Dax auf Rekordjagd: Jahresendrally erst am Anfang?
Am Frankfurter Parkett herrscht Partystimmung. Die sprichwörtliche Jahresendrally ist in vollem Gange – und hat dem Dax am Dienstag ein neues Allzeithoch beschert, das seither noch ausgebaut werden konnte.
Nach Rekord am Dienstag: Dax erneut mit Allzeithoch
Bis Mittwochmittag näherte sich der Leitindex immer wieder der Marke von 16.600 Punkten an. Damit bewegt sich der Index fast 2.000 Zähler über einem Zwischentief vor rund 6 Wochen. Trotz der neuen Höchststände ist die gute Laune bei Anlegern und Börsianern ungebrochen: Beobachter rechnen damit, dass weitere neue Rekorde aufgestellt werden könnten.
Rückenwind erhält der Dax vor allem durch Gerüchte rund um die Notenbanken. Demnach scheint die Phase der Zinsanhebungen ein Plateau erreicht zu haben. Zuletzt hatten sowohl die Federal Reserve als auch die Europäische Zentralbank den Leitzins jeweils unverändert belassen. Zumindest mit Blick auf die Fed rechnen Anleger inzwischen damit, dass sogar eine Kehrtwende bevorstehen könnte und die Zinsen schon bald wieder absinken.
Rückläufige Inflation macht Anlegern Hoffnung
In Europa ist man noch nicht ganz so weit: Weil die Währungshüter der Euro-Zone ihre Zinsanhebungen erst einige Monate später eingeläutet haben, sind sowohl das Zinsniveau wie auch der angestrebte Effekt auf die Inflationsentwicklung noch nicht so deutlich ausgeprägt wie in den Vereinigten Staaten.
Dennoch hat sich auch hier die Teuerungsrate zuletzt in eine beruhigende Richtung entwickelt: nämlich nach unten. EU-weit lag die Inflationsrate im Oktober bei 3,6 Prozent, innerhalb der Euro-Zone waren es sogar nur 2,9 Prozent nach 4,3 Prozent im September. Damit nähert sich die Teuerungsrate allmählich der Zielvorgabe der Notenbanker, die eine Preisstabilität bei 2 Prozent Inflation anstrebt.
Privathaushalte müssen sparen
Aus Verbrauchersicht sind die Nachrichten jedoch nur halb so gut, wie sie auf den ersten Blick klingen: Zum einen waren die Preise vor einem Jahr bereits gestiegen, sodass auch die jetzt moderate Inflation noch ein vergleichsweise hohes Preisniveau bedeutet. Da Löhne und Gehälter oftmals nicht in gleicher Weise angestiegen sind, steht unterm Strich vielfach ein Reallohnverlust – für das, was vom Netto übrigbleibt, können sich Privathaushalte also weniger leisten. Zum anderen sind die Preise etwa bei den Lebensmitteln weiterhin auf deutlich höherem Niveau ansteigend als der Gesamtschnitt, sodass gerade die Güter des täglichen Bedarfs stärker ins Kontor schlagen.
Gespart wird an vielen Enden, allerdings wohl nicht unbedingt am Urlaub: Nachdem die Pandemie das Reisen über mehrere Jahre deutlich erschwert hat, freut sich die Tourismusbranche nun über eine Rückkehr der Urlauber. Tui hat am Mittwoch ein Rekordergebnis vorgelegt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dies unter anderem auf auch im Reisesektor gestiegene Preise zurückzuführen ist. Die Passagierzahlen haben den Stand von 2019 – also dem letzten Jahr vor der Pandemie – noch nicht wieder erreichen können. Auch fallen Urlaube inzwischen kürzer aus und es wird weniger häufig pro Jahr verreist.
Tui verbucht Rekordergebnis – Aktie legt zweistellig zu
All das zeigt die Effekte der inflationsgeschmälerten Haushaltsbudgets auf die Reisebranche. In der Tui-Zentrale in Hannover freut man sich dennoch über die Bilanz für das jüngste Geschäftsjahr, das im September endete und dem größten Reisekonzern Europas einen Überschuss von 306 Millionen Euro bescherte. Im Vorjahr hatte unterm Strich noch ein Verlust von 277 Millionen Euro gestanden. Der Umsatz kletterte um satte 25 Prozent auf 20,7 Milliarden Euro und markierte ebenfalls einen neuen Rekord in der Unternehmensgeschichte. Anleger goutierten die starken Ergebnisse mit einem Kursaufschlag von gut 12 Prozent bis zum frühen Nachmittag.