Autobranche: Bewegte Zeiten
Daimler punktet mit starken Quartalszahlen, Volkswagen dämpft die Erwartungen, Porsche wird den Dieselskandal nicht los und Sigmar Gabriel sorgt für Gesprächsstoff – so in etwa lassen sich die Meldungen der vergangenen Tage aus der Automobilindustrie zusammenfassen.
Doch der Reihe nach. In der vergangenen Woche sorgte Daimler mit der Vorlage seiner Quartalsergebnisse für ein Kursfeuerwerk. Sowohl der Umsatz als auch das Ergebnis vor Steuern und Zinsen konnten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um jeweils rund 8 Prozent gesteigert werden und beliefen sich zuletzt auf 43,3 beziehungsweise 2,7 Milliarden Euro.
Aktien im Höhenflug – Anleger feiern Autohersteller
Anleger reagierten begeistert, die Daimler Aktie schoss in die Höhe – dem konnten auch die getrübten Aussichten der Lkw-Sparte keinen Abbruch tun. Der stark konjunkturabhängige Geschäftsbereich rechnet in den kommenden Monaten und möglicherweise Jahren aufgrund der abkühlenden globalen Wirtschaftsentwicklung mit Rückgängen.
Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der VW Aktie. Auch der Wolfsburger Konzern konnte mit seinen Quartalszahlen überzeugen. Der Umsatz legte um 7 Prozent zu auf knapp 187 Milliarden Euro, das operative Ergebnis konnte in den Sommermonaten sogar um fast 25 Prozent gesteigert werden auf 13,5 Milliarden Euro.
Dennoch dämpfte das Unternehmen die Erwartungen im Hinblick auf die Absatzzahlen für das Gesamtjahr. Anstelle einer leichten Steigerung rechnet man in Wolfsburg nun lediglich mit Verkäufen auf Vorjahresniveau.
Porsche muss auf Musterfeststellungsklage warten
Unterdessen wurde die Porsche SE ausgebremst in Sachen Dieselgate-Aufarbeitung: Der Prozess gegen den VW-Großaktionär wurde vorläufig auf Eis gelegt. Nach Auffassung des zuständigen Oberlandesgerichts in Stuttgart muss zunächst das neu entwickelte Musterverfahren gegen Volkswagen durchgefochten werden – und zwar durch alle Instanzen, bis ein rechtskräftiges Urteil vorliegt.
Erst danach könne das Gericht über die Schadensersatzforderungen entscheiden, über die zuletzt verhandelt wurde. Im vergangenen Jahr war die Porsche Holding vom Landgericht Stuttgart zu Zahlungen in Höhe von 47 Millionen Euro verurteilt worden wegen der verspäteten Informationen über den Diesel-Abgasskandal, der im Herbst vor vier Jahren publik wurde.
Während das Unternehmen die Schadensersatzforderungen generell für unbegründet hält, fordern die Kläger eine höhere Summe. Beide Seiten werden sich nun bis auf weiteres in Geduld üben müssen, denn bis die neue Musterfeststellungsklage zu einem rechtskräftigen Urteil führt, dürften noch Monate, wenn nicht gar Jahre ins Land gehen.
Sigmar Gabriel als Cheflobbyist der Autobranche?
Für Diskussionsstoff sorgt unterdessen der ehemalige Bundesminister und frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Gerüchten zufolge soll er an die Spitze des mächtigen Automobilverbandes VDA wechseln. Der Lobbyverband sucht derzeit nach einem neuen Präsidenten und soll an Gabriel nicht zuletzt wegen seiner guten Kontakte in Politik und Wirtschaft, insbesondere zum VW-Konzern, interessiert sein.
Gabriel selbst bestritt zuletzt, dass es eine offizielle Anfrage dieser Art von Seiten des VDA gegeben habe. Zu möglichen informellen Gesprächen äußerte er sich jedoch nicht.