Curevac Aktie im Wechselbad der Gefühle
Wie gewonnen, so zerronnen: Die Aktie des Tübinger Biotechnologieunternehmens Curevac ist am Dienstag zweistellig eingebrochen, nachdem sie noch am Vortag ein Kursplus von rund 8 Prozent verzeichnet hatte. Was ist passiert?
Konkurrenz prescht vor
Der Aufschwung am Montag war begründet durch gute Nachrichten von Konkurrenten: Nachdem der Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer inzwischen auch für Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren zugelassen worden ist, hat nun auch der US-Hersteller Moderna einen entsprechenden Zulassungsantrag gestellt. Das hatte am Montag für Auftrieb bei allen drei Herstelleraktien gesorgt.
Bei Curevac allerdings ist man noch immer nicht soweit. Das Vakzin hat überhaupt noch keine Zulassung, unabhängig von der Altersgruppe. Am Dienstag folgte dann ein herber Rückschlag, der für den massiven Kurseinbruch maßgeblich verantwortlich sein dürfte: Wie aus einer eigentlich vertraulichen Runde der Gesundheitsminister von Bund und Ländern nach außen drang, gibt es laut der europäischen Arzneimittelbehörde EMA weitere Verzögerungen im Zeitplan.
Curevac: Weitere Verzögerungen in entscheidender Studienphase
Demnach sei mit einer Zulassung des Impfstoffs von Curevac „nicht vor August“ zu rechnen. Vor kurzem hatte es von Seiten des Unternehmens noch geheißen, man befinde sich auf der Zielgeraden und rechne mit einem Zulassungsantrag im Juni. Offenbar gibt es allerdings Probleme mit der klinischen Studie. Zurzeit befindet sich das Vakzin in der entscheidenden Phase-III-Studie. Medienberichten zufolge soll es schlichtweg nicht genügend Teilnehmer geben, um die erforderliche Datenbasis zu generieren, weswegen sich das gesamte Unterfangen nun noch einmal verzögert.
Die Verspätung bedeutet auch für die bundesweite Impfkampagne einen erneuten Dämpfer. Nachdem bereits Biontech seine ursprünglich für Anfang Juni angekündigten Dosen teils erst Ende des Monats wird ausliefern können, muss der eingeplante Impfstoff von Curevac nun aus den Kalkulationen gestrichen werden.
Eigentlich hatte die Bundesregierung noch im laufenden Quartal 1,4 Millionen Impfdosen von Curevac eingeplant, weitere 9,4 Millionen Dosen bis Ende September sowie knapp 29 Millionen Dosen im Schlussquartal des Jahres. All diese Positionen wurden aus der aktualisierten Berechnung offenbar komplett herausgestrichen.
Curevac Impfstoff wird auch später noch gebraucht
Curevac war im vergangenen Jahr als heißer Kandidat gehandelt worden, einen der ersten Impfstoffe zu liefern. Nun ist man über ein halbes Jahr später dran als die Konkurrenz. Dennoch ruhen große Hoffnungen auf dem zusätzlichen Vakzin: So könnte Curevac sukzessive AstraZeneca ersetzen, dessen Impfstoff in den vergangenen Monaten stark in Verruf geraten war. Auch für wahrscheinlich notwendige Auffrischungsimpfungen werden die zusätzlichen Impfdosen benötigt – und außerdem haben weite Teile vom Rest der Welt noch nicht einmal angefangen, ihre Bevölkerung zu immunisieren.
Es bleibt also viel zu tun und der Bedarf wird auch im August noch vorhanden sein, Curevac wird auf seinem Impfstoff folglich nicht sitzenbleiben. Dennoch sind die jüngsten Meldungen ein herber Rückschlag, insbesondere für Anleger, die nach den positiven Signalen vom Montag auf weitere Kursgewinne gehofft hatten. Wohl dem, der seine Gewinne rasch eingestrichen hat.
Biontech Aktie im Höhenrausch – Curevac auf Achterbahnfahrt
Während es für die Aktie von Biontech, dem Überraschungssieger im Rennen der Impfhersteller, seit Monaten steil bergauf geht, mussten Curevac Aktionäre eine Achterbahnfahrt aushalten, die von Fortschritten und Rückschlägen angeheizt und durch Meldungen der Wettbewerber beeinflusst wurde.
Zwar ist die Curevac Aktie trotz des jüngsten Einbruchs immer noch fast doppelt soviel wert wie vor einem Jahr, doch das ist ein schwacher Trost, wenn man auf den Nachbarn Biontech hinüberschielt: Dort steht auf Jahressicht mittlerweile ein Plus von 330 Prozent, und der Aufwärtstrend scheint trotz kleinerer kurzfristiger Rücksetzer insgesamt ungebrochen.