Dax nach gemischten Neuigkeiten auf Stabilisierungskurs

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Es ist ein ereignisreicher Donnerstag am Frankfurter Parkett: Erst ein massiver Dämpfer bei der Konjunkturprognose, dann eine erfreuliche Nachricht bei der Inflationsentwicklung und zu alledem noch ein Börsendebüt – der heutige Handelstag hat einiges zu bieten.

Wirtschaftsforscher sagen BIP-Rückgang voraus

Die schlechte Nachricht zuerst: Deutschland befindet sich mitten in der Rezession. Führende Wirtschaftsinstitute haben ihre Prognosen vom Frühjahr deutlich nach unten korrigiert. Für das laufende Jahr rechnen sie mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent. Vor wenigen Monaten hatten dieselben Experten noch ein Wachstum von 0,3 Prozent für 2023 vorhergesagt.

An der Studie, die der Bundesregierung als Grundlage für die Steuerschätzung dient, sind das Münchener Ifo-Institut, das Kieler Institut für Weltwirtschaft, das IWH in Halle, das Essener RWI sowie das Berliner DIW beteiligt.

Auch Prognose für 2024 gesenkt

Die wirtschaftliche Erholung nach dem Abklingen der Pandemie und dem Ende der zahlreichen beschränkenden Maßnahmen wurde abgewürgt durch die erhebliche Inflation im vergangenen Jahr, angetrieben vor allem durch Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel. Weil die Reallöhne nicht im gleichen Tempo mitgezogen haben, kämpfen zahlreiche Privathaushalte mit einschneidenden Kaufkraftverlusten.

Die Prognose für das kommende Jahr reduzierten die Wirtschaftsforscher ebenfalls um 0,2 auf nur noch 1,3 Prozent Wachstum. Ein Ende der Rezession erwarten die Forscher wegen steigender Löhne und der Weitergabe gestiegener Preise durch die Exporteure.

Inflationsrate sinkt im September deutlich

In dieses Bild passt auch eine Meldung, die am frühen Nachmittag die Runde machte: Demnach ist die Inflationsrate in Deutschland im September ersten Berechnungen zufolge auf 4,5 Prozent gesunken. Das wäre der niedrigste Wert seit Beginn des Krieges in der Ukraine vor gut anderthalb Jahren. Die Zinswende, die die Europäische Zentralbank im vergangenen Jahr eingeläutet hat und dank derer der Leitzins inzwischen das höchste Niveau seit Bestehen der Währungsunion erreicht hat, scheint somit endlich Früchte zu tragen.

Für das Gesamtjahr 2023 rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute zwar mit einer Inflation von 6,1 Prozent, bereits im kommenden Jahr soll sie aber auf 2,5 Prozent sinken und sich 2025 mit nur noch 1,9 Prozent dem von den Notenbankern angestrebten Zielwert von 2,0 Prozent annähern.

Größter Börsengang des Jahres geglückt

Sich in derart schwierigen Zeiten als Neuling an die Börse zu wagen, erfordert Mut. Das zeigt sich auch an der relativ geringen Anzahl an Börsengängen in Frankfurt in diesem Jahr. Heute aber gelang der Sprung aufs Parkett für Schott Pharma.

Das Unternehmen gehört zum traditionsreichen Glashersteller Schott AG, der bereits seit dem 19. Jahrhundert aktiv ist. Schott Pharma bedient, wie der Name schon sagt, Kunden aus der Medizin- und Pharmaindustrie. Hier werden ganz besonders hohe Ansprüche an die Glasverarbeitung gestellt, die Produkte kommen in Arztpraxen und Krankenhäusern zum Einsatz, etwa in Form von Spritzen oder Medikamentenampullen.

Schott Pharma nimmt mehr als 900 Millionen Euro ein

Insgesamt 23 Prozent der Anteile der Pharma-Sparte hat das Unternehmen nun in den freien Handel gebracht, die restlichen Anteile verbleiben bis auf Weiteres bei der Mutter Schott AG. Die Erstnotiz war ein voller Erfolg: Mit einem Startkurs von 30 Euro verbuchte das frische Papier sogleich einen Kursaufschlag von gut 10 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis von 27 Euro je Aktie. Der Gesamterlös summierte sich somit auf mehr als 900 Millionen Euro, die wiederum der Schott AG zufließen.

Der IPO war damit der bislang größte in diesem Jahr in Frankfurt – aber auch erst der dritte. Zuvor waren Nucera – eine Tochtergesellschaft von Thyssenkrupp – sowie der Internet-Dienstleister Ionos an die Börse gegangen, wobei der Emissionserlös bei 605 und 447 Millionen Euro lag.

Birkenstock zieht es nach New York

Mit dem Sandalenhersteller Birkenstock wird schon bald ein weiteres deutsches Traditionsunternehmen an der Börse vertreten sein – allerdings nicht in Frankfurt, sondern an der New Yorker Wall Street. Die Pläne waren erst kürzlich bekanntgeworden, bereits im Oktober sollen die Papiere erstmals gehandelt werden.

Damit versucht Birkenstock den Schwung zu nutzen, der durch den aktuellen Barbie-Kinofilm ausgelöst wurde: Im Film trägt Hauptdarstellerin Margot Robbie zwischenzeitlich Birkenstock-Sandalen. Da es sich um einen der größten Leinwand-Blockbuster des Jahres handelt, erhofft sich Birkenstock einen entsprechenden Hype um die eigenen Schuhe – und Aktien.

Dax stabilisiert sich – Experten warnen vor weiterem Kursrutsch

Die Stimmung bei den Dax-Anlegern dagegen hat sich zuletzt deutlich eingetrübt. Eine schlechte Nachricht folgt auf die andere, es sind kaum Lichtblicke zu vermelden. Fünf Handelstage in Folge hat Deutschlands Leitindex mit Verlusten geschlossen, und auch am heutigen Donnerstag deutet bis zum frühen Nachmittag wenig auf eine echte Gegenbewegung hin. Zumindest aber könnte sich der Kurs aber etwas stabilisieren, denn im Vergleich zu den vergangenen Tagen fielen die zwischenzeitlichen Verluste bislang moderat aus. Immer wieder schaffte es der Dax sogar in die Gewinnzone und lag am Nachmittag bei gut 15.258 Zählern.

Chartanalysten befürchten jedoch mit dem Unterschreiten wichtiger technischer Unterstützungslinien einen möglicherweise freien Fall bis auf etwa 14.500 Punkte. Es würde zur gesamtwirtschaftlichen Großwetterlage in Deutschland passen.