Starke Kursverluste im Dax: Das sind die Gründe, so geht es weiter
Nach einem positiven Start der Aktienmärkte ins neue Jahr 2018 mit neuen All-Zeit-Höchstständen sind die Anleger am 05.02.18 sehr unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden.
Rote Vorzeichen weltweit bei nahezu allen Aktien. Der Dow Jones verzeichnete einen Rekordtagesverlust am 05.02.2018 von in der Spitze über 1.500 Indexpunkten oder fast 6 Prozent, der vor allem aus dem Spätgeschäft resultierte. Dazu Pressemeldungen, in denen teilweise von einem Crash zu lesen war.
So entwickelten sich DAX 30 und Dow Jones in den vergangenen zwei Jahren
Nach einem starken Start des DAX 30 ins Jahr 2015 lief der Markt anschließend bis Ende 2016 eher seitwärts. Ende November 2016 startete der Markt eine beeindruckende Hausse, die ihn von ca. 10.500 Punkten bis auf All-Zeit-Hoch am 23.01.2018 bei 13.560 Punkten (Schlussstand) führte (grüner Pfeil). Seit Anfang Februar ist der DAX auf Talfahrt gegangen. Zunächst aber hat sich der Markt ca. auf dem Niveau des ehemaligen Hochs von Mitte April 2015 gehalten.
Für den Dow Jones zeigt sich in den USA kurzfristig ein vergleichbares Bild. Der amerikanische Aktienindex erreichte nur wenige Tage nach dem DAX 30 am 26.01.2018 mit 26.617 Punkten (Schlussstand) sein All-Zeit-Hoch (blauer Pfeil). Anschließend ist der Markt um über 2.000 Punkte gefallen.
Im Vergleich zum DAX 30 sieht man aber, dass der amerikanische Aktienindex deutlich größere Kursgewinne seit 2016 verbucht hat, daher sind die entsprechenden Hochstände aus den Vorjahren noch in weiter Ferne. Zudem gab es in 2017 im Gegensatz zum DAX keine ausgeprägte Konsolidierung.
Die wichtigsten Faktoren für die Kursrückgänge
Wertpapiermärkte sind immer einer großen Zahl von sich ständig verändernden Rahmengbedingungen ausgesetzt. Hier die aktuell wichtigsten:
- Das Zinsniveau wurde in den letzten Jahren maßgeblich durch die weltweite Niedrigzinspolitik der Notenbanken nach unten gedrückt. Unbestritten ist, dass diese niedrigen Zinsen die Aktienmärkte weltweit beflügelt haben.
Inzwischen hat die amerikanische Notenbank ihre Zinspolitik geändert und fährt ihren sehr expansiven geldpolitischen Kurs zurück. Dies „wirkt“ allerdings schon mehrere Monate auf den Märkten
Die europäische Notenbank zögert noch mit einer entsprechenden Anpassung ihrer Zinspolitik. Allerdings wird der Erwartungsdruck durch die Märkte und einzelner Politiker größer, einen Ausstieg aus der Politik des extrem billigen Geldes einzuleiten.
Inzwischen steigen die Renditen (und fallen die Kurse) für Anleihen an den Märkten langsam aber kontinuierlich an, in den USA sogar noch stärker als in Europa. Beispielhaft hier die Rendite einer Bundesanleihe, die noch eine Restlaufzeit von rund 8 Jahren hat und damit im Jahr 2026 fällig wird.
Hohe Zinsen/Renditen sind dabei tendenziell schlecht für Aktienmärkte, weil für Investoren hohe Zinsen eine attraktive Alternative zur Geldanlage darstellen.
- Der Kurs des Euro/Dollar ist für die stark exportorientierten deutschen Unternehmen ein wichtiger Faktor. Hatten viele Analysten vor zu Beginn des Jahres 2017 ein Absinken des Kurses erwartet, ein Kurs von 1,00 Euro pro US Dollar wurde häufiger genannt, so entwickelte sich im Jahresverlauf der Kurs deutlich in die andere Richtung. Das belastet grundsätzlich die Erträge der deutschen Unternehmen.
Quelle: Investor-Verlag, Stand 06.02.2018
- Während der DAX 30 im vergangen Jahr einige bereinigende Rücksetzer verzeichnen konnte, gab es in den USA keine ausgeprägte Erholungsphase. Der steile Aufwärtstrend ist nach Aussage einiger Marktteilnehmer „heiß“ gelaufen und anfällig für eine allgemeine Kurskorrektur.
- Die Bildung einer stabilen Regierung in Deutschland dauert inzwischen historisch lang. Zusätzlich gehen viele Marktteilnehmer davon aus, dass eine neue „GroKo“ keine große Stabilität zeigen wird. Diese Unsicherheit über die damit verbundenen künftigen Rahmenbedingungen belastet zunehmend die Entscheidungen insbesondere deutscher Unternehmen.
Ausblick
Die Welt hat sich in den letzten Tagen nicht (!) grundlegend geändert. So gab es keine verheerenden Anschläge, politischen Überraschungen, Katastrophen oder sich verschärfende Konflikte. Alle wichtigen Rahmenbedingungen und Informationen sind nahezu unverändert. Darum besteht grundsätzlich keine Notwendigkeit die Gesamtsituation fundamental neu einzuschätzen.
Der vorliegende Rückschlag auf den Aktienmärkten muss damit nicht zwingend der Beginn einer ausgedehnten Schwäche oder gar völligen Neuorientierung auf den Aktienmärkten sein. Nach den starken Kursgewinnen der letzten Monate oder sogar Jahre ist es sogar wahrscheinlicher, dass es sich lediglich um eine stärkere, längst überfällige Konsolidierung handelt.
Entscheidend sind dabei die kommenden Tage und Wochen. Können die Märkte die aktuell erreichten Unterstützungen verteidigten, stehen die Chancen auf erneute Kursgewinne gut. Mutige Anleger nutzen die Gunst der Stunde und kaufen preiswert (nach). Setzen sich aber die Bären mit negativen Aussichten und sich beispielsweise verschärfenden internationalen Konflikten (verstärkter Protektionismus, Wirtschaftskriege, Eskalation der Situation im Nahen Osten oder Nord-Korea, um nur einige zu nennen), dann sind auch deutlich tiefere Kurs möglich.
Noch mehr als sonst ist somit in diesen Zeiten eine wohlüberlegte Portfolioselektion Trumpf.