Ifo-Geschäftsklima bricht ein – Gefahr für den DAX?
Börse und Konjunktur sind oft zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Entgegen der landläufigen Meinung müssen Wirtschaft und Börse sich nicht immer in die gleiche Richtung entwickeln. Was es naturgemäß für fundamental orientierte Anleger sehr schwierig macht, ihre Anlagestrategie allein anhand von Konjunkturdaten erfolgreich zu steuern.
Einige wenige Wirtschaftsdaten haben aber dennoch eine gewisse Indikatorfunktion für den Aktienmarkt. Sie sind immer einen Blick wert. So zum Beispiel der ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in der deutschen Realwirtschaft abbildet.
Das ifo-Geschäftsklima basiert auf ca. 9.000 monatlichen Meldungen von Unternehmen, die nach ihrer aktuellen Geschäftslage sowie den Erwartungen für die kommenden sechs Monate befragt werden. An der Umfrage nehmen Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Dienstleistungssektors, des Handels und des Bauhauptgewerbes teil. Wegen der Größe der Umfrage gilt das ifo-Geschäftsklima als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft.
Ifo-Geschäftsklima bricht ein – Gefahr für den DAX?
Was sagt uns nun der Index? Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni weiter deutlich eingetrübt. Deutlich stärker als erwartet übrigens. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank von revidiert 91,5 Punkten im Vormonat auf nur noch 88,4 Zähler, wie das ifo-Institut am Montag mitteilte.
Die Volkswirte der Banken hatten im Schnitt mit einem milderen Rückgang auf 90,7 Punkte gerechnet. Der Index brach damit auf den schwächsten Wert seit Dezember 2022 ein.
Diese Entwicklung ist besonders beunruhigend
Es kommt aber noch schlimmer. Vor allem die Erwartungen für die kommenden sechs Monate wurden deutlich schlechter eingeschätzt als im Vormonat. Der Sub-Index für die Erwartungen in der Gesamtwirtschaft brach regelrecht ein – von revidiert 88,3 Punkten im Vormonat auf nur noch 83,6 Punkte.
In dieser Entwicklung liegt ein großes Problem für die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten. Ein solcher Einbruch bei dem Erwartungsindex ist leider absolut typisch für einen neuen Abschwung.
Die Wahrscheinlichkeit für ein Ende des Aufschwunges seit dem vergangenen Herbst hat sich damit drastisch erhöht. Möglicherweise verunsichern die jüngsten Kapriolen in der Wirtschafts- und Energiepolitik die Unternehmen derart, dass es zu einer katastrophalen Entwicklung kommt.
Wie lange bleibt die Börse noch gelassen?
Die Finanzmärkte zeigten zunächst keine starke Reaktion auf die Daten. Jedoch fielen DAX und Euro noch einige Stunden und Tage nach der Datenveröffentlichung. Wie sich der DAX in nächster Zeit entwickeln könnte, zeige ich Ihnen ausführlich in meinem Beitrag morgen. Vorab jedoch noch ein guter Rat von mir für Sie als Anleger.
Mein Rat an Sie
Einstweilen sollten Sie mit europäischen Aktien vorsichtig agieren und keine neuen Positionen eingehen. Die eklatante Schwäche wichtiger Konjunkturdaten in Deutschland ist ein Warnsignal, dass auch die Börsen nicht mehr lange so gelassen bleiben könnten.
Selbst wenn die US-Leitbörse (wie zuletzt) weiterhin stark bleibt und damit anhaltend gute Vorgaben liefert: Europa (und insbesondere Deutschland) hat seine eigenen, sehr gravierenden Probleme. Werden diese nicht bald gelöst, wandert das Anlagekapital in Scharen nach Übersee ab.