Börsencrash: Corona toppt 9/11 und Lehman

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Die Börse crasht. Das ist in dieser Woche leider keine Floskel, sondern bittere Realität.

Nachdem der Dax am „schwarzen Montag“ bereits mit mehr als 7 Prozent Verlust in die Handelswoche gestartet war, weitete sich die Talfahrt am Donnerstag noch einmal aus. Mit einem Minus von 12,2 Prozent verbuchte der Deutsche Leitindex den zweithöchsten Tagesverlust in seiner Geschichte – lediglich 1989 ging es einst noch steiler bergab.

Dasselbe Bild an der Wall Street: Sowohl am Montag wie auch am Donnerstag wurde dort der Handel vorübergehend ausgesetzt. Auch der Dow Jones verzeichnete am Donnerstag den größten Verlust seit 1987. Die Coronakrise hat damit selbst 9/11 und die Lehman-Pleite übertroffen.

Dax fällt unter 10.000 Punkte

Am Parkett herrscht die schiere Panik: Verkaufen, verkaufen, verkaufen und bloß raus aus den Aktien, lautet die Devise vieler Händler und Anleger. Die Algorithmen tun ihr Übriges, um die Kapitalvernichtung zu beschleunigen.

Besonders stark unter Druck stehen neben der Luftfahrt- und Tourismusbranche auch die Bankhäuser. Wegen der massiven wirtschaftlichen Folgen, die rund um den Globus und branchenübergreifend bereits jetzt zu spüren sind, befürchten viele Banken Kreditausfälle. Die Aktie der Deutschen Bank kostete am Donnerstag erstmals unter 5 Euro, der Dax rutschte zum ersten Mal seit 2016 wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten.

EZB weitet Anleiheprogramm aus

Und dann war da noch die Europäische Zentralbank. Christine Lagarde, seit einigen Monaten neu im Amt als EZB-Präsidentin, trat mit ungewohnt ernster Mine vor die Kameras und verkündete ein Maßnahmenpaket, das dabei helfen soll, die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzumildern. Es umfasst unter anderem Liquiditätsspritzen für Banken und eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms der EZB.

Die im Anschluss an die Pressekonferenz noch einmal beschleunigte Talfahrt an den Börsen unterstrich, dass Anlegern die angekündigten Hilfen nicht weit genug gehen – zumal die EZB auch Italien eine Absage erteilt hat. Das Land ist innerhalb Europas am stärksten vom Coronavirus betroffen und seit einigen Tagen komplett abgeriegelt. Wegen der starken Abhängigkeit vom Tourismussegment droht nun der Staatshaushalt ein weiteres Mal in Schieflage zu geraten. Bereits jetzt hat Italien Probleme, sich am Kapitalmarkt Geld zu leihen.

Kein Spielraum beim Leitzins

Die EZB hat aber noch ein weiteres Problem: Die Notenbank hat es im Gegensatz zur Federal Reserve in den USA versäumt, in den vergangenen Jahren an der Zinsschraube zu drehen. Der Leitzins befindet sich bereits bei 0 Prozent, dort wird er auch bis auf Weiteres belassen. Das Instrument der Zinssenkung ist damit praktisch nicht mehr verfügbar, die EZB hat ihr Pulver bereits verschossen.

Lagarde steht nun vor der Herausforderung, andere Wege aus der Krise zu finden, ohne dabei die Stabilität der Währungsunion oder des europäischen Bankensektors zu gefährden. Es sind besondere Zeiten: Dass eine Krise derart übergreifend die Weltwirtschaft bedroht, ist eine extrem seltene Ausnahmesituation – und die Welt scheint nicht allzu gut darauf vorbereitet zu sein.