Dax-Aktien: Rekordquartal vs. Angst – was heißt das für Sie?
Wenn Sie sich in den letzten Wochen die Quartalszahlen der Dax-Konzerne angeschaut haben, dürften Sie aus dem Staunen kaum herausgekommen sein. Denn die größten Börsenfirmen Deutschlands haben kumuliert so hohe Umsätze und Gewinne erzielt wie noch nie zuvor.
Vor wenigen Tagen hat die Beratungsgesellschaft EY nun eine neue Studie zur jüngsten Dax-Berichtssaison veröffentlicht. Kurzum: Im ersten Quartal konnten die Unternehmen des Dax 40 zusammengerechnet ein Umsatzwachstum von 14 Prozent und ein Gewinnplus von 21 Prozent erzielen.
Dax: Q1-Zahlen über Vor-Corona-Niveau
Interessant: Obwohl es in Q1 zu teils erheblichen Störungen der Lieferketten etwa bei Halbleitern, Rohstoffen und anderen Komponenten gekommen war, übertraf die erste deutsche Börsenliga das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019: beim Umsatz um 27 Prozent und beim Gewinn gar um 85 Prozent.
Die größten Profiteure in Q1 waren wieder einmal die Autobauer. Laut EY lag Volkswagen mit einem operativen Gewinn von 8,3 Milliarden Euro an der Spitze, gefolgt von:
- der Deutschen Telekom (6,3 Mrd.)
- Mercedes-Benz (5,2 Mrd.)
- Bayer (4,2 Mrd.)
- und BMW (3,4 Mrd.).
US-Geschäft als Zünglein an der Waage
Angekurbelt wurde das Ganze vor allem durch das Geschäft in Nordamerika. Dort stiegen die Umsätze der deutschen Konzerne kumuliert um 19 Prozent. Beispiel Telekom: Der Bonner Gigant erwirtschaftete in Q1 im US-Markt rund 64 Prozent seines Konzernumsatzes – vor allem dank der starken Tochterfirma T-Mobile US, eine der größten Mobilfunkanbieterinnen des Landes.
Mercedes-Benz etwa verkaufte im Auftaktquartal in den USA so viele Sprinter wie noch nie in einem ersten Quartal. Und auch Volkswagen will in den nächsten Jahren wesentlich stärker auf den US-Markt setzen – etwa mit der geplanten Elektro-Pick-up-Marke „Scout“.
China wird zur Gefahr
Für die Dax-Konzerne jedenfalls wird das Geschäft in Nordamerika immer wichtiger, vor allem weil der ehemalige Umsatzmotor China sukzessive an Kraft verliert. So konnten die 40 größten Börsenfirmen Deutschlands in der Volksrepublik ihre Q1-Umsätze gerade einmal um 8 Prozent steigern. Das hat vor allem mit den harten chinesischen Corona-Lockdowns zu tun.
Doch auch langfristig wird die Volksrepublik mehr und mehr zur Gefahr. Schauen Sie: Viele Experten erwarten, dass die Pekinger Zentralregierung die regulatorischen Daumenschrauben für ausländische Unternehmen in den nächsten Jahren weiter anziehen wird. Dieser Protektionismus könnte sich vor allem für die deutsche Autobranche zu einem Desaster entwickeln.
Große Unsicherheiten belasten Dax-Index
An der Börse jedenfalls konnte der Dax-Index seit Jahresbeginn unterm Strich keine positiven Akzente setzen, trotz der Rekordzahlen. Zwischen Anfang Januar und Mitte Mai lag das Minus unterm Strich bei 12 Prozent (Stand: 19.05.2022, 10:00 Uhr). Neben der prekären Lage in China sind es vor allem die Auswirkungen des Ukraine-Krieg, die die Stimmung an der Börse drücken.
Inflation, Lieferschwierigkeiten und die Unsicherheiten bei der Energieversorgung machten es derzeit extrem schwierig, Prognosen über die weitere konjunkturelle Entwicklung abzugeben, heißt es in der EY-Studie. Tatsächlich hatten die meisten Dax-Konzerne zuletzt ihre Geschäftsprognosen für 2022 deshalb unter Vorbehalt gestellt.
Bislang sei es den Unternehmen gelungen, Lieferketten entsprechend umzustellen und die gestiegenen Preise etwa für Rohstoffe an die Kunden weiterzugeben, so EY. Doch das könnte sich alsbald ändern. Diese Unsicherheit preist die Börse derzeit in den Aktienkursen zumindest anteilig ein.
Mein Fazit für Sie
Sie sehen also: Wollen Sie aktuell in Aktien investieren, sollten Sie starke Nerven mitbringen – übrigens auch wegen des rasanten Anstiegs der Zinsen in den USA. Diese senkt die Kaufkraft der Konsumenten und dürfte die Konjunktur negativ beeinflussen.
Trotzdem haben Sie als Anleger die Möglichkeit, in Aktien zu investieren und dabei Ihr Risikolevel zu verringern. Das geht am besten über die sogenannten Dividendenaristokraten. Diese schütten seit Jahrzehnten kontinuierlich Geld an ihre Aktionäre aus. Hinzu kommt, dass deren Aktienkurse in der Regel wesentlich stabiler sind, einfach weil deren Produkte immer gebraucht werden.
Beispiele sind der US-Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson oder der Getränkehersteller Coca-Cola. Letzterer hat seine Dividende in den vergangenen 60 Jahren kontinuierlich erhöht – trotz etlicher Krisen.