Notenbanken vor Zinsentscheidung: Wie viel darf’s denn sein?
Die verkürzte Handelswoche steht ganz im Zeichen der Notenbanken. Am morgigen Mittwoch tagt die Federal Reserve, am Donnerstag dann die Europäische Zentralbank. Diesseits wie jenseits des Atlantiks beraten die Währungshüter über ihre weiteren zinspolitischen Schritte.
Weitere Zinsanhebungen voraus
Die Zeichen stehen vorab eindeutig auf weitere Anhebung. Zwar hat der Inflationsdruck zuletzt etwas nachgelassen, doch mit rund 7 Prozent war der Anstieg der Verbraucherpreise immer noch deutlich über dem Ziel von 2 Prozent, das sowohl die Fed als auch die EZB zur Wahrung von Preisstabilität anstreben.
Es ist daher gut möglich, dass in dieser Woche weitere Leitzinsanhebungen beschlossen werden. Mit Blick auf die USA, wo die Zinswende deutlich früher begonnen hat, wird dabei lediglich eine Erhöhung um weitere 0,25 Prozent erwartet. Damit könnte dann laut Beobachtern ein vorläufiger Gipfel erreicht sein: Im Juni könnte die Fed eine Pause einlegen und den Leitzins nicht erneut anpassen.
Inflationsdruck lässt nach – trotzdem großer EZB-Zinsschritt?
In Europa hingegen gab es zuletzt sogar Stimmen, die einen Zinsschritt um 50 Basispunkte nicht ausschließen wollten. Dazu passt, dass sich die Inflation im Euroraum langsamer abschwächt als in den USA. Während die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten im März nur noch um 5 Prozent zulegten, waren es in der Euro-Zone noch 6,9 Prozent.
Der spürbare Rückgang hat jedoch nicht ausschließlich mit den Effekten der Zinspolitik zu tun. Der sprunghafte Preisanstieg begann im vergangenen Jahr ab dem Monat März, unmittelbar nach dem Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine. Dementsprechend machen sich nun Basiseffekte bemerkbar, die eine Verlangsamung der Inflationsdynamik ab März absehbar werden ließen.
First Republic: Nächste US-Bank pleite
Gerade in den USA zeigt sich unterdessen zunehmend die Schattenseite der Zinswende: Nachdem bereits in den vergangenen Wochen kleinere Geldhäuser wie die Silicon Valley Bank in die Pleite getrieben wurden, nachdem Kunden das Vertrauen verloren und massenweise ihr Geld abzogen, hat es nun mit der First Republic Bank eine weitere kleinere Bank getroffen. Sie wird nun im Eilverfahren durch JP Morgan übernommen.
Der Marktführer unter den US-Banken wächst dadurch weiter – und schürt die Sorgen von Kritikern, die auch die Übernahme der Schweizer Credit Suisse durch die Rivalin UBS skeptisch kommentierten. Hier entstehen Bankenriesen, die sich jenseits dessen bewegen, was im Zuge der Finanzkrise vor gut einem Jahrzehnt einst als „too big to fail“ definiert wurde.
Systemrelevante Banken, deren Pleite einen Zusammenbruch des gesamten Systems zur Folge hätte, werden aktuell immer größer und schwergewichtiger – eine fatale Entwicklung und im Grunde das Gegenteil dessen, was man sich als Lehre aus der damaligen Krise auf die Fahnen geschrieben hatte. Kurzfristig mögen die derzeitigen Übernahmen ein probates Mittel sein, um die Schockwellen des Bankenbebens einzudämmen. Auf lange Sicht aber schlummern hier ganz neue Gefahren.
Berichtsaison nimmt Fahrt auf
Anleger in Frankfurt haben in dieser Woche viel auf dem Schirm: Neben den Krisenmeldungen aus dem Bankensektor und den Zinsentscheidungen der Notenbanken nimmt die Berichtsaison auch in Deutschland ordentlich an Fahrt auf. Zahlreiche Dax-Unternehmen legen in dieser und der kommenden Woche ihre Bilanzen für die ersten 3 Monate des Jahres vor.
Überraschend starke Zahlen von US-Unternehmen haben die Erwartungen hochgeschraubt. Ob die deutschen Unternehmen imstande sind, sie zu erfüllen, werden die nächsten Tage zeigen.