Kommt die Commerzbank zurück in den Dax?

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Es war einer der größten Skandale der Dax-Geschichte: Der Zahlungsdienstleister Wirecard, erst 2018 in die erste Börsenliga aufgestiegen, hatte im Frühjahr Bilanzfälschungen im großen Stil einräumen müssen. Die Luftbuchungen beliefen sich auf satte 1,9 Milliarden Euro, kurz darauf meldete das Unternehmen Insolvenz an, gegen ehemalige Verantwortliche laufen strafrechtliche Verfahren.

Peinlich war das Ganze auch für die Deutsche Börse: Aufgrund der bisherigen Regularien verblieb die Wirecard Aktie auch nach der Firmenpleite noch monatelang im Leitindex und wurde dort zum Spielball von Spekulanten.

Deutsche Börse zieht Konsequenzen aus Wirecard-Skandal

Der Vorfall warf ein schlechtes Licht auf den deutschen Finanzmarkt. Nun zieht die Deutsche Börse Konsequenzen und stellt ihr überarbeitetes Regelwerk vor. Dass dieses unter dem Eindruck des Wirecard Skandals entstanden ist, wird an mehreren Stellen erkennbar: So sind sämtliche Dax-Firmen künftig verpflichtet, Quartals- und Jahresbilanzen vorzulegen. Geschieht dies nach 30-tägiger Verzugsfrist nicht, fliegt das Papier umgehend aus dem Dax.

Zudem wird die Zusammensetzung des Leitindex nun nicht mehr nur einmal, sondern zweimal jährlich geprüft, im März und im September eines Kalenderjahres. Wer in den Dax aufsteigen will, muss anhand seiner Geschäftsbücher nachweisen, in den vergangenen zwei Jahren profitabel gewirtschaftet zu haben. Ausschlaggebendes Kriterium wird außerdem die Marktkapitalisierung sein. Börsenumsätze werden hingegen nicht mehr berücksichtigt, stattdessen müssen Mindestliquiditätsanforderungen erfüllt werden.

Dax künftig mit 40 Titeln

Die Regeln sollen 2021 schrittweise in Kraft treten, eine erste Überprüfung der Index-Zusammensetzung erfolgt demnach bereits im März. Mit der zweiten Prüfung im September soll es zudem eine grundlegende Neuerung geben: Der Dax wird dann von bislang 30 auf künftig 40 Unternehmen ausgeweitet, im Gegenzug schrumpft der MDax von 60 auf 50 gelistete Titel.

Kommen nun also alte Bekannte wie die Commerzbank, die Lufthansa oder Thyssenkrupp zurück in den Dax? Möglich. Doch andere MDax-Unternehmen gelten derzeit als heißere Anwärter, beispielsweise der Versandhändler Zalando, der Flugzeugbauer Airbus, der Rückversicherer Hannover Rück oder auch Siemens Healthineers, die inzwischen eigenständige Gesundheitssparte des Siemens Konzerns.

Größer, bunter – attraktiver?

Fest steht: Der Dax wird durch den Umbau nicht nur größer, sondern auch diverser. Es werden zusätzliche Branchen (stärker) berücksichtigt. Die Ausdifferenzierung bedeutet zugleich eine breitere Kapitalstreuung – und damit potenziell geringeres Risiko – für Anleger, die in Produkte investieren, die den Dax nachbilden, also entsprechende Indexfonds beziehungsweise ETFs.

Um diese Anlageprodukte dem „neuen“ Dax entsprechend umzugestalten, braucht es einen gewissen Vorlauf – auch deswegen wird die Erweiterung des Dax erst im Herbst vollzogen und nicht schon im Frühjahr. Die meisten der neuen Regeln treten jedoch bereits im ersten Quartal 2021 in Kraft.

Durch die strengeren Regeln soll die Reputation deutscher Aktienindizes wieder verbessert werden, die im Zuge des Wirecard Skandals arg gelitten hat. Die buntere Durchmischung verschiedener Titel könnte den Dax zusätzlich attraktiver machen für nationale und internationale Anleger.

Es wird ein ereignisreiches Jahr 2021 am Frankfurter Parkett.