Curevac Aktie steigt nach tiefroter Jahresbilanz

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Die Pandemie hat bekanntlich viele Verlierer und einige Gewinner hervorgebracht. Zu den Profiteuren zählten Streamingdienste wie Netflix, Anbieter für Videokonferenzformate wie Zoom, aber auch Essenslieferanten, Onlinehändler und Logistikkonzerne machten gute Geschäfte mit den daheimgebliebenen Onlineshoppern.

Daneben geriet eine Branche in den Fokus, die sonst häufig eher im Hintergrund agiert: Biotech-Unternehmen, die an Wirkstoffen forschen und Medikamente entwickeln – in diesem Fall Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus und die von ihm ausgelöste Covid-19-Erkrankung.

Biontech: Eine Mainzer Erfolgsgeschichte

Zu Beginn der Pandemie hat die Bundesregierung großzügig und flächendeckend in zahlreiche Unternehmen investiert, die an der Entwicklung von Vakzinen arbeiteten. Inzwischen haben sich eindeutige Gewinner und Verlierer herauskristallisiert.

Eine beispiellose Erfolgsgeschichte schrieb das Mainzer Unternehmen Biontech, das gemeinsam mit dem US-Pharmariesen Pfizer das erste, auf der neuen mRNA-Technologie basierende Vakzin auf den Markt brachte. Bis heute wird es rund um den Globus verabreicht, Studien bescheinigen eine gute Wirksamkeit, die zwar nicht vollständig vor einer Infektion schützt, die Infizierten aber doch in den meisten Fällen vor einem schweren Krankheitsverlauf bewahrt.

AstraZeneca trotz Zulassung weit weniger erfolgreich

Für Biontech bedeutete das den Durchbruch: Nach jahrelangen Verlustgeschäften erwirtschafteten die Mainzer im vergangenen Jahr einen Gewinn von gut 10 Milliarden Euro bei einem Umsatz von rund 19 Milliarden Euro. Einen sprunghaften Anstieg ähnlicher Größenordnung verbuchte auch das US-Unternehmen Moderna, das ebenfalls einen mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 erfolgreich am Markt platzieren konnte.

Andere Unternehmen waren weniger erfolgreich. So wurde beispielsweise der Impfstoff des britischen Herstellers AstraZeneca zwar zugelassen und verabreicht, hat aber nach Berichten über seltene schwere Nebenwirkungen und Lieferausfällen ein massives Imageproblem. In Deutschland kommt das Vakzin daher kaum noch zum Einsatz, andere Länder hingegen setzen weiter auf den britischen Impfstoff.

Curevac: Fiasko im Sommer führt zu hohen Verlusten

Ein wahres Fiasko war die Impfstoffentwicklung für das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac. Auch hier wurde an einem Vakzin auf mRNA-Basis geforscht. Die Studien liefen noch, als die Präparate von Biontech und Moderna bereits seit Monaten verabreicht wurden. Die Bundesregierung, die 2020 auch in Curevac massiv investiert hatte, hielt zunächst an ihren Plänen fest, Curevac auch in die bundesweite Impfkampagne einzubeziehen – doch daraus wurde nichts.

Als im Sommer 2021 endlich die Ergebnisse der klinischen Phase-3-Studie vorlagen, machte sich Ernüchterung breit. Wegen zu geringer Wirksamkeit zogen die Tübinger ihren Impfstoff zurück. Vor allem dadurch rutschte das Unternehmen im vergangenen Jahr einmal mehr tief in die roten Zahlen: Nach einem Minus von knapp 110 Millionen Euro im Vorjahr weiteten sich die Verluste im vergangenen Jahr aus auf gut 412 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte von knapp 49 Millionen Euro in 2020 auf nun 103 Millionen Euro.

Curevac setzt auf zweiten Anlauf

Immerhin: Die Vorauszahlung in Höhe von 450 Millionen Euro muss das Unternehmen nicht zurückzahlen – und setzt weiterhin auf einen eigenen, nachgebesserten Corona-Impfstoff. Im März startete eine neue Phase-1-Studie, erste Ergebnisse werden im zweiten Halbjahr erwartet.

Auch der Bund setzt nach wie vor auf einen künftigen Erfolg von Curevac – und schloss Verträge mit dem Unternehmen ab, die Produktionskapazitäten bis 2029 sichern sollen. Entsprechende Verträge hat die neue Bundesregierung neben Curevac auch mit weiteren Herstellern, darunter Biontech, geschlossen. Sie sollen sicherstellen, dass Herstellung und Lieferung von Impfstoffen im Bedarfsfall zügig hochgefahren werden können und die Versorgung der Bundesbürger mit Impfstoffen gewährleistet ist.

Bund sichert Produktionskapazitäten bis 2029 – Curevac Aktie steigt

Zu Beginn der Impfkampagne im Frühjahr 2021 waren zeitweise die verfügbaren Impfdosen knapp. Monatelang wurden Impfwillige deswegen in mehrere Priorisierungsgruppen unterteilt, ehe im Sommer genügend Impfstoff für alle zur Verfügung stand. Ein solches Szenario soll künftig durch die Verträge vermieden werden.

Für die Curevac Aktie lief es seit der Notbremse beim ersten Impfstoff gar nicht gut: Der Kurs hat sich nach einem Höchststand von gut 100 Euro im vergangenen Sommer abrupt halbiert und auf Jahressicht inzwischen gut 80 Prozent eingebüßt. In dieser Woche aber griffen Anleger wieder zu und ließen die Aktie um mehr als 4 Prozentpunkte steigen. Mehrfach näherte sich der Kurs der Marke von 16 Euro an.

Sollte es im zweiten Anlauf gelingen, einen wirksamen Impfstoff auf den Markt zu bringen, wäre auf lange Sicht mit einem kräftigen Anstieg zu rechnen. Der Weg dorthin ist allerdings noch weit.