ADNOC will Covestro für 16 Mrd. Euro übernehmen
Sie werden es sicherlich mitbekommen haben: Bereits seit einigen Monaten wurde über eine mögliche Übernahme des Leverkusener Kunststoffherstellers Covestro durch die Abu Dhabi National Oil Company (kurz: ADNOC) spekuliert.
Jetzt ist es offiziell: Am 1. Oktober 2024 gab Covestro bekannt, dass das Unternehmen eine Übernahme- bzw. Investitionsvereinbarung mit ADNOC unterzeichnet hat. Bevor ich jedoch auf die Details der Übernahmevereinbarung eingehe, möchte ich Ihnen – wie üblich – die beiden Unternehmen kurz vorstellen
Covestro und ADNOC im Fokus
Die Covestro AG entstand 2015 durch eine Abspaltung der Kunststoffsparte der Bayer AG. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Leverkusen und zählt zu den weltweit führenden Herstellern von hochwertigen Kunststoffen (Polymeren).
Im Geschäftsjahr 2023 erzielten die rund 17.500 Covestro-Mitarbeiter einen Umsatz von 14,4 Mrd. Euro. Der operative Gewinn (EBIT) belief sich auf 186 Mio. Euro. Covestro ist weltweit an 48 Standorten vertreten.
Die 1971 gegründete ADNOC ist der staatseigene Ölkonzern der Vereinigten Arabischen Emirate mit Sitz in Abu Dhabi. Das Unternehmen zählt zu den größten Erdölproduzenten der Welt. ADNOC hat zahlreiche Tochterunternehmen rund um die Erdöl- und Gasförderung, Verarbeitung und Transport.
ADNOC will sich breiter aufstellen und investiert vor allem in die Chemieunternehmen. Erst im Februar dieses Jahres gab das Unternehmen bekannt, dass es 24.9% der Aktien des österreichischen Chemiekonzerns OMV AG erworben hat. Die Übernahme von Covestro ist ein weiterer Schritt zur Diversifikation im Chemiesektor.
Details zur Übernahme
Laut Übernahmevereinbarung bietet ADNOC den Covestro-Aktionären 62,00 Euro je Aktie in bar. Damit bewertet der Ölkonzern Covestro mit 11,7 Mrd. Euro. Die Offerte beinhaltet eine Übernahmeprämie von rund 54% auf den Schlusskurs vom 19. Juni 2023, dem Tag bevor erstmalig über eine mögliche Transaktion in der Presse berichtet wurde.
Hinzu kommen die Übernahme der Schulden des Leverkusener Chemiekonzerns in Höhe von etwa 3 Mrd. Euro sowie eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,17 Mrd. Euro, die nach dem Closing erfolgen soll. Unter dem Strich wird die Übernahme ADNOC etwa 16 Mrd. Euro kosten.
Das Übernahmeangebot unterliegt einer Mindestannahmequote von 50% plus einer Aktie. Vorbehaltlich der Prüfung der Angebotsunterlage gehen Vorstand und Aufsichtsrat von Covestro davon aus, dass sie den Aktionären der Gesellschaft die Annahme des Angebots empfehlen werden.
So reagierte die Börse
Am 1. Oktober 2024, dem Tag der Bekanntgabe der Übernahmevereinbarung, legte der Kurs der Covestro-Aktie im Xetra-Handel knapp 3.8% zu und ging mit 58,06 Euro aus dem Handel. Auch in den Folgetagen blieb der Kurs der Aktie deutlich unter den von ADNOC gebotenen 62,00 Euro. Das liegt vermutlich daran, dass der Bieter nicht aus der EU stammt und die EU damit ein Veto-Recht hat.
So soll es weitergehen
Die Angebotsunterlage, die voraussichtlich innerhalb der nächsten sechs Wochen verfügbar sein wird, und andere für das öffentliche Übernahmeangebot relevante Informationen nach Freigabe durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht werden auf der Website www.covestro-offer.com zur Verfügung gestellt.