DAX: erst Luftholen, dann Durchstarten?
Mit einem Minus von knapp zwei Prozent in den letzten fünf Handelstagen hat der DAX erstmals seit rund acht Wochen leicht schwächer performt. Auch im heutigen Vormittagshandel ist der Leitindex wieder etwas im Minus. Anleger und Analysten sind derzeit vorsichtig und abwartend bezüglich der Notenbank-Entscheidungen nächste Woche.
Momentan geht es auch ein bisschen um die Deutungshoheit: Ist das gerade nur eine leichte und erwartbare Delle bei den Indizes in Deutschland und denen in den USA oder haben sich DAX und Co. in den letzten Wochen übernommen?
DAX verliert kurzfristig und in 2022 – hat aber eine Herbstrally im Rücken
Seit Ende September steht bei DAX weiterhin ein Plus von fast 20 Prozent zu Buche – mit den ersten Anzeichen einer vielleicht abschwächenden Inflation sowie der möglichen Aussicht auf weniger starke Leitzinsanhebungen in den nächsten Quartalen sind die Kurse geklettert.
Jedoch sollten Anleger dabei auch beachten, dass viele Unternehmen bisher besser performt haben als im Krisenjahr 2022 zu erwarten gewesen ist. So konnten die DAX-Unternehmen (z.B. Konzerne aus der Automobilindustrie) insgesamt Rekordgewinne im dritten Quartal vermelden.
Seit Anfang Januar 2022 beträgt das Kursminus beim DAX gut elf Prozent (Stand 08.12.) – angesichts der Krisenfestigkeit sehr vieler Unternehmen gibt es trotz der jüngsten Rally noch weiteres Aufholpotenzial beim DAX. Auch in 2023 dürfte es an den Börsen spannend bleiben.
Kommt die „richtige“ Jahresendrally noch?
Eine leichte Kursdelle – wie sie derzeit zum Vorschein kommt – ist grundsätzlich wenig überraschend. Zum einen sind die DAX-Kurse so stark gestiegen, dass die Rally eine Pause braucht. Zum anderen ist auch der Zeitpunkt charakteristisch für eine kleine Verschnaufpause bevor es in den Jahresabschluss geht.
Die Sitzungen der Notenbanken (vor allem der Fed) in der nächsten Woche dürften entscheidenden Einfluss darauf haben, in welche Richtung es in den letzten Wochen des Krisenjahres 2022 geht. Erfüllen die Notenbanken die Hoffnungen (und inzwischen auch Erwartungen) der Anleger und bremsen bei den kommenden Zinsschritte, werden die Indizes wohl zum Endspurt ansetzen.
Bei Enttäuschungen ist es hingegen gut möglich, dass die Kurse deutlicher als in den letzten Tagen ins Minus rutschen. So oder so ist es wahrscheinlich, dass wir im Augenblick die Ruhe vor dem Sturm erleben – keine Reaktion der Märkte auf die Notenbank-Treffen ist die unwahrscheinlichste Variante, denn momentan halten sich viele Anleger zurück.