Dax auf Rekordkurs: Nur ein Brückentagseffekt?

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Wochenlang hat sich der Dax schwergetan, die Schwelle von 16.000 Punkten zu knacken. Immer wieder scheiterte der Leitindex an der psychologisch wichtigen Marke oder übersprang sie nur kurzzeitig, um dann wieder zurückzufallen.

Dax stellt neuen Allzeitrekord auf

Doch am vergangenen Freitag gab es dann gleich doppelt Grund zur Freude: Nicht nur konnte die 16.000-Punkte-Marke mühelos gehalten werden, der Dax markierte im Handelsverlauf am Nachmittag sogar ein neues Allzeithoch bei 16.332 Zählern. Der vorherige Rekord hatte bei 16.290 Punkten gelegen und war im November 2021 aufgestellt worden.

Befeuert wurde die Kauflaune der Anleger am Freitag vor allem durch die Hoffnung auf eine zügige Beilegung des Schuldenstreits in den USA. Gelingt es US-Präsident Joe Biden und dem republikanischen Mehrheitsführer Kevin McCarthy nicht, sich zu verständigen, droht laut US-Finanzministerin und Ex-Fed-Chefin Janet Yellen ein technischer Zahlungsausfall in der kommenden Woche zum Stichtag 1. Juni.

US-Schuldenstreit noch immer nicht gelöst – erneutes Spitzentreffen

Wie schon so häufig geht es bei den Verhandlungen um eine Anhebung der Schuldenobergrenze, die den US-Haushalt immer wieder vor Herausforderungen stellt. McCarthy signalisierte Zustimmungswillen, knüpfte diesen allerdings an Bedingungen: Die US-Regierung soll sparen und einige geplante Reformen einkassieren. Die Hoffnung auf eine Beilegung des Schuldenstreits am Wochenende hat sich nicht erfüllt: Am heutigen Montag treffen Biden und McCarthy erneut zu einem Spitzengespräch aufeinander.

An der Wall Street ist wegen des anhaltenden Schuldenstreits die Stimmung gedämpft. Hier kippten die wichtigsten Indizes am Freitag ins Minus. Der Dow Jones ging 0,3 Prozent schwächer aus dem Handel mit 33.426 Punkten, der Technologieindex Nasdaq notierte zum Handelsschluss 0,2 Prozent tiefer bei 12.657 Zählern und auch der breiter aufgestellte S&P 500 verlor 0,1 Prozent auf 4.191 Zähler.

Dax-Rekord am Freitag: Vorübergehender Brückentagseffekt oder Start einer Rally?

Für Rückenwind im Dax hatte zuletzt die inzwischen abklingende Berichtsaison gesorgt: In vielen Unternehmen lief es zum Jahresauftakt besser als gedacht. Zuletzt punktete Siemens mit einer Anhebung seiner Jahresprognose. Der ebenfalls im Dax notierte Softwarekonzern SAP blickt optimistisch auf die mittelfristige Zukunft und kündigte ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von bis zu 5 Milliarden Euro an.

Für einen Sondereffekt sorgte in der vergangenen Woche allerdings der Umstand, dass in zahlreichen Bundesländern der Donnerstag (Christi Himmelfahrt) ein arbeitsfreier Feiertag war. An der Frankfurter Börse wurde dennoch gehandelt, wenn auch mit entsprechend geringerem Handelsvolumen. Ein ähnliches Bild zeigte sich am Freitag, der vielfach als Brückentag für ein verlängertes Wochenende genutzt wurde: Das neue Rekordhoch im Dax kam zustande unter dem Einfluss relativ weniger Akteure, deren Entscheidungen bei dünnem Handelsvolumen mehr Gewicht haben.

Neue Handelswoche: Konjunkturdaten auf der Agenda, US-Schuldenstreit im Fokus

Inwieweit sich der Ausbruch nach oben somit als nachhaltig erweist, muss sich erst noch zeigen. In dieser Woche stehen weniger Unternehmens-, dafür aber mehr Konjunkturdaten auf der Agenda. Am Dienstag werden die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum veröffentlicht. Zuletzt zeichnete sich hier eine Erholung im Dienstleistungssektor ab, während die Industrie mit Gegenwind zu kämpfen hat.

Am Mittwoch folgt zudem der Ifo-Geschäftsklimaindex, der sich in den vergangenen Monaten überraschend aufgehellt und positiv entwickelt hatte. Hier rechnen Beobachter mit einem Ende des Aufwärtstrends. Ein Rücksetzer beim Ifo-Index wiederum könnte sich auch auf die Laune der Dax-Anleger auswirken, deren Aufmerksamkeit aber wohl weiterhin vor allem dem Schuldenstreit in Washington gewidmet sein wird.