Trotz Mega-Gewinn: Wo es bei Mercedes jetzt Risiken gibt!

Trotz Mega-Gewinn: Wo es bei Mercedes jetzt Risiken gibt!
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Profit wie von einem anderen Stern: Haben Sie die neuen Zahlen von Mercedes-Benz schon gesehen? Tatsächlich war der Stuttgarter Mega-Konzern im letzten Jahr so profitabel wie noch nie zuvor.

Geldmaschine Mercedes-Benz: So stark stiegen die Gewinne in 2022

Um Sondereffekte bereinigt lag der Betriebsgewinn in 2022 bei stattlichen 20,65 Milliarden Euro und damit noch einmal gut 20 Prozent über dem ohnehin starken Vorjahr. Unterm Strich reichte es dem deutschen Premium-Autobauer für einen Gewinn von 14,8 Milliarden Euro. Das ist sogar ein Drittel mehr als 2021.

Der Umsatz stieg indes um 12 Prozent auf 150 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich eine Umsatzrendite (RoS, Return of Sales) von 14,6 Prozent – ein neuer Bestwert für die Stuttgarter, deren Umsatzrendite in den 10er-Jahren stets an der 10-Prozent-Schwelle gescheitert war.

Aktionäre sollen belohnt werden

Für diese beachtliche Profitabilität sollen übrigens auch die Aktionäre belohnt werden. So plant Mercedes-Benz ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm, um dem Kurs neue Impulse zu verschaffen. Gleichzeitig soll die Dividende für 2022 auf der anstehenden Hauptversammlung Anfang Mai von 5,00 auf 5,20 Euro erhöht werden.

Klar: Das ist auf den ersten Blick keine hohe Steigerung. Für 2021 hatten die Stuttgarter jedoch die Ausschüttung bereits um 270 Prozent erhöht. Und so ergibt sich nun gar eine noch bessere Dividendenrendite von immerhin beachtlichen knapp 7 Prozent (Kursstand: 20.02.2023, 10:00 Uhr).

Aber warum schwimmt Mercedes-Benz eigentlich im Geld?

Konzernchef Ola Källenius hatte unlängst angekündigt, in Zukunft vor allem auf Premium-Modelle und deren starke Gewinnmargen zu setzen. Das jedenfalls scheint sich nun auszuzahlen. Schauen Sie:  Die Nachfrage nach teuren Autos war im letzten Jahr trotz Inflation so hoch, dass die Stuttgarter die gestiegenen Kosten mit Zusatzgewinn an die Kunden weitergeben konnten.

Tatsächlich stiegen auch die Verkaufszahlen, zumindest gegenüber 2021. Insgesamt setzte Mercedes-Benz Cars in 2022 rund 2 Millionen Fahrzeuge ab (+5 %), davon circa 149.000 reine batterieelektrische Autos (+67 %). Rechnet man die Hybriden mit ein, waren es gar rund 333.500 Elektrofahrzeuge.

Der Absatz blieb insgesamt jedoch unter dem Vor-Corona-Niveau. 2017, 2018 und 2019 hatte es noch für mehr als 2,3 Millionen verkaufte PKWs pro Jahr gereicht. Noch immer wird die globale Autoproduktion durch gestörte Lieferketten bei Halbleitern belastet, wenngleich nicht mehr so stark wie noch 2021 und 2020.

Mercedes-Benz-Aktie: zurück zu alter Stärke

Einen Mega-Kursgewinn gab es für die Aktie in der letzten Woche trotz der starken Zahlen jedoch nicht. Das hat auch damit zu tun, dass die Mercedes-Aktie bereits seit Herbst 2022 und insbesondere seit Anfang Januar 2023 deutliche Kursgewinne erzielt hat, weshalb die Luft nach oben nun offenbar begrenzt ist – wie Sie im Aktienchart sehen können[1]:

Das Papier notiert derzeit in etwa auf dem Niveau von Anfang 2022 und deutlich über dem Vor-Corona-Niveau (Stand: 20.02.2023, 10:00 Uhr). Hinzu kommt, dass der Markt fest mit starken Gewinnzahlen für 2022 gerechnet hatte.

Ausblick auf 2023 eher verhalten

Das Problem ist jetzt der Blick in die Zukunft. Mercedes musste einräumen, im laufenden Jahr wohl nicht an die starken Profitwerte aus 2022 anknüpfen zu können. So soll die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite im Autogeschäft zwischen 12 und 14 Prozent liegen. Das wäre selbst im besten Falle ein Rückgang um 0,6 Prozentpunkte. Entsprechend sieht das Management stagnierende Umsätze und einen leichten Ergebnisrückgang.

Tatsächlich musste Mercedes schon im Schlussquartal 2022 Renditeeinbußen hinnehmen. Diesem waren unter anderem durch die hohen Bonuszahlungen an die Belegschaft bedingt.

Mercedes betonte zudem die signifikanten makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten – zum Beispiel die sich verlangsamende Konjunktur und den Handelskonflikt zwischen dem Westen und China. In Europa etwa registrierte der Konzern zuletzt einen verhaltenen Auftragseingang.

Mercedes-Benz-Aktie: mein Fazit für Sie

Ohne Frage: Die 2022er-Zahlen der Stuttgarter und deren Sternmarke sind beachtlich. Der Konzern hat es dank seiner begehrten Premium-Autos geschafft, die Inflation in zusätzlichen Gewinn umzuwandeln, der höher stieg als die allgemeine Teuerungsrate. Das gibt der Aktie jetzt eine solide fundamentale Basis.

Doch entscheidend ist nicht so sehr die Vergangenheit, sondern vielmehr die Zukunft. Und gerade 2023 könnte auch für Mercedes die eine oder andere negative Überraschung bereithalten. So könnten zum Beispiel die Senkung der Subventionen für reine Elektroautos und den kompletten Wegfall der Förderung für Plug-in-Hybride in Deutschland den Absatz belasten.

Eher längerfristig sorgt derweil auch China für Unsicherheiten – und das nicht nur wegen der drohenden, weiteren Eskalation des Handelskonflikts. Mercedes befindet sich in China in einem unerbittlichen Konkurrenzkampf vor allem mit den aufstrebenden heimischen Elektro-Akteuren. Erst im November hatten die Stuttgarter die Preise für die E-Modelle EQE und EQS um umgerechnet rund 30.000 Euro gesenkt, offenbar mit dem Ziel, im dortigen Wettbewerb bestehen zu können.

China ist mit Abstand der wichtigste Einzelmarkt der Stuttgarter. Etwa 37 Prozent der insgesamt verkauften Autos entfielen im letzten Jahr auf die Volksrepublik und damit mehr als auf den gesamten europäischen Markt.

Das Problem: Sollte es Mercedes nicht schaffen, diese Verbrenner-Machtstellung in China ins Zeitalter der Elektromobilität zu bringen, würde das den Konzern perspektivisch massiv verzwergen. Hier liegt  meiner Meinung nach der größte langfristige Risikofaktor für den Mercedes-Konzern – dicht gefolgt von einer möglichen militärischen Eskalation des Taiwan-Konflikts, der deutsche Firmen mit starkem China-Geschäft politisch erheblich unter Druck setzen würde.

Aber wie heißt es so schön: Man sollte den Teufel nicht an die Wand malen. Mercedes ist meiner Meinung nach immer noch die beste deutsche Auto-Aktie. Einfach wegen der enormen Preissetzungsmacht und Reputation in etlichen Märkten überwiegen hier die Chancen die Risiken.