Daimler Aktie solide trotz schwacher Q1-Bilanz

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Recht überraschend hat Daimler in dieser Woche seine vorläufigen Zahlen für das erste Quartal vorgelegt – und die fielen erwartungsgemäß schlecht aus.

Gewinneinbruch um 70 Prozent

Der operative Gewinn für den Zeitraum vom Jahresbeginn bis Ende März ging im Vergleich zum Vorjahr um satte 70 Prozent zurück. Unterm Strich fuhr der Stuttgarter Hersteller ein Plus von 720 Millionen Euro ein. Im Vorjahresquartal hatte Daimler noch 2,3 Milliarden Euro erzielt. Seit Beginn des Jahres hat der Autokonzern 15 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft als im Vergleichszeitraum 2019 – und das ist wohl gerade erst der Anfang.

Beobachter rechnen damit, dass die Bilanz für das aktuell laufende zweite Quartal noch einmal deutlich schlechter ausfallen dürfte als die Q1-Zahlen, denn durchschlagende Kraft entwickelte die Corona-Pandemie erst ab Anfang März, sodass zumindest zum Jahresauftakt noch halbwegs solide Absätze und Umsätze erzielt werden konnten, wenngleich die Nachfrage aus China, wo die Pandemie ihren Anfang nahm, zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich zurückging.

Produktion fährt langsam wieder hoch

Für das Gesamtjahr rechnet Daimler mit weiterhin heftigen Einbußen, wagt jedoch keine konkrete Prognose. Die Nachfragesituation sowie etwaige Engpässe bei den Lieferketten lassen kaum einen Ausblick zu, dementsprechend zurückhaltend gab sich der Konzern, der seine vollständigen Zahlen für das erste Quartal am kommenden Mittwoch vorlegen wird.

Unterdessen wird die Produktion nach einmonatigem Stillstand allmählich wieder hochgefahren, wenn auch auf niedrigerem Niveau als zuvor. Insgesamt rund 135.000 Daimler-Beschäftigte in Deutschland befinden sich zurzeit noch in Kurzarbeit.

Aktienkurse haben Verluste bereits eingepreist

Anleger zeigten sich trotz der schwachen Zahlen recht gelassen: Aktien von Daimler wie auch von BMW und Volkswagen notierten am Donnerstag um etwa 1 Prozent im Plus. Die Krise betrifft die gesamte Branche gleichermaßen, die neben wegbrechenden Einnahmen nach wie vor mit notwendigen Investitionen in die Umstellung auf die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte konfrontiert ist.

Bei Daimler sieht man sich finanziell dennoch gut aufgestellt für die Zeit nach der Krise – wobei dies auch zulasten der Belegschaft geht. Eine fünfstellige Zahl an Arbeitsplätzen soll in den kommenden Jahren gestrichen werden.

Kaufanreize umstritten

Inwiefern der Automarkt sich wieder ankurbeln lässt, etwa durch ein Äquivalent zur Abwrackprämie, wie sie nach der Finanzkrise vor zehn Jahren zum Einsatz kam, ist umstritten. Zum einen handelt es sich dabei lediglich um einen kurzfristigen Anreiz, ohnehin geplante Autokäufe werden dadurch möglicherweise vorgezogen, sodass der Absatz im darauffolgenden Jahr wieder einknickt.

Zum anderen geistert auch der böse Begriff der Wettbewerbsverzerrung durch den Raum bei einer einseitigen Subventionierung der Automobilbranche in Zeiten, in denen nahezu sämtliche Wirtschaftszweige von der Krise betroffen und zum Teil in existenziellen Nöten sind.

Lichtblicke erst 2022?

Für die Autobauer kommt erschwerend hinzu, dass zahlreiche Arbeitnehmer und Selbständige aktuell mit Einnahmeausfällen konfrontiert sind. Sie werden nach der Krise vermutlich andere Prioritäten haben als die Anschaffung eines Neuwagens.

Experten rechnen daher damit, dass die Branche noch über das laufende Jahr hinaus mit Einbußen zu kämpfen haben wird. Tatsächliche Lichtblicke werden erst ab 2022 erwartet.