Keine Rezessionsangst: Siemens investiert Milliarden
Nahezu überall liest man aktuell von Rezessionsängsten. Die Unternehmen würden zunehmend vorsichtig agieren, da noch nicht abzusehen sei, wie deutlich sich die Konjunktur in Anbetracht gestörter Lieferketten und explodierender Energie- und Rohstoffpreise abkühlen könnte. Doch von dieser Vorsicht ist bei DAX-Konzern Siemens aktuell wenig zu spüren. Der international führende Elektrotechnik-Konzern nutzt diese unsteten Zeiten stattdessen dazu, um für die Zukunft die richtigen Weichen zu stellen.
So wurde im späten Montagshandel bekannt, dass die Münchener den SAP-Konkurrenten Brightly Software übernehmen wollen. Für knapp 1,6 Mrd. Dollar zzgl. einer erfolgsabhängigen Komponente wolle man sich den US-Softwarespezialisten einverleiben, um eine führende Position im Softwaremarkt für Gebäude und bestehende Infrastruktur erreichen zu können. Brightly bietet Software als Dienstleistung für autonomes Anlagen- und Wartungsmanagement an und generiert einen Jahresumsatz von knapp 180 Mio. Dollar.
Deutsche Bank Research und Berenberg heben zu Brighly-Übernahme den Daumen – Aktie weiter kaufenswert
Trotz der stattlichen Investitionssumme sind die Analysten über den strategischen Zukauf begeistert. So hat die Deutsche Bank Research ihre Kaufempfehlung für Siemens mit einem Kursziel von 160 Euro bekräftigt. Die Kosten für die Übernahme des Software-Anbieters Brightly seien zwar alles andere als gering, der Kauf sei allerdings eindeutig strategisch und ziele auf die Beschleunigung der Ambitionen im Softwarebereich ab, so die von dpa veröffentlichte Studie.
Auch die Privatbank Berenberg bestätigte ihre Kaufempfehlung für die Siemens-Aktie und bekräftigte ihr Kursziel von 176 Euro. Die Übernahme von Brightly Software stärke die Positionierung im Bereich Elektrifizierung, heißt es in einer Meldung der dpa. Zugleich verbessere sich laut Berenberg die Wettbewerbsstellung auf dem US-Markt. Entsprechend positiv bewerte man auch Spekulationen über die Übernahme einer Minderheitsbeteiligung vom Volkswagens US-Ladesäulengeschäft.
Siemens steigt in Volkswagens US-Ladenetz-Projekt ein
Denn noch am selben Tag lief die Meldung über die Ticker, dass Siemens über eine Kapitalbeteiligung an der Tochterfirma des US-Ablegers von VW in das nordamerikanische Schnellladenetz-Projekt Electrify America des Volkswagen-Konzerns einsteigen wird. Geplant sind nach Aussagen von Siemens und VW gemeinsame Investitionen in Höhe von rund 426 Mio. Euro in den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos in den USA und in Kanada. Ziel sei es, die Ladeinfrastruktur von Electrify America bis 2026 mehr als zu verdoppeln und auf 1.800 Standorte und 10.000 Schnelllader zu erweitern, erklärte VW-Technikvorstand Thomas Schmall. Dann sollen auch fast alle US-Bundesstaaten abgedeckt sein.