Daimler Aktie bricht nach Hauptversammlung ein
Es könnte alles so einfach sein, und so schön: 2017 war für Daimler ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr. Bei Absatz, Umsatz und Gewinn fuhr der Stuttgarter Autobauer neue Rekordwerte ein.
Der Jahresumsatz summierte sich auf satte 164 Milliarden Euro, der Jahresüberschuss fiel mit 10,5 Milliarden Euro ebenfalls üppig aus. Dafür wird nicht nur der Vorstand großzügig vergütet, auch die Aktionäre bekommen ein gutes Stück vom Kuchen ab.
Mit insgesamt 3,9 Milliarden Euro zahlt Daimler insgesamt die höchste Dividendensumme unter den Dax-Konzernen an seine Anteilseigner aus, je Aktie erhalten sie mit 3,65 Euro ganze 40 Cent mehr als noch im Vorjahr.
Grund genug also, sich zu freuen und zufrieden zurückzulehnen? Mitnichten, wie die Hauptversammlung in Berlin in der vergangenen Woche gezeigt hat.
Unangenehme Themen auf der Hauptversammlung
Denn dort hat nicht nur der Vorstand damit begonnen, die Aktionäre auf weniger ertragsreiche Jahre einzustimmen: Hohe Investitionen in neue Technologien und Modelle verschlingen zunächst hohe Summen, und auch die E-Autos spülen nach Einschätzung von Daimler-Chef Dieter Zetsche zumindest in der ersten Zeit weniger Gewinn in die Konzernkassen.
Umgekehrt hatten jedoch auch die Aktionärsvertreter so einiges zu besprechen. Denn im Gegensatz zur Geschäftsbilanz fiel der Aktienkurs für das vergangene Jahr weniger berauschend aus. Während der Dax 2017 unterm Strich zulegen konnte, kommt die Daimler Aktie seit geraumer Zeit kaum vom Fleck.
Stattdessen hat das Papier immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen und bewegte sich zuletzt auf etwa gleichem Niveau wie noch vor einem Jahr. Außer Spesen nichts gewesen? Doch, eine Menge ungelöste Probleme und Herausforderungen, die nun auch bei der Hauptversammlung besprochen wurden, ohne dass jedoch in allen Bereichen bereits hinreichende Lösungsstrategien zu erkennen wären.
Daimler Aktie bleibt unter Druck
Der überraschende Einstieg des chinesischen Investors und Geely-Gründers Li Shufu beispielsweise, der seit wenigen Monaten 10 Prozent der Daimler-Anteile hält und damit größter Einzelaktionär ist, kommt bei vielen Anlegern gar nicht gut an. Sie befürchten etwa, dass Daimler langfristig auf der Strecke bleiben könnte bei einem zu umfassenden Know-how-Transfer in Richtung Reich der Mitte.
Auch die Diesel-Debatte ist längst noch nicht ausgestanden. Noch immer wird über Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in deutschen Innenstädten diskutiert, noch immer sind die Vorwürfe nicht vom Tisch, wonach neben Volkswagen womöglich auch Daimler und BMW Abschalteinrichtungen verbaut haben könnten, die die Abgaswerte auf dem Prüfstand besser aussehen lassen als im realen Straßenverkehr.
Gerät der Diesel weiter unter Druck, wird zudem die Gefahr immer größer, die EU-Vorgaben hinsichtlich der durchschnittlichen Abgaswerte über die gesamte Produktpalette zu verfehlen, wobei hohe Strafzahlungen drohen. Und auch die Vorwürfe rund um illegale Kartellabsprachen dürften sich juristisch noch eine Weile hinziehen.
Unterm Strich bleibt also trotz Rekordbilanz nach der Hauptversammlung nicht Euphorie, sondern Ernüchterung zurück – und ein Aktienkurs, der am Tag danach noch einmal um rund 6 Prozentpunkte einbrach.