Commerzbank Aktie profitiert durch Übernahmepoker: Alle Jahre wieder …

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Es ist ein altbekanntes Spiel: Alle Jahre wieder stehen Spekulationen rund um eine Übernahme der Commerzbank im Raum. Häufig galt die benachbarte Deutsche Bank als Aspirantin, zum Zusammenschluss der beiden größten deutschen Geldhäuser kam es bekanntlich nie.

UniCredit interessiert an Commerzbank-Übernahme

Beide haben bis heute zu kämpfen mit Nachwehen ihrer eigenen, bereits vor Jahren vollzogenen Übernahmen: Die Commerzbank hatte sich an der Übernahme der Dresdner Bank verhoben, die Deutsche Bank hat es bis heute nicht geschafft, die Postbank vernünftig zu integrieren. Internationale Finanzskandale sowie die globale Finanzkrise vor gut 10 Jahren taten ihr Übriges, um die beiden Großbanken im Dax immer wieder ins Wanken zu bringen. Bisher haben sie standgehalten, auch wenn die Commerzbank Aktie zwischenzeitlich in den MDax abgerutscht war. Inzwischen tummelt sie sich wieder in den Top 40 der börsennotierten deutschen Unternehmen.

Nun ist es die italienische UniCredit, die ihre Fühler nach der Commerzbank ausstreckt. Bei der Commerzbank ist man darüber not amused: Sowohl die Konzernführung wie auch die Belegschaft wollen sich gegen eine Übernahme wehren und für die Eigenständigkeit der Bank kämpfen. Auch ihre Kunden, zu denen viele deutsche Mittelständler zählen, wurden dazu aufgerufen, sich für die weitere Eigenständigkeit der Commerzbank auszusprechen. Der Reisekonzern Tui ist dieser Bitte bereits nachgekommen und hat der Bank den Rücken gestärkt.

Designierte Commerzbank-Chefin geht in die Offensive

Zugleich gibt es Neuigkeiten im Personaltableau. Der bisherige Vorstandschef Manfred Knof hat seinen Rückzug angekündigt, als Nachfolgerin steht die bisherige Finanzchefin Bettina Orlopp in den Startlöchern. In den vergangenen Tagen haben die Führungsgremien über ihre Strategien beraten. Dabei setzt die Bank auf höhere Profitabilitätsziele und somit Wertsteigerungspotenziale – und will ihre Anleger noch deutlich stärker als bisher an den Gewinnen beteiligen.

Konkret soll der Nettogewinn bis 2027 auf mehr als 3 Milliarden Euro steigen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hat die Bank einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Zudem sollen für die Jahre 2025 bis 2027 Ausschüttungsquoten von mehr als 90 Prozent umgesetzt werden. Die Eigenkapitalrendite, die im laufenden Jahr bei rund 8 Prozent liegen soll, war bislang für 2027 mit 11,5 Prozent angepeilt worden – auch dieser Wert soll steigen und wird nun etwas ambitionierter mit 12 Prozent angegeben.

Commerzbank Aktie auf höchstem Stand seit 12 Jahren

Anleger zeigten sich erfreut über die Pläne: Die Commerzbank Aktie stieg zuletzt auf mehr als 16 Euro und erreichte den höchsten Stand seit 2012. Im Zuge des Verkaufs der Anteile der Bundesregierung hatte die italienische UniCredit in größerem Umfang Commerzbank Aktien erworben und verfügt nun über gut 21 Prozent der Anteile. Zugleich beantragten die Italiener bei den zuständigen Behörden die Genehmigung, den Anteil auf 29,9 Prozent auszubauen. Bei der Commerzbank wird der Überraschungscoup als feindlicher Übernahmeversuch betrachtet.

Inzwischen stehen die Frankfurter im Austausch mit mehreren anderen internationalen Großbanken, darunter Goldman Sachs aus den USA sowie der Schweizer UBS, um eine mögliche Übernahme abzuwehren. Die Commerzbank will offensiver auftreten, möglicherweise selbst Zukäufe realisieren, um aus der Schusslinie zu kommen.

Gespräche mit UniCredit für Freitag geplant

Doch auch mit der UniCredit sucht der Vorstand der Commerzbank das Gespräch. Am morgigen Freitag wollen sich Vertreter beider Geldhäuser zusammensetzen und sich über ihre jeweiligen Ziele austauschen. Die designierte Commerzbank-Chefin Orlopp versicherte, man werde „keine dummen Dinge tun“. Sowohl der hauseigene Betriebsrat als auch die Dienstleistungsgewerkschaft verdi sprechen sich klar gegen eine Übernahme durch UniCredit aus. Auch die Bundesregierung, die aktuell noch rund 12 Prozent der Commerzbank-Anteile hält, hatte vor einem solchen Schritt gewarnt.

Börsianer und Ökonomen sehen einen möglichen Zusammenschluss dagegen weniger kritisch und mahnen zur Gesprächsbereitschaft bei der Commerzbank – sowie größerer Zurückhaltung von Seiten des Bundes. Immerhin handele es sich bei der UniCredit um eine Bank aus einem EU-Land, wirtschaftlich sinnvolle Fusionen seien im Sinne des gemeinsamen Binnenmarkts durchaus erwünscht.

Ob die Commerzbank ihre Eigenständigkeit einmal mehr wird behaupten können, dürften die kommenden Wochen zeigen. So oder so: Anleger profitieren schon jetzt von den Übernahmephantasien. Allein in diesem Monat hat die Commerzbank Aktie bereits um fast 30 Prozentpunkte zugelegt, auf Jahressicht zählt sie mit einem Kursplus von rund 60 Prozent zu den Top-Werten im Leitindex Dax.