EU profitiert von Trumps China-Deal – doch wie lange?
In meinem gestrigen Beitrag hatte ich Ihnen über die überraschende Einigung im Handelsstreit USA-China berichtet. Logisch, dass die US-Börsen von dieser Entwicklung profitieren und nach oben ausgebrochen sind. Der bereits eingepreiste Handelskrieg fällt nämlich aus.
Deutsche Wirtschaft profitiert massiv vom Trump-Deal mit China
Doch ein großer, wenn auch heimlicher Profiteur dieses von US-Präsident Trump zunächst mit neuen Zöllen erzwungenen Deals ist: Die EU, allen voran die deutsche Wirtschaft.
Also jenes Fleckchen Erde, in dem (abgesehen vom Iran und Nordkorea) wohl die meisten Trump-Hasser sitzen. Zumindest scheint es so, wenn man die Zeitungen durchblättert, die in den vergangenen Jahren systematisch an Niveau verloren haben. Oder wenn man den Aussagen von EU-Offiziellen glaubt.
Pikant: China hatte gestern eine Senkung der Importzölle für Autos und Autoteile angekündigt. Offenbar, um einen sich verschärfenden Handelskonflikt mit den USA zu vermeiden. Diese Regelung gilt aber nicht nur für die USA, sondern für alle Länder.
Zum 1. Juli sinken die Importzölle von derzeit 25 Prozent auf dann 15 Prozent. Damit werden auch deutsche Automobile in China deutlich günstiger. Gerade für die deutsche Autowirtschaft aber ist China der größte und wichtigste Wachstumsmarkt weltweit. Entsprechend stiegen die Kurse deutscher Autoaktien gestern kräftig.
EU konzeptionslos, keine Fortschritte im Handelsstreit EU/USA
Während die EU Trumps Handelspolitik also scharf kritisiert, nimmt sie gern deren Vorteile entgegen. Im direkten Konflikt mit den USA zeichnen sich dagegen bisher keine Erfolge ab.
Anstatt den USA wie zuletzt Südkorea oder jetzt China mehr oder minder unbedeutende Zugeständnisse zu machen, um Strafzölle zu vermeiden, ist man in Brüssel bisher über leere Drohungen nicht hinausgekommen. Und riskiert so weiterhin einen schweren konjunkturellen Einbruch.
Gerade Deutschland kann sich eine leichtsinnige Haltung nicht erlauben, da es in den USA von allen Ländern dieser Welt den größten Exportüberschuss erzielt – und deshalb m meisten zu verlieren hat. Das Land mit dem größten Außenhandelsdefizit der Welt (die US-Importe übersteigen seit Jahrzehnten bei weitem die Exporte) sitzt hingegen naturgemäß am längeren Hebel.
USA sitzen am längeren Hebel, Vorbild Südkorea
Ich bin sicher, auch dort möchte niemand im Vorfeld der midterm elections einen aus einem Handelskrieg resultierenden Abschwung haben. Doch gerade Deutschland wäre deutlich stärker betroffen als die USA. Eine klügere und in Teilen nachgiebigere Verhandlungstaktik, wie sie kürzlich die Asiaten vorgelebt haben, ist deshalb dringend angebracht.
Das gilt auch für die Frage, ob man weiter ungebremst Geschäfte mit dem islamistischen Terror-Regime des Iran machen will, der weiter ganz offiziell ballistische Langstrecken-Raketen zur direkten Bedrohung Israels und der USA entwickelt.
Dann noch zu behaupten, die USA seien der „unberechenbare Partner“, obwohl Trump Schritt für Schritt sein (zugegeben bei EU-Funktionären unbeliebtes) vor zwei Jahren vorgestelltes Wahlprogramm umsetzt, grenzt schon an Dämlichkeit. Aber gut, die Einhaltung von Wahlversprechen ist man in der EU ja auch nicht mehr gewohnt.
US-Zölle bedrohen DAX-Werte weiterhin
Die Nebeneffekte der von Trump erzwungenen Zolltarifsenkungen in China kommen vor allem deutschen Autobauern bei Ihrem Handel in Fernost zugute. Solange die EU jedoch keine klügere Verhandlungstaktik mit den USA an den Tag legt, drohen weiterhin massivere Zölle aus den USA. Dann befürchte ich, dass es sich bei den jüngsten Kursgewinnen deutscher Autoaktien nur um ein Strohfeuer handelt.
Deutsche Nebenwerte ungefährdet und mit großen Rallychancen
Es besteht sogar die Gefahr, dass die gesamte DAX-Rally wieder beerdigt werden muss. Weit bessere Chancen sehe ich jedoch bei deutschen Nebenwerten, da diese weniger von schwankungsanfälligen Exportaussichten betroffen sind. Vielmehr profitieren sie von der aktuell straken Binnenwirtschaft.
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.