Gift für den DAX: ifo-Index auf Allzeithoch

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Geht es nach dem renommierten ifo Geschäftsklimaindex, dann ging es der deutschen Wirtschaft noch nie so gut wie heute. Der gestern veröffentlichte Index für den laufenden Monat Mai kletterte auf 114,6 Punkte – den höchsten, je gemessenen Wert seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1991.

Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen wurden von den Unternehmen merklich nach oben korrigiert.

Bombenstimmung in Europas Wirtschaft

Ähnlich gut sieht die Stimmung bei Unternehmen in der Eurozone aus. Der Markit Einkaufsmanagerindex verharrte im Mai bei 56,8 Punkten und damit weiterhin auf einem 6-Jahres-Hoch.

Was heißt das für die Wachstumsaussichten in Europa und für die Börsen?

  1. Der „Bombenstimmung“ (weiche Indikatoren) steht bisher kein entsprechend starkes Wachstum (harte Indikatoren) gegenüber. Für die deutsche Wirtschaft etwa lässt sich aus den derzeit bekannten Indikatoren ein Wachstum von +0,6% bzw. +2,4% aufs Gesamtjahr hochgerechnet ermitteln. Das ist durchschnittlich, nicht mehr. Es bleibt zu hoffen, dass die harten Daten mit der Stimmung künftig Tritt fassen. Andernfalls wird es zu Ernüchterungs-Reaktionen an den Börsen kommen.
  2. Einkaufsmanagerindizes bzw. der ifo-Index sind Stimmungsindikatoren. Hier besteht Gefahr für die Börsen, wenn die Stimmung überhitzt. Vor allem dann, wenn die harten Daten nicht mithalten können.

Zweifelhaftes Vorbild

Wir sehen das in den letzten Monaten in den USA. Auf die Explosion der weichen Konjunkturindikatoren folgt bisher kein adäquater Anstieg der harten (Wachstums-)Daten. Normalerweise würden die Börsen jetzt korrigieren. Stattdessen laufen diese seit Februar auf hohem Niveau seitwärts.

Diese immerhin freundliche Tendenz ist dem Umstand zu verdanken, dass die US-Unternehmensgewinne deutlich anziehen konnten. Immerhin gab es das beste Auftakt-Quartal seit dem Jahr 2011.

Das hält die Börsen oben. Verbessert sich die Wachstums-Situation in den kommenden Quartalen, was in den USA wahrscheinlich ist, können die Börsen weiter zulegen. Die jüngste Enttäuschungsphase bei den US-Daten dürfte in Kürze beendet sein.

Der Titelblatt-Indikator rät von Investments ab

Europa hat derzeit das Problem, dass die Masse hier nach der kräftigen Aufhol-Rally seit Jahresbeginn überinvestiert ist. Die Anlegerstimmung kocht bereits über. Das zeigen diverse Stimmungsindikatoren auf oder nahe von Mehrjahreshochs.

Ein weiteres Indiz dafür ist das aktuelle Titelblatt des Anleger-Magazins „Barron`s“ vom 15. Mai mit der Headline „Buy Europe – it`s time to start buying“. Für gewöhnlich ein guter Kontraindikator.

DAX vs. S&P 500 Wochenchart: DAX hat aufgeholt – zuviel des Guten?

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Wenn die Stimmung der Unternehmenslenker nicht mehr besser werden kann und die Anleger bereits dick in Europa investiert sind, wo kommt dann der Stoff für positive Überraschungen her, aus dem eine fortgesetzte Börsen-Rally gewebt ist?

Die nächste Korrektur kommt – bald

Ich halte europäische Aktien aufgrund charttechnischer Überlegungen grundsätzlich weiter für aussichtsreich. Ich sehe aber in den kommenden Monaten die Gefahr einer deutlichen Korrektur, da die Stimmung viel zu bullisch ist.

Erst danach (voraussichtlich erst im Schlussquartal 2017) dürfte der Markt bereinigt und reif für nachhaltige Kursanstiege sein. Bis dahin werden wir voraussichtlich einen volatilen Trader-Markt sehen. Einen Crash erwarte ich ohne echte Rezessionsgefahr nicht.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.