DAX Analyse: Gefährliche Wochenkerze – kommt die Korrektur?
Die DAX-Anleger haben in den vergangenen Jahren oft genug bewiesen, dass sie hartnäckig Realitäten ausblenden oder auch völlig überbewerten können. Der fast 4000-Punkte-Bärenmarkt 2015/2016 ohne Rezession war zweifellos eine kräftige Übertreibung nach unten.
Die anschießende 3000-Punkte-Rally seit einem Jahr stellt vor allem seit ihrer massiven Beschleunigung ab Mitte Dezember 2016 das genaue Gegenstück dar.
Jetzt werden alle Risiken (Protektionismusgefahr aus den USA, Eurozerfall, miese Verhandlungsposition beim Brexit, China-Crashgefahr etc.) ebenso sportlich ausgeblendet wie sie zuvor überbewertet wurden.
Man möchte laut rufen: Hallo, die Steuersenkungen und Investitionen finden nur in den USA statt, nicht in Europa! Hier gibt es nämlich keinen Politikwechsel.
Allein, das wird das leichtsinnige Kapital noch nicht interessieren, dass gerade in den letzten Wochen in den Markt drängte und sich für ganz clever hält. Ist doch alles gut, solange „es“ immer feste steigt.
In meinem normalerweise stets an Aktien desinteressierten Bekanntenkreis fühlt sich plötzlich jeder befähigt, am Markt mitzuspekulieren.
Ein sicheres Zeichen für eine Überspekulation und ein nahendes, markantes Hoch, dem eine saftige Korrektur folgen wird. An der Börse machen sie keine Gefangenen.
Erste bärische Wochenkerze dieser DAX-Rally
Auch die Charttechnik sendet jetzt verstärkte Warnsignale. Der vergangene Freitag war für die Bullen ein Desaster. Nach einem Höhenflug über die runde 12.000er Marke ein Wochenschluss auf Wochentief.
Das hinterließ eine potenzielle Trendwendekerze („Shooting Star“). Nicht wenige Trader dürften durch die neuen Hochs angezogen worden sein, sind auf den hohen Niveaus eingestiegen und liegen schon im Minus.
Geht es weiter abwärts, kommt eine sich selbst verstärkende Stopp-Loss-Welle in Gang. Aber vielleicht sehen wir ja noch die Übertreibung der Übertreibung – wie zuletzt vor ziemlich genau zwei Jahren?
DAX Wochenchart: Gefährliche Wochenkerze – kommt die Korrektur?
Die Kerze der Vorwoche sieht genauso aus wie die im März 2015. Übermorgen ist wieder März. Der März ist übrigens ein Monat mit besonderen Trendwendepotenzial. Vor zwei Jahren endete die 4000-Punkte-EZB-Jubel-Rally just in diesem Monat.
Ausgangs-Situation ähnlich wie vor zwei Jahren
Einer „Shooting Star“ – Wochenkerze folgte damals noch ein letztes Aufbäumen der Bullen. Diese konterten einfach die gefährliche Wochenkerze mit einem satten neuen Hoch.
Allerdings nur, um direkt danach richtig eins auf die Mütze zu bekommen. Die nächste Wochenkerze machte die Gewinne mehrerer Wochen auf einmal zunichte.
So oder ähnlich kann sich das Kursgeschehen wiederholen. Die Bullen werden nicht so einfach aufgeben.
Das Ergebnis in 2015 war ein „Bearish Engulfing“ auf Wochenbasis, also ein bärisches Trendwendesignal aus mehreren Wochenkerzen. Ein solches Muster hat mehr Aussagekraft als eine einzelne Kerze. Das Ergebnis ist bekannt: Zwei Jahre Bärenmarkt beim DAX.
Korrektur ja, Bärenmarkt eher nicht
Ich prognostiziere diesmal keinen neuen Bärenmarkt. Ich rechne eher mit einer ausgeprägten Korrektur. Ich schaue mir nun ganz genau an, ob die bärische Wochenkerze beim DAX bestätigt wird.
Danach leite ich meine Korrekturziele ab und schätze ab, ob sich gewinnträchtige Trades daraus machen lassen. Die 10.800er Marke sollten wir mindestens sehen, wenn die Korrektur einmal richtig in Fahrt gekommen ist.
Sobald sich Verkaufssignale auf Wochenbasis erst einmal durchgesetzt haben, lohnt sich auch die eine oder andere Spekulation auf fallende DAX-Notierungen.
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.