DAX auf neuem Allzeithoch – Gefahr gebannt?
Gestern erreichte der DAX ein knappes neues Allzeithoch. Die potenzielle gefährliche Einkeilung von Ende Januar bis Mitte April ist damit vom Tisch. Die Korrekturgefahr verschwindet jedoch nicht so einfach.
Die Gefahr eines Einbruches wurde Mitte April abgewendet – vorerst
Das hätte böse ausgehen können: Ende März stieg der VDAX zusammen mit dem DAX deutlich an (nämlich von 11 auf 23 Punkte).
Ein äußerst seltenes Phänomen, welches zeigt, dass sich die Profis in einem steigenden Markt gegen einen Kursrutsch absichern. Normalerweise ist dies ein ganz schlechtes Zeichen.
Diesmal scheint die Angst der Profis vor einem Kursrutsch im Umfeld der französischen Präsidentenwahl aber übertrieben gewesen zu sein.
Selbst an der US-Leitbörse, die von dem Ereignis kam betroffen gewesen wäre, zeigten sich kurz vor dem Wahltermin Anzeichen irrationaler Angst. Wir haben daher massiv Aktien gekauft.
Die kursstützende Angst ist urplötzlich wieder verschwunden
Kurzum: Der befürchtete Kursrutsch blieb trotz kurzzeitiger Verletzung der 12.000er Marke aus und die Kurse sprangen stattdessen nach oben. Gleichzeitig implodierte der VDAX in nur einer Woche von 23 auf nur noch 13 Punkte.
Die Angst, die den DAX gestützt hatte, ist urplötzlich wieder aus dem Markt gewichen. Die Lahmen haben ihre Krücken weggeworfen und versuchen sich jetzt am 1000-Meter-Hürdenlauf. Ob das gutgeht?
Die Chancen stehen gar nicht einmal so schlecht, dass es bei der Stichwahl in Frankreich am kommenden Sonntag nun doch zu einer (diesmal echten) Überraschung kommt.
Die Masse erwartete, dass der Kandidat der EU-Eliten Macron die Wahl gewinnt, weil dieser in Wahlprognosen angeblich mit 60:40 vorn liegt. Die beiden zur Wahl stehenden Kandidaten behagen jedoch vielen Franzosen ganz und gar nicht.
Offenbar wollen viele Wähler daher entweder nicht zur Wahl erscheinen oder aber ihre Wahlzettel ohne Kreuz abgeben (ungütige Stimme). Darüber hinaus sind viele Wähler noch absolut unentschlossen.
Hohes Überraschungspotenzial am kommenden Sonntag
In diesem Umfeld eine halbwegs vernünftige Aussage über den Wahlausgang zu machen, wäre reine Selbstüberschätzung. Die Anleger im DAX trauen sich das aber offenbar zu.
Sie rechnen fest damit, dass in Frankreich alles beim Alten bleibt. Beim Euro sieht es ähnlich aus, denn dieser stieg im Vorfeld des zweiten Wahlgangs deutlich an.
Das heißt aber, selbst wenn diese Anger am Ende recht behalten sollten, ist das Ereignis bereits eingepreist. Es dürfte also sowohl mit dem DAX als auch mit dem Euro erst einmal nicht weiter aufwärtsgehen.
Tritt überraschend ein anderes Ergebnis ein, dann werden hingegen ähnlich wie bei Brexit und Trump zunächst eine Menge Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Dann könnte es für einige Wochen richtig haarig werden.
DAX muss die 12.000er Marke unbedingt verteidigen
Was den DAX angeht, so bleibt die 12.000er Marke kurzfristig weiterhin das Maß der Dinge. Bricht sie, sehen wir eine heftige Frühjahrskorrektur.
Gleichzeitig wäre der Index im ersten Anlauf doch noch an seinem Allzeithoch gescheitert (samt kleiner Bullenfalle), was wiederum der Stoff für eine größere Korrektur werden könnte.
Solange die 12.000 hält, ist aber alles in Butter. In diesem Fall werden wir wahrscheinlich weiterhin das zickzackförmige Aufwärtsmuster der letzten Monate fortgeführt sehen.
Neue Allzeithochs inklusive. Die Stichwahl in Frankreich könnte hier also tatsächlich zum Zünglein an der Waage werden.
DAX Tageschart: Gefahr gebannt?
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.