzahl von Lieferdiensten aus der Region zu wählen und über die Webseite oder per App zu bestellen.
Für Gastronomiebetriebe bietet Delivery Hero ein Liefer- und Point of Sale-System an, um eingegangene Bestellungen sofort bearbeiten zu können. Darüber hinaus werden Essensverpackung und Werbe- und Druckdienstleistungen angeboten. 2020 wurde Delivery Hero in den DAX aufgenommen. Zu den bekannten Internetplattformen zählen unter anderem Foodpanda, talabat, PedidosYa, Hunger Station und Yemeksepti. Dabei wollte der Konzern jüngst sein Portfolio konsolidieren.
Foodpanda-Verkauf abgebrochen
Ende Februar gab der Konzern aber bekannt, seine Geschäfte in Südostasien (Foodpanda) nun doch zu behalten. Gespräche mit einem potenziellen Käufer sind abgebrochen worden. Die verhandelnden Parteien konnten sich über keine Übernahmebedingungen einigen. Vorstandschef Östberg hatte zuvor ein Verkaufsziel von einer Milliarde Euro genannt.
Wer genau ein Auge auf Foodpanda geworfen haben soll, ist unklar. Naheliegend ist der Platzhirsch Grab, der in der Region eine Vielzahl an Diensten anbietet.
Wachstum im Schlussquartal
Derweil zeigte Delivery Hero im abgelaufenen vierten Quartal weiteres Wachstum. Der Umsatz kletterte im Schlussquartal um 16% auf 2,98 Milliarden Euro. Insgesamt wechselten über die Plattform Waren im Wert von 12,3 Milliarden Euro den Besitzer (+7% vs. Q4 2022).
Für 2024 erwartet das Unternehmen einen Anstieg des Bruttowarenvolumens von 7-9% und ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 725 bis 775 Millionen Euro sowie einen positiven freien Cash Flow.
Aktivist kauft sich bei Delivery Hero ein
Jetzt hat sich Scott Ferguson, der Chef der Investmentfirma Sachen Head, bei dem Lieferdienstanbieter eingekauft. Gemäß der Nachrichtenagentur Bloomberg hat der Aktivist eine Position von 3,6% aufgebaut. Nach Ansicht des Investors bleibe Delivery Hero bei der operativen Performance und beim Aktienkurs hinter der Konkurrenz zurück. Sachem Head könnte einen Sitz im Aufsichtsrat anstreben und versuchen, CEO und Mitgründer Niklas Östberg unter Druck zu setzen oder ihn gar ersetzen.
Wer hinter Scott Ferguson steckt
Hinter Scott Ferguson steckt ein sogenannter Aktivist, der versucht mit Minderheitsanteilen Firmen auf mehr Effizienz zu trimmen. Medienberichten zufolge rühmt sich der Aktivist, seit 2017 bereits bei vier mittelgroßen Konzernen einen Chefwechsel herbeigeführt zu haben: Darunter zählt der CAD-Spezialist Autodesk, der US-Chemiekonzern Olin, International Flavors & Fragrances und der Lebensmittel-Logistiker US Foods.
Er fährt ein relativ konzentriertes Portfolio. Seine größten US-Positionen sind US Foods Holdings (723 Millionen Dollar) und International Flavors & Fragrances (387 Millionen Dollar). In Deutschland hält Ferguson 5% der Firmenanteile von Lanxess – in Delivery Hero hat der Aktivist nun über 310 Millionen Euro gesteckt.
Es bleibt also spannend, wie es weitergeht. Die Phantasie der Anleger ist durch den Einstieg jedenfalls schon mal geweckt worden.